Was den Umfang betrifft, gibt sich TBRB eher spartanisch – vor allem, wenn man die ebenfalls vollpreisigen Guitar Hero 5, Rock Band 2 oder auch Guitar Hero Metallica als Vergleich wählt: Gerade mal 45 Songs (bei den anderen genannten Vertretern sind es zwischen 60 und 85) wurden auf der Disc untergebracht. Nachschub wird allmonatlich über den Beatles Rock Band-Shop folgen, in dem die kompletten Alben der Liverpooler angeboten werden sollen. Dementsprechend vermisst man auch einige Song-Highlight, obwohl man mit Gassenhauern förmlich erschlagen wird.
Mehrstimmig zum Erfolg: Harmonie-Gesang ist die inhaltliche Erweiterung der hinlänglich bekannten Rock Band-Formel. |
Aber: Gleichgültig ob von Disc oder per Download, wird man diese Songs nicht mit Rock Band 1 oder 2 spielen können. Das Beatles-Universum bleibt in sich geschlossen. Es kommt keiner rein und es geht keiner raus. Und das „Es kommt keiner rein“ kann sogar noch wörtlicher genommen werden. Denn im Gegensatz zu den bisherigen Rock Bands gibt es keinerlei Möglichkeit, sich eine eigene Figur zu erschaffen und z.B. analog zu GH Metallica eine eigene Karriere zu starten, die parallel zu den Beatles spielt und in denen man z.B. Songs von den Kinks, The Who, den Stones etc. trällert, trommelt oder klampft.
Doch diese Beschränkung auf tatsächlich nur eine Gruppe birgt auch Vorteile: Man kann sich viel stärker auf die Historie fokussieren und die einzelnen Songs visuell so gestalten wie man möchte. Und in diesem Bereich geht Harmonix dank Unterstützung der noch lebenden Beatles Paul McCartney und Ringo Starr sowie der Witwen Olivia Harrison und Yoko Ono-Lennon in die Vollen: Man verfolgt die Beatles von ihren Anfängen in Liverpooler Keller-Bühnen (die Hamburger Phase mit dem Star Club wurde leider nicht erfasst) über ihre triumphale Amerikatour bis hin zu ihren experimentellen Studioalben wie Sgt. Pepper und dem Ende der gemeinsamen Schaffensphase.
Pure Kreativität
Dabei geht Harmonix teilweise sogar einen ungewöhnlich künstlerischen Kreativ-Weg: Während in der Frühphase der spielbaren Beatles-Karriere hauptsächlich Live-Konzerte mit herrlich kreischenden Zuschauern das typische Rock Band-Flair widerspiegeln, bekommt man in den späteren Kapiteln beinahe schon fernsehreife Videoclips im Hintergrund geliefert, die die Grenzen zwischen Realität und Songinhalt verschwimmen lassen.
Bei „Yellow Submarine“ und „Octopus’s Garden“ beispielsweise startet man mit den Beatles im gut nachgebildeten Abbey Road-Studio und findet sich plötzlich in einer fantasievollen Unterwasserwelt wieder. Und bei „Here comes the Sun“ musizieren die vier auf einmal auf einem Sonnen überfluteten Hügel, während ringsum Blumen aus dem Boden schießen.
Die Fantasie und Kreativität, die die Beatles-Songs aus dieser Phase akustisch zeigen, wird mit dieser so genannten „Dreamscape“ visuell wunderbar eingefangen und macht die Lieder teilweise zu einem unvergesslichen Erlebnis zwischen Trance, Psychedelic und Pop-Art.
Dementsprechend ist die Farbgebung der runter rauschenden Noten pastelliger ausgefallen als man es bislang von Rock Band kannte, während das Figurendesign einen gekonnten Spagat zwischen dem Wiedererkennungswert (auch über die verschiedenen Schaffensperioden hinweg) und dem bekannten „Semi-Comic-Look“ schafft. Die Wii-Version kann bedingt durch die geringe Auflösung dabei zwar natürlich nicht mit den HD-Varianten mithalten, doch der Unterhaltungswert wird dadurch nicht gemindert.
Da könnte man fast verzeihen, dass der Umfang gering ausgefallen, starken Lizenz-Einschränkungen unterworfen sowie deutlich auf die Download-Inhalte ausgelegt ist. Zu kreativ, zu beeindruckend und akustisch zu sauber ist die Umsetzung geworden. Denn passend zur erneuten Veröffentlichung aller Alben als „Remastered“-Version basieren sowohl die mitgelieferten Tracks als auch die geplanten Download-Inhalte auf eben diesen neuen Versionen. Das Ergebnis: Phänomenaler Klang von Material, das teilweise annähernd 40 Jahre alt ist – wahlweise sogar in sauberem Surround-Sound, wobei die Wii-Variante nur auf „einfaches“ 2.0-Stereo zurückgreifen kann – aber sich immer noch verdammt gut anhört.
Dass die berühmt-berüchtigten Verspieler, die bei den Gitarren z.B. bisher durch ein unangenehmes „Twäng“ auf sich aufmerksam machten, akustisch etwas ins Hintertreffen geraten und nicht mehr so deutlich sind, lässt sich verschmerzen.
woah tripple post! quadro post!
edit.
nicht so sehr psychedelic?
okay klingt vielleicht nicht so...