Früher oder später stellt sich im Leben eines Rennspiel-Fans wahrscheinlich die Frage, ob der Controller durch ein Lenkrad und Pedale ausgetauscht werden sollte. Im Zuge solcher Überlegungen muss man gleich eine weitere Entscheidung treffen: Reicht die Befestigung am Schreibtisch aus, soll es vielleicht ein platzsparender Wheelstand sein oder will man mit einem Rennsitz gleich den Grundstein für den eigenen Heim-Simulator legen? Falls man zu Letzerem tendiert, könnte der Race Rig von Tracktime tatsächlich eine Überlegung wert sein, der mittlerweile im Online-Shop des Anbieters in mehreren Varianten zur Verfügung steht und sich vor allem als Einsteiger-Modell eignet.
Alu-Profil oder Sorglos-Paket?
Viele Simracer versuchen sich derzeit als Heimwerker und bauen sich ihre Rigs aus zugeschnittenen Alu-Profilen einfach selbst zusammen. Der Vorteil: Die Kosten sind vergleichsweise niedrig und es gibt im Netz eine Vielzahl an Bauanleitungen, bei denen unter Umständen auch gewünschte Zusatzteile für H-Schaltungen, Tastatur etc. berücksichtigt werden. Zu den Nachteilen gehört, dass man für die Realisierung eines solchen Projekts eine gewisse Zeit in die Planung investieren muss, wenn man nicht zu Fertig-Angeboten greifen möchte. Und selbst dort erfolgt die Auslieferung dann häufig ohne einen dazugehörigen Rennsitz oder man muss sich generell noch um nötiges Zubehör wie Schrauben, Werkzeug, Winkelstücke etc. kümmern. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters, aber persönlich kann ich auch der Ästhetik der recht groben Alu-Profile nicht sonderlich viel abgewinnen.
Strebt man dagegen ein Gesamtpaket, möglichst wenig Aufwand sowie Komfort wie Pedal- und Lenkradplatten mit vorgefertigten Bohrungen an, sind Angebote von Herstellern wie Tracktime, Race Room & Co durchaus einen Blick wert, auch wenn man dafür vielleicht etwas tiefer in die Tasche greifen muss. Beim Race Rig von Tracktime starten die Kosten bei 449 Euro (zzgl. Versand), doch bekommt man in diesem Fall lediglich den Rahmen, zu dem aber immerhin schon eine verstellbare Sitzschiene, eine Monitorhalterung sowie die besagten Untersetz-Platten für Pedale und Lenkräder gehören. Soll noch ein Rennsitz mit dazu, steigt der Betrag je nach Ausführung auf bis zu 749 Euro. Das Sortiment reicht von einem faltbaren Sitz (TT55) über einen verstellbaren Sportsitz in verschiedenen Designs (TT33 / TT27) bis hin zum authentischen Rennschalensitz (TT07).
Schneller Aufbau, stabile Konstruktion
Die Lieferung der Teile erfolgt gut verpackt in schweren, aber strapazierfähigen Kartons (1x 30 Kilogramm, 1x 5 Kilogramm). Eine helfende Hand kann zwar nicht schaden, doch lässt sich das Race Rig zur Not auch ohne große Probleme alleine aufbauen. Etwas nervig gestaltet sich jedoch die mehrsprachige Anleitung, die sowohl Textanweisungen als auch Piktogramme präsentiert – das aber leider getrennt, so dass man ständig zwischen den Seiten blättern muss. Und gerade, wenn man glaubt, dass beim nächsten Schritt die Zeichnungen als Orientierung ausreichen, verpasst man schon mal den Hinweis, dass bestimmte Schrauben für später folgende Schritte noch nicht festgezogen werden sollten. In manchen Situationen – insbesondere am Ende beim Anbringen des Schalensitzes samt Schienen – kann es zudem etwas fummelig und anstrengend werden.
Trotzdem geht der Aufbau des Gestells mit dem schwarz gepuderten Rohrrahmen relativ schnell vonstatten. Dank vorgefertigter Bohrungen sind zudem auch flott die Pedale und die Lenkradbasis bombenfest verschraubt. Damit sind die Zeiten endlich vorbei, in denen vor allem die Pedale im Eifer des Gefechts schon mal verrutscht sind oder starke Vibrationen im Lenkrad den gesamten Wohnzimmertisch zum Wackeln gebracht haben. Schön: Durch die gewählte Konstruktion lässt sich sogar die Position der Lenkradplatte anpassen. Dadurch kann man das Lenkrad sowohl näher an sich heran schieben, um z.B. Kabeln auf der Rückseite den nötigen Platz zu gewähren, als auch den Winkel ändern. Im Zusammenspiel mit dem verstellbaren Sitz findet man so schnell die ideale Position, in der man sich wohlfühlt. Ausprobiert wurde das Race Rig sowohl mit dem Fanatec CSL Elite Racing Wheel (zum Test) als auch dem SimuCube 2 Pro, das uns freundlicherweise ebenfalls von der KW automotive GmbH für den Test zur Verfügung gestellt wurde. Darüber hinaus verspricht der Hersteller eine Kompatibilität zu Lenkrädern weiterer bekannter Marken wie Logitech und Thrustmaster. Gerade im Bezug auf die leistungsstarke Direct-Drive-Lenkradbasis war die Spannung groß, wie die Konstruktion mit den gewaltigen Kräften umgehen würde. Das Ergebnis überzeugt: Zwar benötigt man für das DD-Wheel mit dem Simucube Mounting Set weiteres Zubehör zum Preis von knapp 50 Euro, doch wird die über 10kg schwere Basis dadurch bombenfest verschraubt und beeinträchtigt trotz der mitunter massiven Kräfte nicht die Stabilität des Gestells. Übrigens soll sich auch die Podium-Basis von Fanatec mit dem Race Rig verwenden lassen, bei dem es sich bekanntlich ebenfalls um ein Direct-Drive-Wheel handelt. Die sechs Füße auf der Unterseite sorgen dabei nicht nur für einen sicheren Stand, sondern lassen sich auch einzeln hinsichtlich der gewünschten Höhe einstellen.
Kompaktes Design
Mit einer Stellfläche von ca. 160x45cm benötigt das Tracktime Race Rig zwar mehr Platz als ein Wheelstand, fällt damit aber immer noch recht kompakt aus. Mit der Klappsitz-Edition verschafft man sich bei Nichtbenutzung „nach oben heraus“ ebenfalls noch etwas Luft. Zwar bringt die Konstruktion mit mehr als 30 Kilogramm ganz schön viel Gewicht auf die Waage, doch bietet der relativ schmale Rohrrahmen genügend gute und griffige Stellen zum Anpacken, mit denen man das Rig ohne allzu große Kraftanstrengungen in die Ecke oder sogar in einen anderen Raum schieben kann.
Verschiedene Sitze anbieten ist ja schön und gut, aber wieder mal gänzlich ohne Sitzmaße. Sollten diese Sitze ähnlich wie die vom Raceroom Rig sein, was ich vermute, da sie kompatibel sein sollen, sind auch diese nur was für Sim Racer mit der Figur eines unterernährten Jugendlichen.
Mein Schreibtisch ist zum Glück groß genug, dass ich mein Lenkrad nur rüberschieben muss und die Klemme festziehe. Kabel lass ich alle dran und Pedale liegen immer an der selben stelle unterm Tisch.