Das Spiel mit dem Schal
Grafisch ist der Sprung zur dritten Dimension ziemlich in die Hose gegangen. Während die Renderszenen gut aussehen und exzellent animiert sind, ist der erste Eindruck der Spielegrafik eine bodenlose Enttäuschung: die abwechslungsarmen Levels bestehen aus den immergleichen Gängen mit immer gleichen, stark flimmernden Texturen und groben 3D-Bauten – ein Erlebnis, das man eher der PSOne denn der PS2 zutraut. Manche Levels sehen sich sehr ähnlich und haben nur eine andere Färbung: statt eines Grünstichs erwartet Euch beispielsweise eine rotgetönte Umgebung. Die Figuren, speziell Shinobi, wirken sehr eckig, die Animationen sehr hektisch. Wenn man Hotsuma mal nicht bewegt, steht er außerdem in einer sehr übertrieben heroischen Pose da.
Richtig schön anzusehen ist eigentlich nur wenig: die Ninjutsu-Aktionen wurden spektakulär in Szene gesetzt und tauchen den Bildschirm kurz in ein Effektbad, das aber ebenso schnell vorbei ist wie es angefangen hat. Außerdem trägt Hotsuma einen exzellent animierten Riesenschal, der schön schwingt und flattert – ansonsten aber nicht die geringste Funktion hat. Erwähnenswert sind auch die so genannten »Tate«: wenn Ihr mehr als vier Gegner in einer kurzen Zeitspanne erledigt habt, wird eine kurze Sequenz gezeigt, in der Hotsuma einen markigen Spruch loslässt, sein Schwert einpackt und die Gegner gemeinschaftlich zerfallen. Das ist anfangs sehr nett, häuft sich im Spielverlauf aber derart, dass man sich sehr schnell daran satt gesehen hat. Die Gegner zerfallen nach einem geglückten Schwerthieb übrigens leicht blutend in mehrere Einzelteile, was aber weniger grausam, sondern aufgrund der sehr nach Plastik aussehenden roten Textur eher lachhaft aussieht.
Der Nachteil lebendiger Schwerter
Eure Hatz nach Rache führt Euch unter anderem durch die zerstörte Tokioter Innenstadt, eine Parkanlage, eine Lava-überflutete Gegend und natürlich den goldenen Palast. Gleich von Anfang an stellen sich Euch vielerlei Gegner in den Weg, die z.B. aus dem Boden springen, aus dem Nichts auftauchen oder an Wänden herumklettern. Diese Ninjas, Hunde mit Säbeln, Panzer, Hellspawn-Kreaturen oder Riesenspinnen setzen mehr auf Masse denn Intelligenz und sind daher keine ernsthafte Bedrohung. Die kommt mehr von den Levelbossen, die Euch regelmäßig auflauern: Hubschrauber (den Ihr gleich mehrmals vor das Schwert bekommt), böser Ninja, Killer-Geschwister oder nach Tiger aussehende Monster-Spinne verlangen nach etwas mehr Aufmerksamkeit sowie eifrigem Forschen nach dem Schwachpunkt. In diesem Zusammenhang ist es praktisch, dass Ihr Euer Schwert aufladen könnt: nach einigen zerhackten Feinden leuchtet es blau und schlitzt kurz effektiver.
Ab dem zweiten Level bekommt Ihr allerdings mit eben diesem Schwert Probleme: Akujiki erwacht plötzlich zum Leben und dürstet nach Blut, oder vielmehr den Seelen seiner besiegten Gegner. Wenn es die nicht bekommt, nuckelt es kontinuierlich an Eurer Lebensenergie herum – was dem Spiel von da an eine unangenehm hektische Note verleiht.
Und dennoch ist all dies nicht so frustrierend wie die Jump-and-Run-Sequenzen, mit denen Ihr Euch das ganze Spiel hindurch herumärgern müsst, in Verbindung mit dem vermurksten Speichersystem. Denn es wird ausschließlich automatisch gesichert, und das auch nur am Abschnittsende, während es im Level keine Rücksetzpunkte gibt. Und da Ihr nur ein Leben habt bedeutet das, dass Ihr immer dann, wenn Ihr mal wieder einen der unendlich scheinenden Abgründe hinunterstürzt oder vom blutsaugenden Schwert ausgelutscht werdet, den Level von vorn beginnen dürft.
ich hab Shinobi, nur kann ich bei mir kein Texturflimmern feststellen (ja, ich weiß was das ist)...
was ihr frustrierend nennt fand ich extrem motivierend ... obwohl ich normalerweise kein Fan von fehlenden Speicherpunkten bin, aber im Gegensatz zu z.B. X2 Wolverines Revenge kann ich nicht von einem Level lassen bevor ich es samt der schweren Sprungeinlage kurz vor ende gemeistert habe
Die Grafik nutzt die PS2 wirklich nicht im Ansatz, aber die Charaktere fand ich ganz ordentlich...
naja, ich würde anspielen empfehlen, aber ca. 75% bekäm das Spiel von mir schon...
Shinobi, der vermummte Ninja-Meister, flitzte erstmals anno 1988 am Sega Master System ziemlich pixelig über deutsche Bildschirme. Zu echter Bekanntheit gelangte die Serie erst mit dem phänomenalen »Revenge of Shinobi« am Mega Drive und dem »Game Gear Shinobi« auf Segas gleichnamigem Handheld. Nach einigen mäßig aufregenden Nachfolgern und Ablegern wie »Shadow Dancer« verschwand Shinobi wieder in die Dunkelheit, nur um jetzt endlich seinen Einstand auf der PS2 zu geben. Was vom alten Ruhm übrig geblieben ist, und wie flink der Frischling das Schwert schwingt, erfahrt Ihr im Test.