…strandet ein 13-jähriges Mädchen auf einer Insel vor der Küste Norwegens. Man untersucht in Egosicht per Mausklick das erste Treibgut und begibt sich dann ebenso weiter an Land. Das Dorf ist verlassen, aber die Menschen müssen relativ plötzlich geflohen sein. Überall finden sich Spuren einer überhasteten Flucht. Wem gehören die Banner im Dreck? Wo sind alle hin? Und schon nach ersten Erkundungen rund um die Langhäuser, wird es mysteriös: Die Runensteine und manche Opferplätze sind von dichtem Eis überdeckt, obwohl es doch Sommer ist. Schnell wird klar, dass es hier um mehr geht als einen irdischen Überfall, sondern auch um einen göttlichen Konflikt.
Mit der Taufe des dänischen Königs Harald Blauzahn sowie seiner Expansion nach Norden konnte sich das Christentum zwar schon ein wenig in Skandinavien ausbreiten. Aber in dieser frühmittelalterlichen Periode beherrschten noch weitgehend die alten Götter, Sagen und Bräuche den Alltag der Menschen. Und es gelingt den norwegischen Entwicklern von Grimnir, viele Aspekte dieser Wikingerwelt authentisch abzubilden: Man findet Stickereien mit kriegerischen Motiven, geschnitzte Artefakte, aufgebockte Langboote, Hügelgräber, Opferplätze, Zitate aus der Edda und Runeninschriften, während man Gegenstände einsetzt, um neue Bereiche freizuschalten. Und das Beste für Freunde des Altnordischen: es wird stimmungsvoll in der alten Sprache gesprochen!
Altnordische Sprache, Mythen & Gebräuche
Der Rätselanspruch ist nicht besonders hoch, zumal man Gegenstände nicht näher als 3D-Objekte untersuchen kann und es keine komplexen Kombinationen gibt: Man schneidet mit dem Messer ein Seil durch, man zieht mit der Schmiedezange einen Ziegel aus einer blockierten Tür oder setzt gefundene Schlüssel ein. Der Anspruch steigt lediglich ein wenig an, wenn man z.B. Schließmechanismen oder Gesänge in der richtigen Reihenfolge anordnen muss. Und in diesem Zusammenhang sorgt die Anderwelt für etwas Würze: Auf Knopfdruck kann man irgendwann in die grauschwarze Welt der Toten und Landgeister wechseln, was zum einen die Story vorantreibt und zum anderen die Rätselvielfalt über wechselseitige Bezüge erhöht.
Es gelingt den Entwicklern über diese zweite übersinnliche Ebene eine zwielichtige bis apokalyptische Stimmung zu erzeugen, die mit den Ragnarök-Motiven der Wikingerzeit verbunden wird. Braut sich das Schicksal der Götter etwa über dieser kleinen Insel zusammen? Öffnen sich die Tore Hels und sind die Frostriesen im Anmarsch? Und was haben „eidgebundene Männer“ verbrochen, dass Midgard so heimgesucht wird? In der Rolle des Mädchens verfügt man jedenfalls über das zweite Gesicht und kann auf die Hilfe einer geisterhaften Völva zurückgreifen, die einem ab und zu erscheint und Hinweise für die nächsten Schritte zuraunt.
Angesichts der inneren Monologe des Mädchens bleibt es immer angenehm logisch sowie nachvollziehbar, so dass Veteranen kaum ins Stocken geraten dürften; Einsteiger können aber optional Hinweise dazuschalten, die leider sehr direkt sind – da hätten man vielleicht erst subtiler sein können. Zwar vermisst man 3D-Objekte und mehr Bewegung in den recht statischen Gebieten, aber die Kulissen werden malerisch inszeniert, bieten handgezeichnete Motive, tolle Lichtstimmungen und kleine Animationen von flirrendem Staub bis hin zum glitzernden Wasser in der Ferne.
Das ist ein ganz normales Point&Click-Adventure für den Rechner, das meines Wissens auch primär für PC entwickelt wurde.
Wie sieht es denn aus, merkt man der PC-Version auch in der Bedienung ihren Mobil-Ursprung an (unsinniges Geklicke, fehlende Mouseover Funktionen, ...), oder beschränken sich die Verwandschaften auf die begrenzte Grafikvielfalt?