Schön ist: Es gibt unheimlich viel zu tun in diesem irgendwie zeitlos futuristischen Tokio. Da sind natürlich die Missionen der zentralen Handlung sowie zahlreiche Aufträge von Nebencharakteren. Vor allem aber gibt es eine Menge zu entdecken: Man reduziert die Präsenz konkurrierender Banden, indem man ihre Stützpunkte ausradiert, sucht Lackierungen für Waffen, andersfarbige Mäntel, Schnellreisepunkte in abgelegenen Vierteln sowie Münzen und weitere gut versteckte oder einfach nur nicht auf einem offensichtlichen Weg erreichbare Geheimnisse.
Oft gelangt man nur mit gutem Auge, etwas Witz oder einem weiten Sprung ans Ziel – Akrobatik spielt eine große Rolle, zumal das virtuelle Ich selbst beim Fall aus großer Höhe keinen Schaden nimmt. Geld, das man selbstverständlich auch mit erfüllten Aufträgen verdient, investiert man bei Waffenhändlern in Raketenwerfer, bessere
Scharfschützengewehre, Haftgranaten und vor allem Munition, die selten auf der Straße liegt, so dass man gelegentlich damit haushalten muss.
Stealth-Action Light
Dabei ist das schnöde Ballern nicht der einzige Weg, das Ziel eines Attentats zu erreichen; bedeutend leichter ist oft das Anschleichen und heimliche Ausschalten der Wachen. Ob das gelingt, wird sogar gesondert vermerkt. Dass nicht nur Syndicate und GTA bei der Entwicklung Pate standen, sondern auch Metal Gear Solid sowie Assassin’s Creed, merkt man immer dann, wenn man im Knien hinter niedrigen Mauern nicht gesehen wird und sich nach dem Entdecktwerden so lange aus dem Staub macht, bis die Aufregung abgeklungen ist. Das dauert nie lange, die Wachen nehmen von toten Kameraden keine Notiz – ähnlich wie Syndicate ist Tokyo 42 eine Art Stealth-Action Light.
Die funktioniert in ihrem Rahmen allerdings richtig gut, bringt meist gehörige Vorteile gegenüber der direkten Konfrontation und nutzt einen interessanten Kniff, weil man sich per Knopfdruck ein anderes Aussehen verpasst, während man gesucht, aber gerade nicht gesehen wird. Taucht man anschließend im neuen Outfit an anderer Stelle auf, ist man wieder Mr. Unbekannt.
Mit den richtigen Klamotten wandelt man sogar unbehelligt in Sperrgebieten – weil man für beide Arten des Kleiderwechsels aber Energie benötigt, die man fast immer nur in weiter Entfernung vom Einsatzgebiet aufladen kann, ist diese Art des Versteckspiels zum Glück nicht übermächtig.
Der Lack ist ab
So sehr mir dieses ebenso einfache wie erstaunlich vielseitige Spiel aber gefällt; einige Kleinigkeiten kann ich nicht unerwähnt lassen. Als Teil der allen Bewegungen zugrunde liegenden Physik ist die Spielfigur etwa so leicht, dass sie beim Herunterlaufen einer Treppe schon mal übers Geländer schwebt, mitunter also in einen Abgrund fällt, wenn man gerade die Kamera dreht, um einen Feind im Auge zu behalten. Außerdem habe ich ein Motorrad-Rennen gewonnen, weil der Rundenzähler kurz nach dem Start schon „2/3“ anzeigte – diesen Vorsprung habe selbst ich mir dann nicht mehr nehmen lassen. Schlimme Fehler sind das freilich nicht, aber hin und wieder haben solche Ärgernisse einfach an meiner guten Stimmung gekratzt.
Gibt ja auch nicht ohne Grund noch Demo-Versionen von einigen Spielen. Schade nur, dass es immer weniger werden.
Aber ich finde es dennoch eine gute Methode um zu sehen, ob das Spiel etwas für mich ist.
Weil es gibt ein Problem: Es gibt ja kaum mehr Demos! Ich habe also gar keine andere Möglichkeit als meinen Kaufentscheid ohne Anspielen zu fällen.
Und da es sehr viele andere gute Spiele gibt, wofür ich eh schon nicht mal im Ansatz genug Zeit habe, entscheide ich im Zweifel dann sehr rasch für ein "nicht interessant".
Hier gibt's ein klares nein. Und das obwohl mir das Art Design gut gefällt. Aber das Gameplay sagt mir absolut Null zu aufgrund von Videos, hat m.E. auch nicht viel mit Syndicate zu tun.
Aber was mich etwas stört, ist die Diskrepanz:
"Angefixt vom Syndicate Vergleich, daß ich damals so gerne gespielt habe"
vs.
"habe ich mir das Video angesehen"
Könnte es denn nicht sein, daß ein Video einfach nicht dasselbe Gefühl weckt, wie wenn man selbst spielt? Leider liest man das ja immer öfter heutzutage: Video gesehen, Let's Play angeschaut, Walkthrough geguckt, Speedrun reingezogen... und dann Urteil gefällt, fertig. Ich sage nicht, daß man alles spielen muß... aber würde mir dennoch über eine gewisse Vorsicht bei solchen Urteilen wünschen, eben weil ein passives Videoschauen nicht oder zumindest nicht immer mit einem aktiven Spielen gleichzusetzen ist, wie ich finde.
Das Artdesign ist mir leider zu schlicht. Da stellt sich keine Stimmung ein das ausprobieren zu wollen.