Das Geheimnis der verschollenen Qualitätssicherung
Ich könnte das Aufzähl-Spielchen noch eine ganze Weile fortführen, denn falls es
Inhaltlich gibt es wichtige Unterschiede zum Vorbild. Die Umgebung besteht diesmal aus schlicht gehaltenen Zeichnungen, außerdem dreht sich das Spiel nicht um ausgelagerte Puzzles wie in Professor Layton. Stattdessen erforsche ich die Insel und löse klassische Umgebungs- und Inventar-Rätsel. Die Geschichte führt mich ins England der Zwanziger Jahre. Ich schlüpfe in die Rolle des jungen Erwachsenen Jack Ice, welcher durch einen Brief von einer gewaltigen Erbschaft erfährt. Er hat zwar noch nie von dem Verstorbenen gehört, macht sich aber sofort auf den Weg zur felsigen Insel an Englands Westküste. Schon der Einstieg ist lieblos inszeniert: Eine Stimme aus dem Off liest den Brief vor und schon tapse ich ohne große Einführung an der Küste entlang.
Auf der Suche nach Rätselspaß
Im Anwesen angekommen werde ich Zeuge einer geheimnisvollen Mordserie.
Dass in The Second Guest trotzdem eine geheimnisvolle Stimmung aufkommt, liegt vor allem an der hervorragenden Vertonung. Star-Sprecher wie David Nathan (Johnny Depps deutsche Stimme) und Oliver Rohrbeck liefern eine filmreife Leistung ab: Fast jede Betonung sitzt perfekt. Auch der Soundtrack von Luigi-Maria Rapisarda verströmt mit eingängigen Cembalo- und Synthesizer-Melodien eine wunderbar mysteriöse Atmosphäre (und liegt übrigens auf einer Extra-CD bei). Sobald es ein Rätsel zu lösen gibt, ist die aufgebaute Stimmung aber sofort wieder futsch. Eigentlich gibt es in den rund vier Stunden gar nicht so viel zu knobeln – und all zu schwer fallen die Rätsel auch nicht aus. Schuld am Ärger ist ein niemals versiegender Quell neuer Bugs und die allgemein unkomfortable und inkonsequente Steuerung: Durch Türen komme ich nur mit „benutzen“, durch Tore dagegen durch eine einfachen Klick. Einen öligen Lappen kann ich immer aufheben – egal wo ich mich befinde. Das Öffnen eines Sicherungskastens klappt dagegen nur, wenn ich direkt davor stehe. Oder aber ich dupliziere auf magische Weise einen Maiskolben: Nachdem ich ihn aufgehoben habe, liegt er sowohl in meinem Inventar als auch auf dem Boden.
Das funktioniert so nicht!
Ebenfalls unlogisch: Wenn ich eine von zehn leeren Flaschen greifen will, lässt Jack
Auch die Dialoge können das Problem nicht entschärfen, denn sie geben kaum Hinweise. Mein Alter Ego gibt ebenfalls nur stumpfe Beschreibungen von sich, wenn ich z.B. einen Sicherungskasten untersuche: „Ein Kasten mit elektrischen Sicherungen“. Wer hätte das gedacht? Ab und zu stoße ich immerhin einen mysteriös formulierten Hinweis-Zettel, welcher mich wie auf einer Schnitzeljagd an den nächsten Ort führt.
Eigentlich schon eine Schande sich namentlich an den Klassiker "The 7th Guest" anzulehnen.
Technisch scheint es ja eh eher an dessen Nachfolger "the 11th Hour " angelehnt zu sein.
Ist das Spiel denn als spiritueller Nachfolger gedacht, oder arbeitet sogar einer der ehemaligen Trilobyte Leute wieder an dem Spiel?
Vielleicht habe ich jetzt endlich, endlich, endlich mal gelernt, immer vorher die Tests abzuwarten und erst dann zu kaufen. Das Spiel wird ungespielt als drohendes Mahnmal in meinem Schrank verbleiben und mich hoffentlich an meine Worte erinnern.
Stimmt. Beide Titel laufen übrigens mit der gleichen Engine:
http://www.visionaire-studio.net/cms/ad ... ngine.html
Und ich Depp hab das Game bei Erscheinen gekauft... Nach 15 Minuten habe ich es aber sein lassen aufgrund der zahlreichen nervigen Bugs (und zwei Abstürzen). Ist wirklich eine Unverschämtheit sowas auf den Markt zu bringen. Mir gefällt ja sogar der Old School Style der Grafik, aber wenn (gemäss 4Players) nicht mal der Inhalt was taugt, muss ich definitiv nicht auf den zweiten Patch warten (der erste war notwendig dass man überhaupt speichern kann... und hat gleich nen neuen Bug eingeführt).
Die Entwickler sollten sich mal Deponia kaufen als Beispiel für ein richtig geiles und absolut perfekt umgesetztes Adventure, und dann noch n paar Jahre richtig programmieren lernen!
Das ist dann ja mal ne Negativüberraschung. Naja, gibt zum Glück genug Alternativen.