Mit dem Bike in die Zukunft
Habt Ihr Euch im zweiten Level unter die ersten drei Plätze geradelt, öffnet sich ein Zeitloch und schwupps, befindet Ihr Euch rätselratend in der Zukunft. Ein breit grinsender Sonnenbrillenträger erläutert Euch Eure Situation: Ein tödliches Gift rast durch Eure Venen; wenn Ihr dem nicht mit Adrenalin (sprich fetten Tricks) entgegenwirkt, fühlt sich das BMX-Rad schon in Kürze ziemlich allein. Diese und alle weiteren Zwischensequenzen bekommt Ihr in Form von mäßig animierten Comicbildern serviert, die von mühseliger englischer Sprachausgabe begleitet werden.
Seid Ihr erst mal in der futuristischen Arena gelandet, müsst Ihr wieder eine Aufgabe nach der anderen erledigen: bestimmte Buchstabenkombinationen sammeln (in diesem Falle »BLASS«), Tricks ausführen, Punkte erhaschen etc. Aller paar Aufgaben bekommt Ihr es mit einem gegnerischen Biker zu tun, dem man mit möglichst gelungenen Tricks Punkte klauen muss. An sich keine schlechte Idee, doch leider findet Ihr Euch für diese Herausforderung immer in einer mit rotierenden Messern gefüllten Arena wieder, die Euch dauernd in die Quere kommen und jegliche Trick-Taktik erfolgreich zunichte machen.
Wie bei oder gibt es kein eigentliches Zeitlimit in den Arenen. Allerdings zeigt ein Giftmeter ständig unseren Gesundheitsstatus an. Nimmt das Gift überhand, ist´s mit dem Spiel vorbei – quasi das Gegenteil vom »Juice« in Aggressive Inline.
__NEWCOL__Physik? Welche Physik?
In der Theorie klingt Toxic Grind also gar nicht so übel, die Praxis lässt hingegen jeden Funsportfreak erschaudern. Denn in den für solche Spiele wichtigsten Punkten, der Physik und der Steuerung, scheitert das THQ-Produkt gnadenlos. Beginnen wir mit der Fahrphysik, die diesen Namen beim besten Willen nicht verdient: Dass man aus den unmöglichsten Winkeln sicher landet oder einen kommenden Sturz in der Halfpipe jederzeit durch einen Stall abfangen kann, sei unter dem Credo »Spielspaß vor Realismus« noch verziehen. Dass man stets das Gefühl hat, durch dickflüssigen Sirup zu fahren, tut schon mehr weh – besonders wenn man die im Vergleich dazu affenartige Geschwindigkeit beim Ausführen der Tricks beachtet, die mehr als alles andere an einen Cartoon im Zeitraffer erinnern.
Egal, mit welcher Geschwindigkeit man aus einer Halfpipe springt, mehr als ein kleiner Hopser ist kaum drin, selbst wenn das Gefühl einem sagt, dass man jetzt eigentlich einem Shuttlestart Konkurrenz machen sollte. Außerdem haben Wallrides eine beschleunigende Wirkung, selbst wenn sie aufwärts führen, an Wänden prallt unser Biker wie ein Flummi ab, und die Gleichgewichtsanzeige bei Manuals oder Grinds ist nichts weiter als Show: kippt Ihr nämlich um, landet Ihr stets sicher wie eine Katze – bemerkenswert. Dass Ihr ab und zu an Ecken und Kanten hängen bleibt, oder ohne ersichtlichen Grund plötzlich ein kleines Stück durch den Level geschleudert werdet, spielt in diesem Zusammenhang dann fast schon keine Rolle mehr.