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Sniper Ghost Warrior 3 (Shooter) – Scharf Schießen und Fremdschämen

Eine offene Spielwelt, drei unterschiedliche Vorgehensweisen, die eigenhändige Herstellung von Munition, Parkour-Passagen im wilden Gelände, eine Spionage-Flugdrohne, steuerbare Fahrzeuge und eine Geschichte mit persönlicher Note – all das und noch mehr will Sniper Ghost Warrior 3 bieten. Doch irgendwie schafft es CI Games nicht, die einzelnen Bestandteile zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzusetzen. Und dann sind da noch die technischen Macken. Mehr dazu in unserem Test.

© CI Games / CI Games / Koch Media

Spaßiges Zielschießen

Einzig und allein die „normalen Missionen“ profitieren von der weitläufigen Welt, da man sich selbst aussuchen kann, von wo und wie man das Missionsziel angehen will – eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den Vorgängern. Um die Einsatzorte herum gibt es meist mehrere hochgelegene Orte, die sich wunderbar als Erkundungsplattform und Scharfschützenthron eignen. Mithilfe der eingebauten Sniper-Spezialsicht, mit der sich ebenso Bodenminen und Fußspuren entdecken lassen, findet man diese Orte und Wegmarken ziemlich leicht und bekommt hilfreiche Parkour-Markierungen am Gelände präsentiert.

Das Erspähen der Gegner ist elementar wichtig und praktischerweise lassen sich die Feinde dauerhaft markieren – entweder mit dem Visier des Scharfschützengewehrs oder mit der handlichen Flugdrohe, mit der zugleich das Gelände aus der Luft erkundet werden kann. Die Drohne ist ein wirklich tolles und mächtiges Werkzeug für angehende Scharfschützen, das jedoch vom Gegner entdeckt werden kann, was bei mir nur sporadisch passierte. Interessanter werden die Scharfschützen-Duelle erst, wenn die Gegner nahe zusammenstehen und sich gegenseitig beobachten können. In diesem Fall könnte man spezielle Lockvogel-Geschosse einsetzen oder die Aufmerksamkeit der Feinde anders ablenken … oder man schert sich nicht um das möglichst unauffällige Vorgehen.

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Beobachten. Markieren. Entfernung einstellen. Zielen. Luft anhalten. Abdrücken … © 4P/Screenshot

Sind die Gegner markiert, kann man sie in aller Ruhe aus der Ferne ausschalten und das ist im Gegensatz zu vielen anderen Bausteinen in Sniper Ghost Warrior 3 erstaunlich gut gelungen und spaßig: Anvisieren, Entfernung zum Ziel manuell einstellen, Luft anhalten (Zeit wird verlangsamt), den Abzug drücken und sich freuen, wenn ein Plan funktioniert. Je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad hilft beim Luft anhalten noch ein zusätzliches, kreisförmiges Fadenkreuz um den Einfluss des Windes zu berücksichtigen, aber diese Hilfestellung lässt sich manuell abschalten, wenn man lieber selber planen möchte. Hardcore-Spieler können zudem fast alle Interface-Elemente und Menüs ausschalten. Ausbaufähig ist hingegen das Speichersystem, da es nur einen Spielstand gibt, der stetig überschrieben wird – und frei Speichern darf man nicht, was dafür sorgt, dass die Missionen an Spannung gewinnen. Trotzdem hätten die Entwickler für den niedrigsten Schwierigkeitsgrad ruhig ein offeneres System wählen können (ggf. dreimal pro Mission speichern), weil man sich auf die Platzierung der Rücksetzpunkte nicht immer verlassen kann.

Schleichen und Attacke

Neben dem gelungenen Zielschießen auf Entfernung kann man sich als Ghost versuchen und an Gegner heranschleichen, sie im Nahkampf lautlos ausschalten und ihre Überreste verstecken. Das Geschehen funktioniert halbwegs gut, jedoch könnten die eigene Lautstärke und das Wahrnehmungsfeld der Gegner besser visualisiert werden, da ist Dishonored 2 klar im Vorteil. Last but not least kann man sich als Warrior versuchen und mit möglichst viel Feuerkraft in Call-of-Duty-Manier direkt ins Gefecht stürzen. Da der Protagonist nur wenige Treffer einstecken kann, die grauen Gegner mit der grauen Umgebung eine optische Symbiose eingehen und die Direktheit des Waffen-Handlings nicht mit anderen aktuellen Shootern mithalten kann, fällt die Warrior-Vorgehensweise im Vergleich zum Sniper deutlich zurück.

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Gegner können alternativ aus der Nähe angegriffen, ausgefragt und lautlos ausgeschaltet werden. © 4P/Screenshot


In den Missionen habe ich meistens eine Mischung aus allen drei Tätigkeitsfeldern verwendet und zunächst die Gegner markiert, dann mit dem Scharfschützen-Gewehr aus großer Entfernung die Leute dezimiert und zum Schluss die Gebäude als Ghost-Warrior-Hybrid infiltriert. Die KI-Gegner machten dabei eine durchwachsene Figur. So konnte man manchmal das halbe Lager mit einer Leiche anlocken und die Feinde in Tontaubenmanier ausschalten. Es kam ebenfalls vor, dass die Gegner alle in Deckung gingen, meine vermutete Sniper-Position mit Mörserbeschuss eingedeckt wurde und alle Gegner mehrere Minuten in sicherer Deckung verharrten, bevor sie wieder zu ihrer Routine übergingen. Letztendlich kommt das Verhalten der Feinde nicht an das KI-Niveau aus Sniper Elite 4 heran. Dafür sind die Missionen in der Kampagne um Abwechslung bemüht. Abseits der obligatorischen Einsätze, in denen man Zielpersonen ausschalten muss, darf man zwischendurch Züge in die Luft jagen oder sich Kleidung zur Infiltration besorgen und gelegentlich ist man ohne Scharfschützengewehr oder Drohne unterwegs.

Je nachdem, ob man als Sniper, Ghost oder Warrior unterwegs ist, sammelt man Erfahrungspunkte in der jeweiligen Kategorie und kann sich mit erlangten Skillpunkten für neue Fähigkeiten oder verbesserte Fertigkeiten entscheiden. Auf dem Papier klingt das ganz nett, wenn nicht die Auswahlmöglichkeiten so eingeschränkt und großenteils langweilig wären. Schade! Hier lassen die Entwickler viele Chancen zur Individualisierung des eigenen Spielstils verstreichen.

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Mit der Flugdrohne können Gebiete ausgekundschaftet und Feinde markiert werden. © 4P/Screenshot

Ähnlich unnötig präsentiert sich das Crafting-System, mit dem man seine eigene Munition herstellen kann, was in meinem Durchlauf bisher überhaupt nicht nötig war. Gerade das Crafting-System wirkt wie ein unnötiges Zusatzfeature, das irgendwie eingebaut werden musste, weil es andere Spiele auch haben.

Technische Macken

Sniper Ghost Warrior 3 basiert auf der CryEngine, läuft aber trotzdem nicht wirklich rund. Die Bildwiederholrate sinkt zum Beispiel bei der Drohnennutzung spürbar. Das Schlimmste sind hingegen die Ladezeiten aus der Hölle. Auf dem PC dauert der Transfer vom Hauptmenü bis ins Spiel (nicht den Prolog) ungefähr zwei bis drei Minuten; Ghost Recon Wildlands lädt im Vergleich deutlich zügiger. Beide waren nicht auf einer SSD installiert. Nach einem virtuellen Tod geht das Laden des letzten Spielstandes (zehn bis 15 Sekunden) zum Glück deutlich schneller.

Die Steuerung geht auf dem PC mit Tastatur und Maus gut von der Hand und auch auf den Konsolen ist die Steuerung durchweg gelungen (keine Eingabeverzögerung, zügige Reaktion). Die optischen Unterschiede zwischen PS4 Pro und Xbox One fallen kaum auf. Generell bot Sniper Ghost Warror 3 auf der PS4 Pro bessere Wettereffekte und eine insgesamt stabilere, aber nicht immer saubere Bildrate und leicht höhere Draw-In-Distanz. Bei Ghost Recon Wildlands und Sniper Elite 4 waren die visuellen Unterschiede zwischen Xbox One und PS4 Pro größer. Unerhört lang sind hingegen die Ladezeiten. Vom Menü bis zur Prolog-Mission dauert der Lagevorgang 90 Sekunden auf der Xbox One und 105 Sekunden auf der PS4 Pro. Der Wartezeit vom Menü bis ins Hauptspiel nimmt auf der Microsoft-Konsole 3:40 Min. in Anspruch und auf der PS4 Pro stolze 4:03 Min. Das Laden eines Speicherstandes verschlingt in etwa 35 Sekunden.

  1. Danke, hab's mir gestern dann doch direkt gezogen. Kann das mit der Technik bestätigen, passt eigentlich alles, bis auf die Ladezeiten.
    Das Spiel finde ich für'n 20er ganz geil. Ist halt B-Ware, die man auch so betrachten sollte. Dem Titel wird's jedenfalls gerecht.Das Snipern ist sehr spannend und stimmungsvoll und hat ne richtige Mechanik mit Kugelphysik. Die Locations bieten viele Möglichkeiten und der höchste Schwierigkeitsgrad ist echt gut gebalanced. Die Versuche, einen auf Far Cry zu machen sind schrottig, aber das kann man fast ignorieren -> Schnellreise von Mission zu Mission. Story scheint totaler Trash zu sein aber origineller als erwartet. Doch, das Ding hat was. Trostlose Ostblock-Headshot-Action mit irgendwie grimmiger Stimmung.

  2. habib84 hat geschrieben: 05.11.2017 11:30 Hallo, das Game ist gerade im PSN im Sale für 20 € - kann mir ein Besitzer der Konsolenversion sagen, ob sich die Technik per Patch gebessert hat? Außerdem: Hat das Spiel n gescheiten Hardcore-Modus, bei dem ich wirklich schleichen und aufpassen muss? Kann man die Minimap ausschalten und findet sich trotzdem zurecht? Danke!
    Das ganze Spiel ist ohne patch auf der normalen PS4 eigentlich kaum spielbar. Hatte es zuerst ohne gespielt, keine Lust gehabt wieder tausende GB zu laden. Allerdings war es so übel mit texturstreaming Problemen, framerate-Einbrüchen und etlichen bugs dass ich den patch später (Mitte 1 Mission) doch geladen hab.
    Ich hatte eigentlich wenig Hoffnung, da doch viel im Argen lag, dass der patch SOVIEL daran ändern würde. Aber mit patch läuft es eigentlich recht gut. Das meiste ist behoben und die framerate ist auch einigermaßen stabil. Allerdings ist das gameplay schon recht schwerfällig bzw. träge, auch wegen den 30fps. Muss man sich daran gewöhnen. Wenn man davor Doom oder ähnliches vorher gespielt hat fällt es zuerst mal schwer reinzukommen.
    Hardcore Modus gibt es , man geht auch ziemlich schnell drauf. So 1-2-3 Kugeln reichen meistens. Macht mit persönlich so auch am meisten Spaß. Minimap läßt sich deaktivieren. Ich schleiche eigentlich die meiste Zeit, da man recht wenig verträgt und mir auch mit der Steuerung das aimen schwer fällt. Wenn man 2-3 Gegner auf einmal hat wird es schwer sich durch zu ballern.

  3. Hallo, das Game ist gerade im PSN im Sale für 20 € - kann mir ein Besitzer der Konsolenversion sagen, ob sich die Technik per Patch gebessert hat? Außerdem: Hat das Spiel n gescheiten Hardcore-Modus, bei dem ich wirklich schleichen und aufpassen muss? Kann man die Minimap ausschalten und findet sich trotzdem zurecht? Danke!

  4. Es ist auf jeden fall,der beste teil der Reihe..Für das was es sein will,ist es sehr gut.
    Die Dialoge und Story sind zwar echt furchtbar,aber ich halte dem Hauptprotagonisten zugute das seine motive zumindest nachvollziehbar sind und über stoische Pflichterfüllung hinaus gehen.

  5. Ich hatte bislang keine Performanceprobleme. Hab allerdings auch ein relativ "dickes" System.
    Intel i7 6700K
    MSI Nvidia GTX 1070 Gaming X (OC) 8 GB
    MSI Gaming M3 Mainboard
    32 GB RAM
    Die Storyschwächen nehme ich dem Spiel nicht übel. Was die Munitionsherstellung betrifft kann ich das schon nachvollziehen. Man ist Undercover in Georgien und hat keinen offiziellen Nachschub. Hätte man vielleicht auch anders lösen können (Versorgung über die Georgier ok). Aber die paar Klicks um die Munition herzustellen ist nun auch nicht das Problem. ;)
    Momentan hänge ich an 2 Interest-Points (Akt 2) fest. Man steht auf einem Berg oben und muß von dort aus vermutlich runter um an einer Felswand wahrscheinlich irgendwo in eine Höhle rein. Von unten kommt man jedenfalls nicht hoch. Aber ich stürze immer wieder ab. Oder ich stell mich zu doof an. Kann auch sein.

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