Ein pfeilschneller Gleiter? Treibende Elektromusik? Ein wahnwitziges Tempo, das selbst alle Ferraris, Porsches und Lamborghinis dieser Welt wie lahme Trabbis erscheinen lässt? Bei dieser Kombination werden sofort Erinnerungen an WipEout wach. Die Parallelen kommen nicht von ungefähr: Gary Nichols, der Mann hinter Switch Galaxy, war jahrelang ein Teil von Psygnosis und dort u.a. in die Entwicklung von WipEout involviert.
Trotz ähnlicher Rahmenbedingungen schlägt das Team von Atomicom hinsichtlich des Spieldesigns einen anderen Weg ein und rückt mit einem fordernden Reaktionstest den Arcade-Charakter noch stärker in den Vordergrund. Wenn man mit dem kleinen Gleiter bei zunehmendem Tempo die Spuren wechselt, Hindernissen ausweicht oder über Boostfelder brettert, weist der Titel tatsächlich mehr Ähnlichkeiten mit AudioSurf, Rock Band: Blitz oder dessen geistigen Vorgängern Frequency und Amplitude auf.
Ein kleine Reise durch die Galaxie
Während Switch nur einen unendlichen Überlebensmodus bot, bei dem man eine Kollision so lange wie möglich durch geschicktes Ausweichen verhindern musste, hat man der erweiterten Fassung darüber hinaus noch eine kleine Kampagne spendiert und sich zusätzliche Elemente ausgedacht, um den Spielablauf zu bereichern. Das Ziel besteht hier nicht länger darin, einfach nur durchzuhalten, sondern innerhalb eines Zeitlimits die Streckenabschnitte zwischen den Planeten zu absolvieren. Nur die Bonuslevel orientieren sich stärker am Original, da man hier eine vorgegebene Distanz ohne Zusammenstoß meistern muss. Egal welcher Modus: Es sind schnelle Reflexe gefragt, denn nicht nur Hindernissen wie farbigen Toren gilt es auszuweichen – auch feindliche Schiffe treiben sich auf den Spuren herum und bremsen meinen Gleiter nach Kollisionen empfindlich ab oder stehlen mir im schlimmsten Fall zusätzlich einen Teil meiner Credits für das Sammeln von Tantalum.
Dabei handelt es sich um eine wertvolle Substanz für die Forschung, die nur bei hohen Geschwindigkeiten im All „geerntet“ werden kann. Das verdiente Geld lässt sich in diverse Verbesserungen investieren: Ein besserer Schild schützt vor den Dieben, eine stärkere Hülle verringert die Strafe bei Kollisionen und wer die Spuren schneller wechseln will, findet ebenfalls das passende Teil. Zusätzlich können Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit des Gleiters getunt werden – genau wie bei den anderen Upgrades in mehreren Stufen. Außerdem lässt sich im Shop eine Immunität für eine der vier farbigen Barrikaden erstehen, sodass man je nach Wahl durch die blauen, grünen, gelben oder roten Hindernisse rasen kann, ohne dabei abgebremst zu werden. Wer mehr Wert auf die Optik legt, kann sein Erspartes aber auch gegen weitere Skins eintauschen.
Auf den Pisten sollte man ebenfalls die Augen nach Extras offen halten, denn neben Credits darf man auch zeitlich begrenzte Immunitäten bei Hindernissen sowie Bomben einsammeln, die alles im näheren Umfeld in Schutt und Asche legen. Mit dem Stealer-Icon dreht man den Spieß um und knöpft Gegnern in der Nähe Credits ab. Allerdings ist Vorsicht geboten, da einige von ihnen die Spuren spontan wechseln können. Teleporter beamen auf einen anderen Teil der Strecke, was besonders dann praktisch ist, wenn die restlichen Spuren im Nichts enden. Oft lassen sich diese Klüfte aber auch mit einer Sprungschanze überbrücken – man muss halt vorher nur schnell genug registrieren, auf welcher der bis zu fünf Spuren sie aufgestellt wurde.
Need for Speed
Schnell…genau so lässt sich das Spiel am einfachsten beschreiben. Aber wir reden hier nicht von einem gewöhnlichen schnell. Das hier ist ein „Ach-du-scheiße-das-kann-nicht-euer-Ernst-sein-Schnell“, bei dem die Hand-Auge-Koordination bei einem abartigen Tempo an ihre Grenzen geführt wird. Und nicht nur die: Manchmal kommt selbst die Grafikengine trotz ihrer rudimentären Darstellung nicht mehr hinterher und es gibt leichte Einbrüche in der Bildrate. In diesem Zusammenhang finde ich es schade, dass man die Vita-Variante nicht noch ein Stückchen aufgebohrt hat – die Handy-Wurzeln sind dem Titel trotz wahlweiser Steuerung über die Schultertasten oder via Touchscreen deutlich anzusehen. Die mitunter starken Fade-Ins von Objekten wären bei einer optimierten Anpassung sicher nicht in Erscheinung getreten. Trotzdem wirkt der grafische Minimalismus im Zusammenspiel mit den Elektro-Beats irgendwie stylish und ich habe mich immer wieder zu einer „schnellen“ Runde hinreißen lassen. Vielleicht auch deshalb, weil die Abschnitte der perfekte Snack für zwischendurch sind – nur selten ist man länger als eine Minute unterwegs. Manchmal erscheinen mir die Level sogar einen Tick zu kurz. Entsprechend schnell hat man alle Städte und Planeten der Kampagne besucht, darf sich aber im Anschluss an jeden beliebigen Punkt der Sternenkarte teleportieren und einen neuen Versuch wagen, um seine Bestzeiten weiter zu unterbieten. Schade, dass man seine Leistungen nicht mit Freunden vergleichen kann, denn Online-Ranglisten oder Geister-Herausforderungen sucht man vergeblich.