Bei dem als 2,5D-Plattformer konzipierten Steel Rats treffen viele Elemente aufeinander – in jeglicher Hinsicht. Das Artdesign präsentiert sich irgendwo zwischen klassischen Noir-Filmen, einer Mad-Max-haften Apokalypse, Sons of Anarchy und dem Walter-Hill-Klassiker Straßen in Flammen. Dazu gesellt sich auch ein Hauch Comic beim Figuren- sowie Gegnerdesign. Tate Interactive bringt all dies allerdings tatsächlich auf einen stimmungsvollen Nenner. Die auf fünf Gebiete aufgeteilten gut 30 Abschnitte der fiktiven Stadt Halcyon City erinnern mal an Batmans Heimat Gotham City, dann wiederum schmiegen sie sich mit ihren Wäldern und düsteren Höhlen an Erlebnisse wie Inside an. Sprich: An Abwechslung mangelt es während der gut drei bis fünf Stunden Spielzeit nicht. Die verwendete Unreal Engine hat zwar gelegentlich typische Probleme mit einem zeitnahen Nachladen von Detailtexturen. Doch dies fällt meist nur auf, wenn von der in alle Richtung scrollenden Perspektive mit einem Schwenk eine kleine Zwischenseqeunz eingeleitet wird. Ungewöhnlich ist allerdings, dass die Umsetzung auf die One, getestet wurde auf der X, nicht sauber ist. Das Scrolling, das auf PC gar keine und auf PS4 nur sehr selten Probleme machte, ist hier derart unsauber, dass der Spielspaß sehr häufig eingebremst wird. Es gibt Abschnitte, in denen die Bildrate zwar niedrig, aber gerade noch akzeptabel ist. Viel öfter kommt es allerdings vor, dass man von Dauerruckeln gepeinigt wird – dass sich dies natürlich auch auf die Steuerung auswirkt, versteht sich von selbst.
Doch auch spielerisch mischt man zahlreiche Versatzstücke, die man auch beim zweiten Überlegen nicht miteinander in Verbindung bringen würde. So versucht Steel Rats z.B. mit zahlreichen Geheimnissen und alternativen Routen bzw. Todesfallen die Erkundungsreize zu wecken. Allerdings erreicht man im Gegensatz zu den späten Varianten von Castlevania oder Metroid keine neuen Gebiete mit frischen Waffen oder alternativen Gimmicks, weswegen die Erkundung höchstens für Bonuswertungen wichtig ist, um darüber evtl. neue Fähigkeiten für die vier Biker freizuschalten. Doch der Action-Plattformer, bei dem man gegen ein stets wachsendes Arsenal an wildgewordenen Robotern in zahlreichen Varianten kämpft, den sogenannten Junkbots, hat noch mehr zu bieten. Denn wo man bei anderen Action-Adventure meist nur mit der eher geringen Trägheit der Spielfigur zu tun hat, kommt bei den Ausflügen mit den Motorrädern eine zumindest hinsichtlich Geschwindigkeit und Schwung recht akkurat arbeitende Physik hinzu. Natürlich wurde viel auf Arcade-Dynamik getrimmt, was sich u.a. in recht schnellen 180-Grad-Drehungen äußert, die zusätzliche zu eleganten Schwüngen dafür sorgen, dass man sowohl auf Hindernisse in der Umgebung als auch auf neue Routen oder auftauchende Gegner reagieren kann.
Simple Unterhaltung
Doch mit den zahlreichen Rampen, Sprüngen usw., bei denen man auch darauf achten muss, sein Gefährt in der Luft auszurichten, um den Schwung nicht zu verlieren, erinnert das Layout der Abschnitte viel häufiger an Spiele wie Trials – oder auch das ebenfalls von Tate stammende Urban Trial Freestyle. Dementsprechend muss man aufpassen, dass man in Plattformsequenzen, die sich mit durchaus chaotischer Action sowie interessanten Bosskämpfen abwechseln, genug Geschwindigkeit mitnimmt, um die vor einem liegenden Abgründe zu überqueren oder entscheidende Sprünge in neue Bereiche zu meistern. Die Auswahl des jeweiligen Bikers mitsamt seinem fahrbaren Untersatz nimmt dabei allerdings nur eine untergeordnete Rolle ein. Die vier weisen zwar nominell hinsichtlich Durchschlagskraft, Wendigkeit durchaus unterschiedliche Werte auf. Doch nur selten ist ein Wechsel nötig, um die Spezialisierungen zu nutzen, die jede(r) mitbringt. Immerhin kann man ohne Verzögerung zwischen den Figuren und ihren Motorrädern wechseln, um so im Zweifelsfall einem Ableben entgegen zu wirken. Alle haben übrigens am Vorderrad auch ein Sägeblatt angebracht, mit dem man sich nicht nur durch die
Gegner, sondern auch allerlei Schrott schneiden darf, um Metall zur Aufwertung einzelnen Fähigkeiten zu sammeln. Dass man dabei eigentlich im Überfluss zugeschüttet wird und daher keine taktische Entscheidung wartet, welche Fähigkeit bei welcher Figur man jetzt am ehesten bevorzugt, hat auch etwas Positives: Grind braucht man nicht zu befürchten.
Dafür allerdings eine für ein derartig simples Konzept überraschend komplexe Steuerung. Die gibt sich abseits der durch die eingangs erwähnten Probleme der nicht optimierten Unreal Engine zusätzlich eine Blöße, wenn man vor einem Hindernis steht und ohne eine Wende vorbeikommen möchte. In diesen Moment dauert es quälend lange, bis Pilot und Motorrad die nötigen Zentimeter in den Bildschirm hinein oder hinaus fahren, damit man den Bremsblock umgehen kann. Doch viel wichtiger: mit zig unterschiedlichen Angriffstasten, bei denen auch die Länge oder die Häufigkeit des Drucks entscheiden kann sowie dem Turbo, der bei Dauerdruck der Sägeblattaktion zugeschaltet wird, sind Fingerakrobaten gefordert. Das angesprochene Chaos, das bei den Auseinandersetzungen entstehen kann, beruht nur sekundär auf dem möglichen Effektgewitter, das ab und an vom Stapel gelassen wird. Es ist vielmehr die Panik, die richtige Taste bzw. die richtige Aktion zu finden, um die clever zusammengestellten Gegnergruppierungen zu Schrott zu zerlegen. Damit man übrigens einen Anreiz hat, bereits bestandene Abschnitte nochmals in Angriff zu nehmen, werden über gefundene Geheimnisse auch immer wieder interessante Anekdoten freigeschaltet, die man in der Galerie abrufen darf und in der die gute (allerdings nur in Englisch verfügbare) Sprachausgabe die Figuren vertieft.
16% Abzug?
Dann müssen die Ruckler aber wirklich heftig sein.
Hoffentlich kommt dann bald ein Patch, habe mir das Spiel vor zwei Tagen zugelegt und wollte es demnächst mal angehen.
Ich bleibe mal optimistisch.
Gab es im April Monatspaket bei Humble.
Sieht auf den ersten Blick ganz nett aus, wird aber schnell langweilig.