Veröffentlicht inTests

Tale of a Hero (Adventure) – Tale of a Hero

Rollenspiele gibt’s jede Menge, aber es fehlt an guten Adventures, die eine epische Geschichte erzählen. Diesen Misstand will Tale of a Hero beseitigen, das nach jahrelanger Entwicklungszeit bei Daedalic erschien. Haben die Black Mirror-Macher auch ein Händchen für Fantasy?

© Future Games / Daedalic Entertainment

Gute alte Zeit

Früher war natürlich alles besser, die Sonne schien heller und das Leben eines Helden war einfacher. Antike Helden

Held mit Alterswohnsitz. Olaf ist Heimschläfer, auch wenn er tagsüber den nebenberuflichen Helden gibt.
wie Perseus, Herkules oder Odysseus mussten vielleicht ein vielköpfiges Untier töten, göttliche Äpfel aus einem Garten am Ende der Welt klauen oder auch in die Unterwelt reisen, um einen toten Hellseher zwecks Rückweg in heimische Gefilde zu befragen. Das war’s dann aber auch, denn bis zum Feierabend waren sie meist zurück in ihren eigenen vier Wänden. Von modernen Helden wird schon mehr erwartet, denn meist kämpfen Figuren wie James Bond, Indiana Jones oder Superman gegen irre Wissenschaftler oder globale Verschwörungen. Im weltweiten Einsatz gegen das Böse bleibt meist wenig Zeit fürs Persönliche.

Der Held von Tale of a Hero gehört eher zur klassischen Fraktion, denn er hat eine Verlobte, wohnt in einer schmucken Hütte und schläft nachts meist zu Haus. Alles scheint bei ihm ne Nummer gemütlicher: Während andere Fantasy-Heroen einen süchtig machenden Zauberring in einen aktiven Vulkan werfen müssen, der dummerweise mitten im Land des Feindes liegt, besiegt Gelegenheits-Fischer Olaf erst mal einen schlafsüchtigen Golem. Allerdings setzt er dafür nicht seine Schwertkunst ein, sondern seinen überragenden Verstand, der ihn allein, ohne Rückversicherung und nur mit einem Messer bewaffnet in eine Höhle steigen ließ. Naja, was tut man nicht alles für seine lieben Mitmenschen? Und schließlich haben ihm die Dorfbewohner auch Geld versprochen.

Der Fischer und seine Frau

Doch der „Kampf“ gegen den schwermütigen Steintroll ist erst der Anfang eines noch größeren Abenteuers, das
Erweckungserlebnis: Nachts hat er auch keine Ruhe, da er von magischen Wesen um Hilfe gebeten wird.  
wie einst bei Bilbo Beutlin vor der eigenen Türe beginnt. Denn Olaf erfährt, dass eine frühere Freundin von ihm verschwunden ist. Der Eisriese Krugell hat das Mädchen in den hohen Norden entführt, um sich an deren Vater zu rächen, der zufälligerweise auch noch König ist. Nun soll der Jungheld helfen, die Prinzessin aus den Klauen des Unholds zu befreien. Hexe Pripogala bittet ihn um Hilfe, weil sein Vater ein großer Held war. Bei dem Frauenüberschuss ist Olaf natürlich sofort bereit zu helfen. Nur leider ist seine Freundin Alia ganz schön eifersüchtig. Was wird sie sagen, dass ihr Olaf nun auf eine weite Reise mit fremden Frauen geht?

Das klingt verdammt nach noch einer Fantasy-Story, die nach Schema f verläuft. Allerdings ist sie spannender, als gedacht: Die Welt ist liebevoll kreiert, die Charaktere wecken Interesse und alles hat irgendwie Tiefgang. Es werden kleine Geschichten am Rande erzählt etwa die des mysteriösen Rauchgeistes, der bei einem Fluch entstand und nun seinen Platz im Leben sucht. Zunächst kommt man sich ein wenig wie in einem tschechischen Märchenfilm vor, was Kenner nicht verwundert, denn Future Games sind aus Tschechien: Der Wirt heißt Masek, der Brunnen ist aus Holz und die Hexe wohnt in einem Haus auf Stelzen. Aber dann entdeckt man doch, dass hinter der mittelalterlichen Fassade weitere Geheimnisse schlummern, die mit einer versunkenen Stadt zu tun haben. Darüber hinaus ist das Spiel nicht bierernst, sondern augenzwinkernd, etwa wenn Masek dem Helden abrät, seine Tochter zu heiraten.

Aufgaben ohne Chique

Rätsel gibt es an fast jeder Ecke, die sich meist daraus ergeben, dass man in der Handlung weiterkommen will. Man soll etwa Pripogala besuchen, die im Sumpf wohnt. Allerdings verströmt die romantisch inszenierte
Wenn das nicht nach Rätsel riecht. Seltsame Apparaturen sind eher selten, denn meist reicht der richtige Gegenstand.   
Wasserfläche fiese Gase, die einen nicht mal in die Nähe lassen. Wie kommt man trotzdem zu ihr? Hier ist es hilfreich, sich zunächst mit allen zu unterhalten. Vielleicht weiß jemand Rat, auch wenn man mal wieder nur grob das Gesprächsthema auswählen kann und alles fragen muss. Leider tun sich Möglichkeiten erst im Laufe des Spiels auf, so dass man an bereits besuchte Orte zurückkehren muss. So findet man etwa den Flegel erst später, wenn man nach Haus zurückkehrt. Zum Glück gehen die meisten dieser Ereignisse dann von selbst los.

Meist handelt es sich um Inventaraufgaben, die nicht immer ganz leicht zu lösen sind. Das liegt nicht immer daran, dass sie sonderlich schwer sind sondern auch, dass es keine Hot-Spot-Anzeige gibt, die einem auf Wunsch die wichtigen Orte zeigt. So übersieht man Sachen, die in der Ecke stehen oder klein geraten sind. Man muss jedes Bild haarklein absuchen, wie es früher mal üblich war und man es längst verlernt hat. Rätsel-Puritanern dürfte das gefallen. Leider sind die Rätsel selber auch nicht immer logisch aufgebaut: Wie soll man etwa darauf kommen, dass man die Gabel noch verbiegen muss, wenn’s dafür keinerlei Hinweise gibt? Dafür lassen die magischen Sachen, die man immer wieder suchen muss, Erinnerungen an Kings Quest aufkommen. Trotzdem sind andere Rätsel als Inventaraufgaben selten.

Märchenhafte Umgebung

Obwohl die Welt atmosphärisch aussieht, ist die die Kulisse nicht mehr zeitgemäß. Das merkt man nicht nur daran,
Man kommt immer wieder an andere Orte, die wie aus dem Traum sind. Hier ist man sogar unter Wasser.
dass sich die Figuren ungelenkt bewegen. Die Hintergründe sind zudem statisch, da es kaum Bewegung gibt. Moderne Animationen wie sich wiegende Äste, aufwirbelnder Staub oder flatternde Tiere gibt’s kaum – nicht mal, als sich in der Höhle die Möglichkeit dazu quasi aufdrängt. Immerhin sind aber die Monster ganz nett designt, die auch mal was anderes bieten als die üblichen Typen.

Leider hat Daedalic, die das Spiel für den deutschen Markt umwandelten, bei der Sprachausgabe ein wenig geschlampt, was recht untypisch für den deutschen Publisher ist. Zwar hat der Held eine recht erträgliche Stimme, aber bei manchem Nebencharakter ist das weniger gelungen. Da hört man Stimmen, die schlicht lächerlich klingen – wie etwa der Seher. Das ist keinesfalls der märchenhaften Art des Abenteuers geschuldet, denn auch Märchenfiguren sollten nicht piepsig klingen, zumal das Spiel sonst wenig in Richtung Klamauk abrutscht.
   __NEWCOL__

  1. Etwas spät, aber mittlerweile bin ich doch noch dazu gekommen, Tale Of A Hero zu spielen.
    Ich fand's gut bis sehr gut. Die Negativpunkte bezüglich Hin- und Hergerenne, Pixelhunting und nicht immer ganz logischen Rätseln trifft zu, aber man sollte sich davon nicht abschrecken lassen (ich musste trotz fehlender Geduld kein einziges Mal in eine Lösung schauen und konnte das Game an einem Sonntag durchspielen). Auch nicht vom etwas lahmen Intro, denn das Spiel entfaltet schnell seinen märchenhaften Charme und macht dann einfach nur noch Spass.
    Die Deutschen Specher fand ich gar nicht so übel. Einzelne Nebencharaktere sollen wohl auch nervig klingen, das passt nicht schlecht ins Gesamtgefüge.
    Empfehlung!

  2. Jarnus hat geschrieben:...dabei gehörte das pixelhunting für mich seit jeher zum kern eines adventures!
    UND ich hielt's immer schon für einen schlechten Ersatz für Rätseldesign bzw. eine billige Methode, um die Spielzeit zu steigern.
    AIex hat geschrieben:
    Suppression hat geschrieben:Hmm, unlogische Rätsel und schlechte Sprachausgabe sind schon zwei gewaltige Mankos...
    .
    Lost Horizon hat logische Rätsel und gute Sprachausgabe.
    Stimmt. Die Rätsel sind z.T. auch so einfach, weil sie eben logisch sind. Mich hat der geringe Schwierigkeitsgrad überhaupt nicht gestört, obwohl ich schon mit "Leisure Suit Larry in the Land of the Lounge Lizards" angefangen habe - lange bevor ich englisch konnte.
    Kompliziert finde ich nicht besser.

  3. bei Bodo darf man sich über nix wundern!
    dennoch schönes spiel! zwar nicht so rasant und bombastisch wie Lost Horizon, sondern das genaue gegenteil, was für
    mich den reiz ausmacht! bei den meisten adventures braucht man die hot-spot anzeige schon zwingend, weil hot-spots
    sich nichtmehr vom bild abheben...dabei gehörte das pixelhunting für mich seit jeher zum kern eines adventures!

  4. Es fällt mir schwer das Spiel einzuschätzen und nach dem Text hätte ich keine 80% erwartet.
    Einerseits wird das klassische an dem Spiel gelobt und dass es ohne modernen Schnickschnack auskommt, andererseits wird kritisiert, dass es keine modernen Animationen gibt und alles sehr statisch wirkt. Die Rätsel sollen teils unlogisch sein, die Sprachausgabe auch nicht gerade überragend, und "immerhin ganz nette Monster" klingt auch nach einem eher lauwarmen Pluspunkt.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1