Bevor man Harry Potter kannte…
Ich wollte doch nur mal wieder durch diese vor modernen Anspielungen sprudelnde Fantasywelt staksen, dem fiesen Sordid eins auszuwischen und die amüsanten Unterhaltungen hören. Das Adventure hat nichts von seinem Charme verloren, ist immer noch herrlich albern und trainiert mit einigen seiner Rätsel geschickt die grauen Zellen. Grundsätzlich kann ich es daher jedem Möchtegern-Zauberer nur ans Herz legen.
Pixelmatsch
Dummerweise hat dieses Grundsätzliche mit der Jubiläumsausgabe von MojoTouch aber nicht das Geringste zu tun! Denn was auch immer das Studio mit der 25th Anniversary Edition im Sinn hatte: Sollte es nicht das mutwillige Zerstören nostalgischer Erinnerungen gewesen sein, ging das Vorhaben gründlich in die Hose.
Das Schlimmste sind die Neuerungen, mit denen MojoTouch vermutlich den Pixel-Charme modernisieren wollte. Gute Idee: das so zu tun, wie es LucasArts und DoubleFine mit den ersten beiden Monkey-Island-Teilen sowie Day of the Tentacle und Full Throttle getan haben. Schlechte Idee: den extremsten Weichzeichner des Adventure-Emulators ScummVM als grafisches Update verkaufen. Denn das ist tatsächlich alles, was die Entwickler hier getan haben, und sieht so aus, als hätte ein dickflüssiges Gel die ursprünglichen Pixel so verschmiert, dass sie nur noch als breiige Masse erkennbar sind.
Zum Glück darf man den Filter jederzeit abschalten. Dummerweise behält das Spiel selbst dann das neue Breitbild bei, welches das ursprüngliche Format stark streckt. Das originalgetreue 4:3-Bild darf man leider nicht verwenden, sodass die 25th Anniversary Edition stets nur eine verzerrte Version der guten Erinnerungen darstellt.
Der hässliche Klick
Und damit nicht genug, denn MojoTouch hat auch die Benutzerführung „verbessert“ – durch einen überdimensionierten Farbfleck, der als etwa zehnmal größerer Mauscursor die Kulissen verdeckt und zu denen er stilistisch in etwa so gut passt wie Marios Mütze auf den Hintern eines Cyberdemon. Praktisch natürlich, dass dieser Designunfall das Angucken des gewählten
Objekts per Klick auf die rechte Maustaste ermöglicht. Weniger schön hingegen, dass das erst nach dem Klick zur Lupe werdende Symbol wild flackert.
Nun kann man auf die neue Nutzerführung verzichten, was auch die Symbolunfälle rückgängig macht. Doch zwei neue Icons am oberen Bildrand bleiben stets erhalten; sie dienen dazu sämtliche interaktiven Elemente anzuzeigen (gar nicht schlecht) sowie das grafisch wie aus einem anderen Spiel stammende Hauptmenü aufzurufen. Bricht man Dialogzeilen ab, wird die Aktion nicht zuletzt durch ein riesiges Vorspulsymbol in der Mitte des Bildes angezeigt – wunderschön!
Hört mal!
Das einzige Neue, das dieser Neuauflage nicht schadet, ist der frisch arrangierte Soundtrack. Der reißt wahrlich keine Bäume aus, aber man kann ihn hören. Man darf ja auch hier zu den MT-32-, General-Midi und Adlib-Versionen der Musik wechseln. Und das bringt mich denn auch zur einzig echten guten Nachricht der Anniversary Edition: Sie enthält den ursprünglichen Soundtrack zum Download im verlustfreien FLAC-Format. Das ist natürlich lobenswert.
Ähnlich lobenswert ist die Möglichkeit das Spiel in seiner ursprünglichen, bereits für Steam bzw. GOG optimierten Version herunterzuladen – was deshalb wichtig ist, weil diese Fassungen seit Veröffentlichung der Neuausgabe nicht mehr separat erhältlich sind. Über den Download kommt man also weiterhin in den Genuss des unveränderten Adventures im 4:3-Format ohne neumodische Menüelemente.
Aber halt, einen Fauxpas hat MojoTouch noch im Ärmel, und zwar in Form eines Artbooks. Coole Sache eigentlich; Konzeptzeichnungen gehen immer, auch als PDF. Manche aufwändig gemachten Kunstwerke geben einen tollen Einblick in das Entstehen und die Ideen hinter einem Spiel… Nur dass man im Fall von Simon the Sorcerer gerade mal den damaligen Packshot sowie eine zweite, ziemlich mittelprächtige Grafik erhält. Das versteht MojoTouch also unter „Artbook“.
PS Hab gerade gelesen, du hast schon geschrieben, dass einige Spiele nicht von Bioware sind.
Also ich für meinen Teil hab im DotT Remaster-Thread sogar Beweisshots gemacht, dass sich Filter und Remaster-Arbeit nicht vergleichen lassen. Also schon, aber die Filter ziehen eindeutig den Kürzeren =P
Ich will noch mal klar stellen: Ich finde dieses "Remaster" auch nicht toll.
Es geht mir nur darum, dass unter diesem Stück Softwaremüll immernoch ein sehr gutes Spiel steckt, gerade wenn man die enthaltenen Originale über ScummVM mit MT-32 spielt.
Aber dann funktioniert dieses Argument nicht.