Veröffentlicht inTests

STRAFE (Shooter) – Katastrophale Synthese

Kann den Indies mal einer ihren Zufallsgenerator wegnehmen? Bitte?! Die merken doch gar nicht, wie sie sich mit der prozedural erstellten Langeweile ihre eigenen Spiele kaputt generieren. Da steht jetzt schon seit Jahren ein austauschbarer Levelbaustein neben dem anderen und markiert bestenfalls die Stelle, an der man zuletzt gestorben ist – aber bestimmt keinen bleibenden Eindruck, an den man noch Jahre später zurückdenkt. Strafe will an die gute, alte Zeit erinnern? Von wegen: Zu der gehört auch gutes Leveldesign!

© Pixel Titans / Devolver Digital

Mod oder neues Spiel?

Genießt meinen Ärger mit Vorsicht, denn ich war nie der Größte Freund der prozeduralen Synthese. Allerdings gibt es Spiele, in denen das Prinzip selbst für mich funktioniert, und solche, in denen es nichts zu suchen hat. Und zu Letzteren gehören vor allem Actionspiele mit Ego-Perspektive, weil man dort ständig und aus nächster Nähe direkt auf die Kulissen glotzt. Sprich, die müssen erstens gut aussehen und zweitens auch spielerisch was hermachen.

Sie müssen Verstecke bieten, denen man anmerkt, dass sich jemand wie bei einem guten Osterei einen Kopf gemacht hat. Da gehören Aussichtspunkte rein, an denen die Kinnlade auf den Boden klappt. Klaustrophobisch enge Keller mit von Hand platzierten Monsterschrecks muss es ebenso geben wie lichtdurchflutete Kommandostationen. Von einzigartigen (!) Herausforderungen wie Bosskämpfen oder clever getimten Gegnerwellen fang ich gar nicht erst an.

Wer einfach nur irgendwo auf irgendwas ballern will, der findet schon ‘ne kostenlose Mod – dafür kauft man doch kein Spiel! Einen Shooter holt man sich, weil man mehr erleben will, als ständig eine E1M1 zu zocken, bei der es weder das Podest mit der grünen Rüstung gibt noch den weiten Vorhof, den Geheimgang am Säurepool oder – Spoiler! – den Imp hinter der letzten Tür.

[GUI_STATICIMAGE(setid=81936,id=92545446)]
Willkommen im Hamsterrad der prozeduralen Synthese! © 4P/Screenshot


Sterben und starten

Das trägt ja gehörig zur prozeduralen Schieflage bei: Man stirbt und startet und stirbt und startet und stirbt… bis man einfach keinen Bock mehr hat. Wie in einem Hamsterrad hechelt man ständig durch die gleichen Levels, weil man endlich weiterkommen will, während man ständig dieselben nichtssagenden Wände abklappert.

Ich meckere deshalb so ausladend, weil Strafe das Dilemma genau so wiederkaut. Die durch etliche Anspielungen furchtbar sympathisch inszenierte und mit zielsicherer Video-PR präzise in die Spielerseelen alter Zockerherren geschossene Hommage an Doom und Quake und Duke Nukem und so weiter ist nämlich ein Musterbeispiel dafür, wie die prozedurale Synthese gerne aussterben darf. Und zwar gestern.

Im Hamsterrad

Das liegt nicht nur daran, dass man immer auf die immer gleichen Wände blickt – das liegt auch daran, dass Strafe selbst im Vergleich zu anderen aktuellen Zufalls-Spielen den Kürzeren zieht. Für gewöhnlich rettet man in denen nämlich Erfahrungspunkte, Gegenstände, ein bisschen Kohle… irgendwas in den nächsten Neustart.

[GUI_STATICIMAGE(setid=81936,id=92545444)]
Viele Anspielungen und Ideen sind gelungen. Strafe hat durchaus die richtige Idee. © 4P/Screenshot

Hier nicht.

Hier wählt man einen von drei Ballermännern (Schrotflinte, MG oder Railgun), lässt ihn an automatischen Werkbänken zu einer besseren Version umwandeln, sammelt zusätzliche Knarren (Raketenwerfer, Pistole, Plasmakanone), kauft Rüstung, Munition sowie alle paar Levels spezielle Ausrüstung wie einen Doppelsprung oder die Fähigkeit Gegner durch Draufhüpfen zu zerstampfen – um beim nächsten Versuch wieder mit einer der drei Standard-Waffen und sonst nichts zu starten.

Was hatte ich mich gefreut, als meine Schrotflinte zu einem Granatwerfer umfunktioniert wurde, der gleich drei Metalläpfel pro Schuss raushaut! Das Einmal-Upgrade pro Level wird ja zufällig verlost, besonders groß war die Chance also nicht. Umso frustrierter war ich allerdings, dass der tolle Umbau mit dem folgenden Game Over schon Geschichte war. Warum gibt es nicht wenigstens Blaupausen, mit denen man einmal gefundene Ausbaustufen an allen folgenden Werkbänken immer wählen kann?

  1. $tranger hat geschrieben: 17.05.2017 14:06 Das passendste Steam-Review das ich zu dem Thema gelesen hab war
    "The game should be renamed to Backpedal instead of Strafe because enemies always go for you in a straight line, leaving you no room to actually strafe"
    xD
    Hmh, "Strafe" ist wirklich nur deutsch gelesen ein passender Name.

  2. Kajetan hat geschrieben: 17.05.2017 12:44
    Flachpfeife hat geschrieben: 17.05.2017 12:31 circle strafe is gar nich :(
    wut? Man kann in einem explizit als Retro-Shooter beworbenen Retro-Shooter nicht circlestrafen?
    Das passendste Steam-Review das ich zu dem Thema gelesen hab war
    "The game should be renamed to Backpedal instead of Strafe because enemies always go for you in a straight line, leaving you no room to actually strafe"
    xD

  3. Kajetan hat geschrieben: 17.05.2017 12:44 wut? Man kann in einem explizit als Retro-Shooter beworbenen Retro-Shooter nicht circlestrafen?
    Ne man, voll der Betrug :(
    Das miese Level"design" laessts nich zu und die schimmligen Gegner machens nicht noetig.

  4. Puh, habs mir aus Interesse mal kurz reingezogen.
    Was ein riesiger Haufen Mist. Die Waffen haben ueberhaupt keinen Punch, die Gegner sind langweilig und lame, die Level sind langweilig und lame, circle strafe is gar nich :(
    Wenn die Gegner mehr tun wuerden als wie n nasser Sack Mehl in sich zusammen zu fallen und es ein persistentes Fortschrittsgefuehl gaebe, ok, dann koennte man da ab und zu mal zum runterkommen ne Runde zocken. Aber so?
    Zum Glueck gibts ne riesen Auswahl an guter no-brain-FPS an denen man den Frust ueber das hier verschenkte Potential rauslassen kann.
    Jetzt bin ich mal auf Dusk (SP) und Quake Champions (MP) gespannt, die scheinen sich ja auf nem guten Weg zu befinden.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1