…sollte man so entspannt erzählen, wie man eine Pfeife raucht. Das muss nicht für jedes Spiel der ideale Einstieg sein, aber H.P. Lovecraft (1890 – 1937) nahm sich für den Spannungsaufbau seiner Geschichten genug Zeit. Er ließ seine akademisch gebildeten Helden mit aller rationalen Skepsis ermitteln, ließ dem Unheimlichen oder dem Grotesken über Andeutungn zunächst Raum zur Entfaltung. Zwar ahnte man als Leser früh, dass irgendetwas in Innsmouth oder Arkham nicht stimmte, aber der Vorhang zum Undenkbaren öffnete sich langsam – manchmal auch erst im Finale mit einem gnadenlosen Ruck, der ein aussichtsloses Grauen offenbarte.
Frogwares hat sich leider dazu entschieden wie ein Kettenraucher zu erzählen, der hastig Kippen nachziehen muss und an
dessen gelben sowie zittrigen Fingern man sofort erkennt, wie es um ihn steht. Genauso zügig offenbart sich die offene Spielwelt von The Sinking City: Kaum schlüpft man in die Rolle von Charles Reed, begegnet man in Visionen riesigen Kreaturen mit Tentakeln, greift zur Waffe und sammelt Zutaten für Munition, sieht irre Kultisten am Hafen beten, ist von Octopus-Kadavern umgeben und hat es schon im ersten Auftrag als Fremder mit der mächtigsten Familie und einem Mord, mit Affengesichtern, Fischköppen und so genannten Wyldebiestern zu tun, die nicht mal ansatzweise an die verstörenden Kreaturen aus Silent Hill herankommen. Nicht weil sie so schlecht designt sind, sondern weil sie so plump auftauchen.
Schwacher Einstieg
Manchmal kann so ein hektischer Einstieg ja trügen, aber Frogwares zerstört auch in den folgenden Stunden jegliches Verwunderungspotenzial und
lässt die angedeutete Skepsis von Charles Reed manchmal lächerlich erscheinen. Das ist schade, denn es gibt durchaus viele Gespräche, einige interessante Figuren, bekannte Motive aus dem Lovecraft-Mythos und die deutsche Sprachausgabe kann sich auch bei den Nebenfiguren hören lassen. Die Erkundung von Oakmont beginnt Reed mit Unterstützung von Johannes van der Berg, der ihn am Hafen abholt und als einheimischer Berater fungiert.
Diese archetpyische Gestalt kann zumindest kurz die Neugier sowie mit offensichtlichen Bezügen zum „König in Gelb“ (eine Kurzgeschichte von Robert W. Chambers aus dem Jahr 1895, die auch H.P. Lovecraft inspirierte) die Hoffnung auf subtilere Entwicklungen und mehr Rätselhaftigkeit wecken, aber die Hoffnung schwindet bald. Schon in den ersten Stunden zeigt sich in den linearen Dialogen und den langweiligen bis absurden Fähigkeiten, dass das hier kein Rollenspiel mit rhetorischen Feinheiten oder interessanter Charakterentwicklung
wird, sondern eine Mischung aus schnöder Action, ständiger Sammelei und zumindest solider Detektivarbeit mit leichtem Horrorflair. Obwohl das fast zu viel ist: Denn nicht mal ansatzweise fühlt man sich beim Spielen derart vom kosmischen Horror beeindruckt wie bei der Lektüre von Lovecrafts Geschichten.
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Als großer Lovecraft Fan quäle ich mich gerade in kleinen Dosen durch The Sinking City. Man kann festhalten, dass das Spiel einfach nicht fertig geworden ist und noch mindestens ein halbes Jahr in der Entwicklung benötigt hätte. Mal abseits der unzähligen Bugs auf die man ständig trifft, wirkt vieles noch recht unausgereift und bloß wie ein Platzhalter. Items respawnen jedes mal wenn man eine infizierte Zone betritt, weil die Entwickler offensichtlich keinerlei Konzept für deren Verteilung hatten. Die Stadt sieht eigentlich recht cool aus, aber man merkt schnell, dass man ständig die selben Bausteine benutzt hat. Vor den meisten kämpfen kann ohne Probleme weg rennen was den Gruselfaktor der Gegnern gegen null tendieren lässt. Das Kämpfen ist bestenfalls zweckdienlich nervt aber eigentlich nur. Auf Dauer ist es frustrierend dass man ständig Adressen auf der Karte suchen muss. Das ist vielleicht für jemanden der ohne Navi nirgendwo hin finden kann eine gelungen Übung, sollte aber keine Herausforderung für Leute darstellen, die schon mal einen echten Stadtplan in der Hand hielten. Die Detektivarbeit beschränkt sich auf ein Minimum. Nachdenken muss man dabei nicht und Abwechslung sollte man fernab des einfachen chronologischen Sortieren des Tathergangs auch nicht erwarten. Eigentlich schade, weil die Geschichte schon Lust auf mehr macht und die eigentliche Atmosphäre passend ist. Ach ja... Updates gab es bisher auch keine. Ich kann mir auch nicht vorstellen dass da noch was großartiges kommen wird. Das Spiel ist in seinem Zustand leider ein Totalschaden, den man wohl nicht einfach mal so zurecht patchen kann.
Zum Glück spiel ich es mit nem Freund und wir quatschen nebenbei immer. Alleine würde ich mir das nicht geben
Nachtrag: Das dumme Spiel hat jetzt einen game breaking Bug. Ein notwendiges Ereignis wird nicht getriggert, weshalb man nicht mehr vorankommt. Erst war ich verärgert, aber jetzt bin ich froh, diesen Müll nicht weiterspielen zu müssen.
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Ich kauf das Ding.
Mich hat schon zuletzt Call of Cthulhu total gerockt und das hatte ne miese Wertung hier.
Das war ein schöner Lovecraft Walking Simulator mit genialen Schauplätzen. Das Fischerdorf hatte zwar wenig begehbare Straßen aber trotzdem hat mich das Spiel geflasht. Eins der wenigen der letzten Jahre die ich durchgezockt habe, das will schon sehr viel heißen. Ich glaube das letzte Game davor wo ich nen Endscreen gesehen habe war Tropical Freeze.
Und wenn mir nur der Ort gefällt und ich die Detektiv Arbeit mag reicht mir das schon. Und sicher wirds den ein oder anderen Performance Patch geben. Ausserdem freu ich mich auf ne gute deutsche Lokalisation. Ist ja heute was besonderes.
Das Ding gibts in der Day One mit Karte für 59,-
Weiß jemand welche Steuerungs Settings es für die Analog Sticks gibt bei Sinking City ? Lefty, Sticks swappen ö.ä. ?
@Topic: Schade, nach Call Of Cthulhu habe ich echt alle Hoffnungen in Sinking City gesetzt. Hatte mich zunächst über die Epic Exklusivität geärgert, das ist damit aber ja auch vom Tisch etwas positives hat es ja. Waruuuuum schafft niemand ein offizielles, geniales Lovecraft Spiel