Kampf um den Thron
Hell gegen Dunkel, Königstreue gegen Königsmörder: In Tafl dreht sich alles um die taktische Jagd auf und die clevere Flucht des Herrschers.
Braune Steine symbolisieren die Angreifer, weiße Steine die Verteidiger plus einen besonders markierten Königsstein – wenn er fällt, ist das Spiel vorbei. Im Gegensatz zum Schach bewegen sich hier alle Figuren gleich. Genauso wie den Turm im Klassiker kann man hier jeden Stein horizontal und vertikal so weit wie man will ziehen; diagonale Schritte sind nicht erlaubt.
Auch die Ausgangssituation ist alles andere als gleichberechtigt: Schon zu Beginn des Spiels wird der weiße König mit seinen Getreuen umzingelt – er steht eingekesselt mit wenigen Helfern auf dem mittleren Platz, seinem exklusiven Thronfeld, das nur er betreten darf. Um ihn herum lauern die Angreifer, die auch noch in der Überzahl sind und nur ein Ziel haben: Den König fangen. Er kann wiederum nur gewinnen, wenn er eine der vier Festungen in den Spielfeldecken erreicht.
Ob das damals unter König Aethelstan oder Jarl Hakon genau so im 10. Jahrhundert gespielt wurde? Oder ging es nicht nur um den Kampf zwischen 24 und 48 Kriegern? Mit dieser Frage haben sich schon einige Universitäten und Professoren inklusive akademischer Rekonstruktionen beschäftigt. Fest steht, dass knapp ein halbes Dutzend Varianten von der Irischen See bis zur Ostsee verbreitet waren.
Jäger und Gejagter
In Tafl für iPad/iPhone werden diese zwar von sieben unterschiedlichen Spielbrettern symbolisiert, aber es gibt nur ein Regelwerk: Jeder zieht abwechselnd einen Stein und muss versuchen, den Gegner zu locken, zu täuschen und zu dezimieren. Man schlägt einen Feind, indem man ihn von zwei Seiten flankiert – dann besitzt er quasi keine Freiheiten mehr und wird vom Brett genommen. Ähnlich wie in Mühle kann man auch gezielt Fallen stellen oder mehrere Steine auf einmal schlagen, wenn man mit einem Zug z.B. zwei Gegner einkesselt. Auf den kleinen Brettern (7×7 oder 9×9) dauert eine Partie nur ein paar Minuten, auf den größeren kann es schon eine Stunde sein.
Die KI ist allerdings nur für Anfänger geeignet und lässt sich leider nicht anpassen; auch Spiele über das Internet sind nicht möglich und GameCenter wird ebenfalls nicht unterstützt. Erst gegen einen menschlichen Gegner wird es also spannend.
Die Spielregeln sind im Vergleich zum Schach sehr einfach und vor allem auf dem größten der sieben Bretter erinnert das Ganze sogar ein wenig an das japanische Go: In „AleaEvangeli“ kämpfen über 70 Steine auf 19×19 Feldern um die Vorherrschaft. Wenn zwei gleich starke Spieler antreten, kann das schon mal eine epische schlacht von mehr als einer Stunde werden.
Wer sich für die historischen Wurzeln der sieben Spielvarianten interessiert, findet auf einen Klick interessantes Hintergrundmaterial inkl. Manuskriptkopien und weiterer Quellenhinweise. Der erste Spielmodus „Brandubh“ basiert z.B. auf dem irischen Ballinderry-Fund aus dem 10. Jahrhundert und „Hnefatafl“ war (bis zum Brand im Jahr 1904) auf dem schwedischen Runenstein von Ockelbo zu sehen – Varianten dieses Brettspiele scheinen also von Iren, Angelsachen und Wikingern gespielt worden zu sein, das Spiel war quasi ein kulturverbindendes Element.
Allerdings sind noch viele Fragen hinsichtlich Regelwerk und Figuren offen; Tafl ist quasi eine moderne Interpretation und die Australier von MachineCodex Software wollten hier auch keine kritische Werkausgabe anbieten.
Tafl (Taktik & Strategie) – Tafl
Egal ob Ägypter, Römer oder Germanen: Sie haben alle gespielt, in allen Zeiten und Kulturen. Und obwohl es viele Spiele mit kultischer Bedeutung gab, wurden auch aus einem ganz einfachen Grund Kugeln, Steine und Würfel bewegt – weil es Spaß machte. Eines der wenigen überlieferten, sogar auf Runensteinen eingeritzten Spiele der nordischen Welt heißt Hnefatafl. Und eine sehr edle Variante dieses Klassikers ist für iPhone und iPad erhältlich.
Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.