[GUI_PLAYER(ID=88302,width=,text=Acht Mädels verbeulen sich ordentlich die wohlproportionierten Körper – Skullgirls mag simpel aussehen, birgt aber ein sehr anspruchsvolles Kampfsystem.,align=left)]Der Impuls fällt sehr leicht, aber man sollte Skullgirls (SG) nicht nach dem ersten Blick auf eine belanglose Moe-Klopperei reduzieren: Ja, die acht Kämpferinnen sind sehr überzogen dargestellt – mit langen Beinen, knappen Kleidchen und bis unter die Nasen quellenden Brüsten. Aber unter dieser leichten Hülle verbirgt sich ein beeindruckend anspruchsvolles Beat-em-Up.
Kein Wunder, denn das Kampfsystem entstammt den anerkanntermaßen fähigen Händen von Mike Zaimont – einem bekannten und erfolgreichen Turnierspieler, der seine Expertise bereits den Entwicklern der BlazBlue-Spiele zur Verfügung stellte. So ist es kein Wunder, dass SG an vielen Stellen wie ein Best-Of bekannter Serien wirkt: Kloppsystem mit sechs Buttons (Street Fighter 2), starke Sprint-Lastigkeit (BlazBlue), viel Luftaction (Marvel vs. Capcom), starke Betonung von Kombos in verschiedenen Angriffshöhen. Das ist für Einsteiger nicht nur in der reinen Masse zu viel des Guten; wer bislang noch nicht viel mit Beat-em-Ups zu tun hatte, der wird hier nicht glücklich. Zwar darf man mittlerweile nicht nur auf den Konsolen, sondern auch am PC direkt aus dem Spiel auf die Move-Liste
zugreifen und ist nicht länger auf die Angaben der offiziellen Website angewiesen, doch die KI-Gegner agieren trotz der Überarbeitung ähnlich kompromisslos und unbarmherzigen wie zuvor: Zwar gibt es fünf Schwierigkeitsgrade, aber bereits der leichteste von ihnen ist schon fordernd und für Neulinge deutlich zu hoch angesetzt. Den Ausgleich dafür findet man im vorbildlichen Tutorial. Das Training führt einen geduldig Schritt für Schritt nicht nur in das SG-Kampfsystem ein, sondern bringt einem auch noch die wichtigsten Techniken von Beat-em-Ups im Allgemeinen bei. Allerdings vermisst man programmierbare Trainingspartner.
Die Mädchenschule des Wahnsinns
In Zeiten, in denen Tekken und Street Fighter mit Kämpferzahlen im mehrfachen Dutzend-Bereich protzen, wirkt SG geradezu niedlich: Gerade mal acht Fighter stehen zur Wahl. Genau genommen Fighterinnen, und die könnten abwechslungsreicher kaum sein: »Ms. Fortune« ist eine Art Lara-Croft-Zombie, die nicht nur wahnwitzig schnelle
Kombos aus ihren flexiblen Beinen zaubert, sondern auch noch ihren Kopf abtrennen und ihn separat weiterkämpfen lassen kann. Ninja-Krankenschwester Valentine hat ein Frontlastigkeitsproblem, das sie aber ausgleicht, indem sie mit Spritzen, Defibrillatoren, gefüllten Leichensäcken und Infusions-Ständern attackiert. Filia hat einen mächtigen (und sarkastischen) Dämon im Haar, Parasoul ist die unterkühlte Rothaarige, die ihre Pikenhauben-Einsatztruppe zur Verstärkung rufen kann. Und Peacock wirkt wie ein verschrobener Cartoon-Charakter aus den 20er Jahren: Beängstigendes Grinsen, gigantische Handschuhe, riesige Pistolen und Comicbomben, Zähne fletschendes Gigantokrawummschwerter. Abgefahren.
Und komplett in 2D. Arc System Works mag vor einiger Zeit mit BlazBlue die Messlatte für 2D-HD-Perfektion nach oben gelegt haben, aber Skullgirls kommt da locker drüber. Okay, die Hintergründe wirken hin und wieder hingerotzt und detailarm. Aber dieser Malus wird durch die Kämpferinnen problemlos wieder ausgeglichen: Das ideenreiche Design, die makellosen Animationen, die satten Farben, die Abwechslung –
klasse! Wirklich klasse. Im Vergleich dazu sieht das ähnlich gelagerte Arcana Heart 3 nochmals ein ganzes Stück veralteter aus.
Harte Fäuste, sanfte Klänge
Man darf auf zwei Arten gegeneinander antreten: Lokal und online. Leider beschränken sich beide Varianten auf das absolute Minimum, online darf gerade mal zwischen Ranglisten- und freien Spielen gewählt werden – keine Replays, kein Zuschauen, kein nix. Dafür gibt es mit GGPO eine aus der Beat-em-Up-Community entstandene Middleware zur Vermeidung von Lags – die zwar ein paar manuelle Eingaben mehr braucht als von Prügelspielen gewohnt, aber dafür auch exzellente Online-Partien ermöglicht. Eine echte Wohltat, gerade nach den letzten Namco- und Capcom-Pleiten.
Beim Gegeneinander hat man auch die Wahl, ob man mit einer, zwei oder drei Kämpferinnen antritt. Je mehr man in seinen Kader packt, desto schwächer werden die Individuen, ähnlich den Capcom-vs.-SNK-Spielen. Allerdings können angeschlagene Teamfiguren einen Teil ihrer Lebensenergie regenerieren, und natürlich sind auch gemeinsame Angriffe möglich. Sehr schön: Passt einem der aktuelle Gegner nicht (oder möchte man seinen unerfahreneren Kumpel ärgern), kann man diesen per Tasteneingabe aus dem Spiel schmeißen, woraufhin die nächste Klopperin automatisch eingewechselt wird.
Natürlich darf man auch ganz allein Spaß haben: Neben dem Arcade-Modus (eine Hand voll Kämpfe, gefolgt von übermächtiger Endgegnerin, die Seths Schwester sein könnte) gibt es auch eine Story-Variante. Auch hier warten wenige Auseinandersetzungen, die aber von schön gezeichneten Bildern und schnippischen Dialogen umrahmt werden. Apropos: Der interessante Jazz-Soundtrack hebt sich stilistisch sehr wohltuend von Genre-Standards ab.
Es ist auf alle Fälle möglich. Ob man mit Tastatur klarkommt muss dann jeder für sich entscheiden, vom Spiel her ist es auf jeden Fall gut machbar.
Das kann ich bestätigen.
Ein so dermaßen grandioses Tutorial habe ich in einem Prügelspiel noch nicht erlebt. Für Anfänger (ich bin einer) isses jedoch trotzdem ne ziemlich harte Nuss, vor allem wenn man nur nen X360-Controller zur Hand hat (der meiner Meinung nach teilweise doch sehr schwammig reagiert - oder es liegt an mir ^^).
Gibt ja auch Leute, die Beat 'em Ups mit Tastatur spielen. Ist das im Falle von Skullgirls empfehlenswert bzw. überhaupt machbar?
Ich kann die Einschätzung das sich das Spiel vor allem an Profis richtet nicht ganz teilen im Gegenteil. Skullgirls hat, wie ja auch im Test beschrieben, einen fantastischen Trainingsmodus der seinesgleichen sucht. Man kriegt nicht einfach nur (nicht immer auf den ersten Blick verständliche) movelisten vorgesetzt sondern in einem extrem umfangreichen Tutorial wird einem jeder einzelner Character mit Stärken und Schwächen erklärt und beigebracht, wie er am effektivsten zu spielen ist. Sämtliche fundamentalen Konzepte von Prüglern werden erklärt und auch fortgeschrittene Techniken und Konzepte wie Mixups und das verteidigen gegen solche, canceln, richtiges timing, hit confirmation usw.
Damit wird dem Spieler dort alles erklärt was man sonst sonst irgendwie selbst aus dem Internet oder so raussuchen muss, wenn man mit Prügelspielen und den ganzen Konzepten dieser nicht so vertraut ist. Daher eignet es sich besonders gut für Einsteiger die auch mal mehr lernen wollen als nur buttonmashing.