Trotzdem hinterlässt die Auswahl einen zwiespältigen Eindruck. Zwar finden neben den Sportspielen von Epyx (Winter Games, World Games, Summer Games II, California Games) auch weitere Klassiker wie Boulder Dash, Pitstop II oder die beiden Andrew-Braybrook-Werke Uridium und Paradroid, aber beim Großteil des Aufgebots handelt es sich um eher unbekannte Titel kleinerer Hersteller. Entsprechend vermisst man viele Spiele, die die C-64-Ära mitgeprägt haben. Spontan kommen mir The Last Ninja, Test Drive, Way of the Exploding Fist, Giana Sisters, International Karate, Wizball, Turrican, Pirates!, Maniac Mansion, Bubble Bobble in den Sinn… Die Liste ließe sich fortsetzen, da es auf dem Brotkasten so viel bessere Spiele gab als das, was Retro Games hier vermutlich aus Kostengründen auffährt.
Nachschub per USB
Zum Glück lässt sich die Bibliothek mit einem minimalen Aufwand erweitern. Alles, was man dafür braucht, ist ein USB-Stick im FAT32-Format und die entsprechenden ROM-Dateien, die man (noch) überall im Internet findet. Wie immer erfolgt an dieser Stelle der Hinweis, dass man sich rechtlich in einer Grauzone befindet, selbst wenn man die Originale noch besitzen sollte. Worauf es aber ankommt: Es funktioniert! Während man sich beim Mini-Modell erst umständlich behelfen und danach lange auf ein Firmware-Update warten musste, erkennt die Maxi-Variante umgehend den Stick und die Dateien, wobei sowohl Disk-Images (im D64-Format) als auch das Cartridge-Format CRT unterstützt werden. Steckt man den Stick in einen der USB-Ports, erscheint innerhalb weniger Sekunden eine neues Icon innerhalb der Karussell-Oberfläche, über das man auf den Stick zugreifen kann. Alternativ ist dies auch über Basic möglich.
Alles sicher
Schön dagegen, dass man seinen Spielstand jederzeit über ein überlagertes Menü speichern darf, das sich jederzeit auf Knopfdruck einblenden lässt und über das man sowohl die virtuelle Tastatur aufrufen als auch wieder zum Hauptbildschirm zurückkehren kann. Noch schöner wäre es aber gewesen, wenn man auch eine Rückspulfunktion integriert hätte, wie sie bei einige Mini-Konsolen oder Classic-Sammlungen mittlerweile üblich ist.
In den Systemeinstellungen hat man die Wahl zwischen verschiedenen C-64-Modellen und kann sich zwischen einer Darstellung mit 50Hz oder 60Hz entscheiden. Darüber hinaus stehen diverse Bildformate zur Verfügung und wer es möchte, kann mit dem optionalen CRT-Filter auch mit Scanlinien einen alten Röhrenbildschirm emulieren.
Endlich Mikroschalter!
Im Gegensatz zum Vorbild fehlt dem Nachbau allerdings der Schalter, an dem man früher das Dauerfeuer aktiviert hat. Stattdessen finden sich vier rote Tasten, mit denen vor allem die Navigation innerhalb der Menüs erleichtert wird. Alternativ lassen sich auch andere Controller verwenden: Mein alter Competition Pro USB wurde problemlos erkannt und ließ sich anstandslos nutzen. Selbst die Menü-Navigation funktionierte, obwohl man den Tasten der angeschlossenen Pads leider nicht manuell ihre Funktionen zuordnen darf.
*Seufz* Hätte ich die Kiste damals bloß nicht weggeschmissen. Andererseits habe ich wahrscheinlich auch ein paar mal zu oft draufgehauen..
Ob ich mir den Maxi noch holen werde, weiß ich noch nicht; die mindestens 110 € aktuell für ihn geforderten € sind doch etwas heftig, wenn auch nicht unangemessen. Mindestens aber werde ich mir einen der nun mit Mikroschaltern bestückten Joysticks einzeln für mein C64 Mini kaufen. Da kann man wohl nicht viel verkehrt machen.
Habe mir von Analogue auch die SNES- und Megadrive-Konsolen geholt, die nicht in der Ecke verstauben.
@ChrisJumper:
Also, ich habe hier einen C64 Reloaded MK2 stehen. D.h. die Tastatur und Chips sind alt, Gehäuse und Motherboard sind neu hergestellt und der Rechner entspricht einem C64C mit zwei 8580 SIDs. Dazu ein 1541Ultimate2+ Cartridge, welches die Floppy emuliert und ein paar andere Dinge mehr. Angeschlossen ist ein Röhrenmonitor von Commodore und über Retrotink-Upscaler noch die Capture-Karte am PC. Der Competition Pro Retro wurde neu gekauft, die 1351-Maus ist gebracht.
Das ist jetzt nicht unbedingt der Standard in der Szene, bzw das ist nach wie vor ein klassischer C64 mit einem Floppy-Emulator oder wenigstens FlashCard-Reader wie das SD2IEC. In letzter Zeit ist dabei das Ultimate64 recht populär. Das ist ein FPGA-basierter C64, der auch bereits die 1541U2+ mit integriert hat (optional kann man originale SID-Chips einbauen) und HDMI-Anschluss. Das ist aber im Vergleich zu einer Emulationsmaschine, wie dem The C64 Maxi schon deutlich kostspieliger. Für ein Ultimate64 mit Gehäuse und Netzteil würde ich grob 300€ rechnen, der C64 Reloaded MK2 mit 1541U2+ zusammen nochmal 200€ oben drauf.
Ich selbst nutze die Hardware hauptsächlich zum Testen oder zum Capturen von Videos. Sonst ist Crossdevelopment angesagt und dort auch die meiste Zeit Emulation.
Noch mal zu Lizenzen und gerade das Beispiel Giana Sisters. Ich glaube zwar nicht, dass Nintendo mit dem Spiel heute noch ein Problem hätte. Allerdings dürfte die rechtliche Situation trotzdem nicht einfach sein. Die Markenrechte liegen wohl bei Black Forest Games, die Urheberrechte aber bei den Originalentwicklern und Armin Gessert ist leider verstorben. Chris Hülsbeck schätze ich so ein, dass er sich freuen würde, wenn das Spiel offiziell auf solch einem System erscheint, bei Manfred Trenz würde ich damit nicht rechnen.
@Akabei: The C64 Mini und Maxi können CRT-Images verwendet werden. Beide verwenden auch wohl den gleichen File-Loader.
Ich kann nicht für v3to sprechen (bei dem ich aber Stein und Bein schwöre, dass er einen C64 hat), aber ich habe Originalgeräte und Lötarbeiten waren noch nicht nötig. Abgesehen vom Netzteil ist das eigentlich alles recht robust. Speicherkarten-Alternativen zum Diskettenlaufwerk sind übrigens...