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Shattered Union (Taktik & Strategie) – Shattered Union

Werdet ihr bei Advance Wars oder Domination hellhörig? Dann hat PopTop vielleicht genau das Richtige für euch: Mit Hinweis auf die zwei gelungenen Genrevertreter versuchen die Entwickler, ein ähnliches Prinzip einsteigerfreundlich zu verpacken und entfachen einen zweiten amerikanischen Bürgerkrieg. Hält der Inhalt, was das interessante Szenario verspricht?

© PopTop / 2K Games

Einheitseinheiten

Das macht den Einstieg auf Konsole leichter, stört erfahrene PC-Generäle aber kaum. Zumal fast alle Parteien das gleiche Kriegsgefährt befehligen. Lediglich bei Auseinandersetzungen mit der EU ist Umdenken angesagt: Leopard II statt Abrahams und Tiger-Hubschrauber statt Apaches sorgen bei den Europäern für Zerstörung. Zum Großteil findet sich bekanntes militärisches Inventar, Ausnahmen reihen sich zugunsten des Szenarios in der nahen Zukunft ein. Schade nur, dass sich Entwickler PopTop nicht dazu durchringen konnte, das knifflige Schere-Stein-Papier-Prinzip bis in die letzte Konsequenz auszureizen: Viele Einheiten gleichen sich zu sehr, was für weniger Übersicht und längere Einarbeitungszeit sorgt. Richtig vermisst habe ich neben Seestreitkräften auch echte Aufklärer, denn die Wege der flinken Hummer oder Hubschrauber sind im Vergleich zu denen des

Ist der Ruf erst einmal ruiniert, bombt es sich ganz ungeniert: Böse sein macht Laune!

restlichen Gefährts so kurz, dass das eigentlich sinnvolle Vorrücken damit bestraft wird, dass ihr in den Klauen der KI landet.

Mangelware Abwechslung

Kritik ist auch beim Missionsdesign angesagt, denn leider zeigt sich schnell, dass es an Tiefgang mangelt und die anfängliche Freude von immer gleichen Kämpfen auf den stets gleichen Karten erdrückt wird. So müsst ihr mit dem Besetzen diverser Städte (oder dem Verhindern desselben) zwar Ziele erfüllen, es reicht aber auch, den Feind einfach zu plätten. Die KI spielt dabei hervorragend mit und greift euch direkt an, statt wichtige Punkte zu verteidigen. An diesen stehen dann oft nur ein paar Soldaten, die spurlos im Einschussloch eurer dicken Munition verschwinden.

Das ist besonders ärgerlich, da es kaum Abwechslung vom beschriebenen Missionsalltag gibt. Es wirkt einfach ernüchternd, wenn im Grunde jedes Mal die gleiche Schlacht geschlagen wird. Ich hätte mir z.B. sekundäre Ziele gewünscht, bei deren Erreichen sich der Geldbeutel schneller füllt oder mir taktische Vorteile zugesprochen werden. Letztere findet ihr lediglich in der Form russischer Pakete, die im Krisengebiet landen. Die Kisten bringen Begünstigungen für Fahrzeuge in der direkten Umgebung und stellen euch vor die knifflige Wahl: Zieht ihr mit einzelnen Einheiten Richtung Feind oder bleibt ihr lieber im sicheren Verband?

Über den Wolken…

Richtig gut gefällt mir dagegen der Einsatz von Flugzeugen, die mit traumwandlerischer Sicherheit nahezu jeden Gegner nach nur einem Angriff von der Karte fegen. Die Flieger befinden sich dabei auf dem Flugplatz, welchen ihr vor jedem Gefecht ähnlich den Einheiten platzieren müsst. Über ein separates Menü greift ihr auf die Bomber und Kampfjets zu und wählt ganz normal ein Ziel. Ist die Luftabwehr des Gegners ausgeschaltet, haben die Maschinen nicht viel zu befürchten und gehen radikal gegen Hubschrauber oder Bodentruppen vor. Ihr müsst nur darauf Acht geben, dass keine feindlichen Flugzeuge im Zielgebiet patrouillieren. Die Vorteile haben natürlich ihren buchstäblichen Preis: Ihr zahlt mehr als doppelt so viel für die Flieger wie euch die stärksten restlichen Einheiten kosten. Seltsam ist nur, dass die Kamera bei Bombardierungen statt des Angriffs ein Gebiet zeigt, in dem absolut gar nichts passiert.

Collateral Damage

Es ist übrigens Vorsicht geboten, wenn ihr euch dem Rausch des Krieges hingebt, da eure Angriffe auch Kollateralschaden verursachen. Auch wenn euch das bisher nie gestört hat, müsst ihr bei Shattered Union ein Auge auf die Anzeige am oberen Bildschirmrand werfen, denn je mehr sie sich rot füllt, desto weiter wandelt ihr auf dem „Pfad zur dunklen Seite der Macht“, wie es einer der Entwickler beschrieb. Aber welche Auswirkungen hat der Status auf euer Vorgehen? Ganz einfach: Ihr dürft im Abstand einiger Runden diverse Spezialkräfte einsetzen, mit denen ihr die Werte einzelner Truppen steigern oder Flächen deckende Giftgaswolken einsetzen könnt. Der Witz dabei: Je öfter ihr während der Kämpfe den roten Balken füllt, desto tiefer sinkt im Verlauf der Kampagne euer politisches Ansehen.

Klingt negativ? Ist es aber nicht! Im Gegenteil, denn ein mieser Ruf spendiert erst die wirklich mächtigen Waffen wie z.B: Atomschläge. Gutmenschenspieler bekommen Möglichkeiten wie das Lahmlegen feindlicher Einheiten oder die Beseitigung des Kriegsnebels spendiert. Zwar dürft ihr von Anfang an auf drei solcher Funktionen zurückgreifen, aber erst ein richtig gutes oder mieses Ansehen öffnet den Zugang zu anderen und vor allem wirkungsvollen Kräften. Einziger Nachteil: Die Partisanen,

Die Landschaften versprühen den authentischen Charme von Satellitenfotos.

welche sich auf den meisten Karten herumtreiben, entscheiden sich für das kleinere Übel und schließen sich der Partei mit dem besseren Ruf an.

Ein kurzes Vergnügen

Das klingt alles unterhaltsam und macht tatsächlich Spaß, ist aber auf Dauer zu eintönig und gleich bleibend, so dass Hardcorestrategen, die sich z.B. an Domination oder Advance Wars die Zähne ausgebissen haben, schnell langweilig wird. Shattered Union lässt außerdem einige Dinge vermissen, die ein erfahrener Feldherr einfach braucht, um glücklich zu werden. So hat weder das Klemmen von Einheiten Einfluss auf deren Werte, noch stört es, wenn eine Einheit aus dem letzten Loch pfeift – sie trifft weiterhin so gut, als hätte er eben erst die Fabrik verlassen. Auch dass die KI bis auf den geschickten Umgang mit „Schere, Stein, Papier“ keine taktischen Finessen kennt, zum größten Teil blindlings auf euch zustürmt und in höheren Schwierigkeitslevels lediglich mehr Truppen in den Kampf schickt, wirkt unausgegoren.

Im Multiplayermodus bietet sich ein ähnliches Bild: Für eine schnelle Runde am Abend ist der kurze Strategiesnack allemal gut, längere Partien tragt ihr aber besser bei der Konkurrenz aus. Zumal Gefechte über Internet bzw. Xbox Live schwer aufzutreiben sind; nur gelegentlich verirrt sich ein Hobbygeneral hierher. Dafür bietet Shattered Union vom E-Mail-Austausch über LAN-Verbindung und das abwechselnde Taktieren an einem Rechner technisch alles, was das Herz begehrt.

           

  1. @Funkenstein:
    An deiner Stelle würd ichs mal anspielen oder für ein WE ausleihen, viel länger motiviert es leider nicht wirklich, da obwohl die Grafik gut, die Story leider zu dünn gesät ist.
    @Benjamin:
    Stimmt, mit dem zweiten Wertebildschirm finde ich auch ein bißchen ungünstig gelöst, da es aber in der ersten Runde selten schon zum Kontakt kommt ist dies doch nicht so schlimm (finde ich ;) ).
    Leider ist bei mir die Luft jetz nach zweimaligem Durchspielen der Kampagne auch ein bissl die Luft raus(vielleicht später nochmal auf Hard probieren).
    Da verlangt einem Advance Wars doch weitaus mehr ab.
    MfG Basti

  2. nur 71 Prozent? Dabei hatte ich mich schon so gefreut. Endlich mal wieder ein rundenbasiertes Strategiespiel, was diesesmal sowohl von der Story wie auch von der Grafik überzeugen kann. Auch ich habe gerne Advance Wars gespielt, nach dem Test werde ich aber wohl nochmal 2 Nächte drüberschlafen.
    Irgendwie kommt mir das wie eine Verschwörung vor, das heutzutage rundenbasierte Spiele selten über achtzig Prozent in den Wertungen bekommen (mal von Civ abgesehen). Wie kommt das?
    Wenn ich da noch an die phänomenalen Wertungen denke, die z.B. ein Panzer General, ein Ufo oder auch ein Jagged Alliance bekommen haben, blutet mir doch ein wenig das Herz.

  3. Hi basti29,
    erstmal danke für den konstruktiven Kommentar!
    Was das Aufstellen angeht: Man kann die Einheiten zwar nach dem Platzieren nochmal umstellen, aber worum es mir hauptsächlich geht, ist die Tatsache, dass man den zweiten Wertebildschirm nicht einsehen kann. Und da man nicht allen Modellen deutlich ansieht, ob es sich um Panzer oder Artillerie handelt, verbaut man sich am Anfang einfach manchmal eine gute Verteidigung.
    In Sachen KI hast du insofern Recht, dass sie durchaus wichtige Punkte besetzt. Dem Großteil des Gegners begegnet man aber in den allermeisten Fällen eben in geballter Form, so dass man nie gleichzeitige, oder wenigstens aufeinander folgende, Stellungskämpfe um mehrere Städte erlebt. Meistens findet man an den Missionszielen den erwähnten kaum vorhandenen Widerstand.
    Shattered Union ist mitnichten ein mieses Spiel. Aber was mich sehr gestört hat ist, dass man sich nicht so schön drin verbeißen kann. Ich hab jedenfalls nach dem Test gleich mal Battle Isle 4 wieder auf die Festplatte gepackt und immer noch mehr Spaß damit als mit SU. ;)
    Ben

  4. Und bevor mir jemand vorhält, Advance Wars wäre grafisch auch kein Hingucker, dem muss ich sagen, dass mir dieser Trickflimstil sehr gut gefällt. Da mach ich gern mal ne Ausnahme ;).
    MfG Basti
    PS: wird zeit für ne Edit-Funktion

  5. Ersteinmal guter Test!
    Ein paar persönliche Anmerkungen von mir:
    (Muss dazu sagen, dass ich sonst nur Advance Wars spiele, da mich Panzergeneral und Ähnliches grafisch nie überzeugen konnten, für mich ein Minuspunkt bei der Schlachtfeldatmosphäre.)
    -man kann beim manuellen Aufstellen der Truppen platzierte Einheiten durch wiederholtes Anklicken umplatzieren. Der im Test angesprochene Minuspunkt durch fehlende Gesamtübersicht der Einheiten wird dadurch eher nebensächlich. Es wäre möglich ersteinmal alle Einheiten sinnlos auf der Karte zu platzieren, und dann, wenn man alle Einheiten auf der Karte einsehen kann, taktisch umzuplatzieren. Obwohl es ein wenig unkomfortabel erscheint.
    -die KI hat bei mir auch schon ein paar Schlachten gewonnen, durch geschicktes Umgehen meiner Frontlinie und Einnehmen abgelegener Stützpunkte. Die von dir im Test immer nur blind angreifende KI hab ich in solch starkem Maße nicht erlebt.
    -Kampagne wird, sobald man ersteinmal die Oberhand an eroberten Staaten hat langweilig, und imo sind ganze vier Videos, die die Story erzählen zu wenig. Dazukommt, dass es an Abwechslung in den Missionen mangelt(von dir ja treffend erwähnt im Test)
    -Es kann sicherlich nicht mit anderen Schwergewichten der Rundenstrategie aus dem PC-Sektor aus taktischer und strategischer Sicht mithalten, grafisch übertrifft es sie aber alle.
    -Ich kann es aber jedem empfehlen, der Advance Wars mag, da ich es vom Tiefgang mit diesem \\\\\\\\\\\\\\\"fast\\\\\\\\\\\\\\\" gleichstellen würde, auch wenn Advance Wars den Vorteil der abwechslungsreicheren Missionen hat.
    Ich hoffe 2kGames baut darauf auf. Ich jedenfalls würde mich sehr über ein Expansionpack mit vielleicht sogar Schiffen freuen!

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