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Tiny Metal: Full Metal Rumble (Taktik & Strategie) – Metal Wars

Klassische Rundentaktik à la Fire Emblem oder Advance Wars hat über Jahre auf Nintendos Handhelds für klasse Unterhaltung gesorgt, aber tat sich auf anderen Systemen meist schwer. Gerade erlebt das Genre allerdings eine kleine Renaissance: Nachdem Anfang des Jahres Wargroove die beiden Klassiker von Intelligent Systems richtig gut vermischte, präsentiert jetzt Tiny Metal: Full Metal Rumble seine Interpretation taktischer Gefechte mit Comicflair für knapp 15 Euro auf PC und Switch.

© Area 35 / Area 35

Advance Wars lässt grüßen

Die Rundentaktik des in Kalifornien angemeldeten Studios Area 34 hatte ein klares Vorbild: Advance Wars. Genau damit warb Hiroki Kikuta auch, als er 2016 die Kickstarter-Kampagne für Tiny Metal startete. Allerdings wurde diese bei knapp 30.000 Euro von etwas über 1200 Unterstützern abgebrochen, weil man das finanzielle Ziel von 45.000 Euro verfehlte. Dennoch erschien das Spiel im Jahr 2018 für PC, PS4 und Switch. Und es kann nicht so erfolglos gewesen sein, denn jetzt serviert das mittlerweile als Area35 East und in Japan ansässige Team einen Nachfolger namens Tiny Metal: Full Metal Rumble für PC und Switch.

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Es gibt zig Einheiten und Gebäude; die braunen Blöcke repräsentieren den Nebel des Krieges. © 4P/Screenshot
Schon in den ersten Missionen wird sehr deutlich, dass da Fans von Advance Wars am Werk sind: Nach einigen diffusen Storyfetzen und deutsch übersetzten Dialogen bewegt man seine Soldaten, Grenadiere, Jeeps und Panzer rundenweise über kleine Karten, kann Gebäude und Fabriken besetzen, mit genug Credits für Nachschub aus über 20 Einheitentypen sorgen und gewinnt meist, wenn man das feindliche Hauptquartier erobert hat. Nur Infanterie kann durch Wald oder über Hügel marschieren sowie Gebäude einnehmen und es gibt je nach Terrain unterschiedliche Boni für die Verteidigung. All das wird in der informativen Enzyklopädie („Metalpedia“) aufgelistet.

Kreuzfeuer und Schubser


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Die Luftabwehr kann über weitere Distanz angreifen. © 4P/Screenshot
Aber Area 34 hat auch eigene Ideen im Angebot, darunter z.B. das Kreuzfeuer. Anstatt mit einer Einheit sofort zu schießen, kann man den Feind auch anvisieren. Wenn man danach mit einer anderen Einheit auf diesen feuert, wird er von beiden Seiten mit größeren Verlusten in die Mangel genommen und kann lediglich auf einen zurückschießen. Diese Taktik kann man noch verstärken, indem man den Feind nicht nur einmal, sondern zwei- oder dreimal von anderen Seiten passiv anvisiert, bevor man aktiv feuert. Aber Vorsicht: Auch die KI nutzt diese Umzingelung!

Außerdem gefällt mir das Schubsen: Über einen Stoßangriff kann man sich z.B. aus einer Umzingelung lösen oder Truppen aus einem Gebäude verscheuchen. Weil Einheiten quasi sofort Erfahrung und mehr Kampfkraft gewinnen, frühzeitig Radar zur Sichtung verborgener Einheiten, Hubschrauber, Flieger und Flugabwehr sowie Mechs hinzu kommen, entsteht überaus abwechslungsreiches Taktieren. Dazu trägt auch bei, dass neben der Munition zusätzlich Sprit verbraucht wird, und dass man sowohl Truppen als auch Fahrzeuge heilen bzw. ausrüsten kann. Für Komfort sorgt zudem, dass man Einheiten gleichen Typs direkt für bessere Gesundheit verschmelzen und dass man Bodentruppen über Fahrzeuge transportieren kann.

Erfahrung, Kulisse und Story

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Nach einem Gefecht wird abgerechnet. © 4P/Screenshot
Schade ist, dass man erfahrene Truppen nicht in die nächste Mission übernimmt. Aber es gibt eine Ausnahme: Erobert man Radartürme, darf man auch stärkere Helden mit Namen rekrutieren, die quasi eine Waffengattung bei erhöhten Werten repräsentieren – und die behalten auch ihre Ränge, wenn sie aufsteigen. Last but not leats gibt es auch je nach Anführer andere Spezialkräfte, die z.B. für universelle Stärkung eines Truppentyps oder direkte Schläge sorgen.
Zwar ist die Präsentation über die Unreal-Engine mit den animierten 3D-Gefechten einigermaßen charmant; immerhin zeichnet für das Comic-Artdesign Masayoshi Nishimura (Octopath Traveler) verantwortlich. Aber man vermisst mehr Liebe zum Detail, was Texturen, Hintergründe und vor allem die lieblos designte Weltkarte betrifft, auf der man per Jeep oder Hubschrauber zur nächsten Mission düst. Der Soundtrack von Tomoki Miyoshi (I Am Setsuna, Lost Sphear, Steins;Gate) düdelt pathetisch vor sich hin, ist aber nicht besonders markant.

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Die Weltkarte ist nicht besonders hübsch. © 4P/Screenshot
Lobenswert ist, dass man die Texte auch auf Deutsch lokalisiert hat, selbst wenn es hier und da einen Fehler gibt. Aber die alberne Story rund um Commander Wolfram (!) und einen Krieg mit Dinoldanern, in der auch diverse Helden und Antagonisten im Animestil mit zig Gesprächen auftauchen, hat in der über 39 Missionen inszenierten Kampagne nur einen Vorteil: Man kann alles sofort überspringen. Wer auf eine Erzählung ganz verzichten will, kann übrigens sofort auf 77 Skirmish-Karten in Gefechte gegen die KI abtauchen, wobei es zu Beginn drei Stufen gibt – auf der zweiten agiert der Computer einigermaßen fordernd, auf der dritten wird es angenehm knackig; eine weitere kann freigeschaltet werden.
Wer sich lieber mit menschlichen Gegnern messen will, kann dies im Team oder eins gegen eins im Multiplayer, wobei man in der Lobby zwischen drei Kartengrößen wählen und Parameter wie das Startgeld oder Einkommen pro Runde festlegen kann.
  1. Habe ich es mir also doch nicht eingebildet, dass die Menge an Rundentaktik Spielen in den letzten Monaten spürbar angezogen hat. Ich habe leider bisher noch keinen Titel gefunden, der mich über die magische 20h Marke hebt. Vielen fehlt eine gut durchdachte und spannend erzählte Hintergrundgeschichte, die mich bei der Stange hält. Und auch die Mechaniken sind mir nach 10 - 12h meistens zu eintönig. Das ist das Problem, wenn man einfach schon zu viel gesehen hat ;) (Genau wie bei Filmen & Serien --> z.b: haben mich die Kanibalen in Metro Exodus nur noch müde lächeln lassen, weil es dieses Thema schon x-mal gab).
    Trotzdem finde ich die Entwicklung gut. Vielleicht kommt ja mal endlich ein neues, richtig gutes HOMM raus. Für alle die Pixel und HOMM mögen hier ein kleiner Tip: https://www.songsofconquest.com/

  2. Danke für den Test, wird gekauft, auch wenn die Grafik mir nicht so sehr zusagt.
    Was ich nicht verstehe: Warum kostet der Vorgänger mehr als das Doppelte des aktuellen Teils auf Steam? Würde ja eigentlich gern beide spielen, aber die Preisgestaltung ist seltsam und andere Shops die das Spiel überhaupt anbieten, finde ich nicht.

  3. 4P|T@xtchef hat geschrieben: 12.07.2019 15:10 Bin kurz vorm Jahresurlaub, da drehen sich die Buchstaben. Müsste jetzt alles sauber sein.;)
    „Ihr vermisst Advance Wars? Dann kann ich euch Tiny Metal: Full Metal Rumble empfehlen - das ist charmante und überaus abwechslungsreiche Rundenraktik.”
    Wirklich?
    //edit: Ist das so ein Spiel welches es nur über einen Download zu kaufen gibt?

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