Futuristische Hetzjagd
Ab und zu wird die Action durch einen Ausflug auf dem Licht-Motorrad oder im Rasterpanzer aufgelockert. Es sieht zwar hübsch aus, wenn ich mit dem Bike unter den bedrohlichen Armen schwebender Wächter hinweg rase und vor mir die Straße zusammenbricht – spielerisch verkommen die Sequenzen aber meist zu öden Reaktionstests. Das Ballern im Panzer macht etwas mehr Spaß, da ich hier geschickt die massiven Deckungswände auf den Straßen zu meinem Vorteil nutzen kann. Auch die Bosskämpfe wirken meist wenig durchdacht:
In der Schlacht gegen einen fetten Rasterpanzer musste ich mich z.B. nur direkt vor das Kanonenrohr stellen, damit er keine Schüsse mehr auf nahe Distanz abgibt; danach habe ich in Seelenruhe seine Energie geleert.
Während meiner Reise treffe ich immer wieder auf den weiblichen Iso Quorra – sie spielt auch im Film eine wichtige Rolle. Mit ihr statte ich z.B. Zuses Bar für verfolgte Isos einen Besuch ab. Die Story-Sequenzen fallen recht unterhaltsam aus. Auch die Synchronisation geht in Ordnung, obwohl das Gesprochene nicht immer mit den Lippenbewegungen übereinstimmt. Das Highlight des Spiels ist aber die technische Umsetzung der Action, denn Propaganda Games hat der futuristischen Fantasiewelt geschickt Leben eingehaucht. Besonders ansehnlich sind die Spiegelungen der Neonlichter auf dem glänzenden Untergrund; überall blitzt und piept es zwischen den Fassaden der Hochhäuser.
Akustischer Hochgenuss
Drehe ich mich um, bewegt sich auch die Quelle des digitalen Lärms im Raum umher – sogar wenn ich gar nicht zwischen den Surround-Boxen, sondern vorm PC sitze und mein 5.1-Headset auf den Ohren habe. Außerdem ist es erstaunlich, wie viele Mühe in die Vielfalt der Soundeffekte geflossen ist: Allein, wenn ich eine kleine Treppe hinauf steige, gibt jede der unterschiedlich massiven Stufen und Plattformen ein anderes Geräusch von sich – und das in einer künstlichen Traumwelt, in der man es sich einfach machen könnte. Ein wenig getrübt wird der schöne Schein von den allgegenwärtigen Treppchen an den Pixelkanten, welche kein Stück von der Unreal Engine 3 geglättet werden und dank vieler gerader Linien besonders stark ins Auge springen. Andererseits befinde ich mich in einer Computerwelt, wo Alias-Treppchen deutlich glaubwürdiger erscheinen als in einem an die Realität angelehnten Szenario. Ein echter Genuss ist die Musikuntermalung von Daft Punk, welche es auch im Kinofilm zu hören gibt. Da die französische Elektro-Formation mit kitschigem Filter-House bekannt wurde, hatte ich im Vorfeld schlimmste Befürchtungen, welche sich zum Glück ganz und gar nicht bewahrheitet haben: Statt schmalzigem gefiltertem Gesang gibt es tiefe, geheimnisvoll vor sich hin blubbernde Synthies zu hören, welche ruhige, aber eingängige Melodien spielen.
Am unterhaltsamsten wird es im Online-Modus für bis zu zehn Spieler, denn die Entwickler haben die Grundprinzipien der klassischen Tron-Disziplinen geschickt miteinander kombiniert: In einigen der Schlachten kann ich mich jederzeit vom über die Karten turnenden Diskuskrieger in einen Motorradfahrer verwandeln. Statt meine Gegner mit dem Diskus zu beharken, versuche ich dann, ihnen mit flotten 90-Grad-Kurven den Weg abzuschneiden. Hat es geklappt, zerschellen sie mit lautem Knall an der Lichtspur, welche das Zweirad hinter sich her zieht. Neuerdings sind aber auch leichte Kurven und Sprünge möglich. Oder ich erobere einen Panzer und zerballere die übrigen Spieler mit Brachialgewalt.
Der Mix macht’s!
Alle Varianten besitzen ihre Vor- und Nachteile, daher entwickeln sich turbulente Matches. Wer möchte, kann seine Figur übrigens zu Beginn im Multiplayer aufleveln, mit Extras ausstatten und profitiert dann auch in der Kampagne davon. Oder man macht es umgekehrt und startet gestärkt in die Mehrspieler-Matches. Das Aufmotzen von Kämpfer und Ausrüstungs-Slots erreicht zwar nicht die Tiefe eines Call of Duty,
sorgt aber trotzdem für Extra-Motivation. Neben einfachen (Team-) Deathmatches gibt es die Modi „Bitläufer“ (eine Jagd auf das einem Oddball ähnelnde „Bit“) und „Energiesammler“, bei welcher miteinander verbundene Energieknotenpunkte erobert werden.
Die Scharmützel steigen auf sechs Schlachtfeldern, allerdings ist bereits zum Deutschland-Start ein kostenpflichtiges Karten-Paket erhältlich.
Am hübschesten sieht der Raster natürlich auf dem PC aus, wenn man Auflösung und Effekte aufs Maximum aufdreht. Trotzdem fällt bei kaum einem Multiformat-Titel der grafische Unterschied so gering aus wie hier: Dank des minimalistischen Designs machen auch die Konsolenfassungen eine ausgesprochen gute Figur – inklusive der hübschen Spiegelungen. Lediglich die Bildrate fällt auf PS3 und Xbox 360 nicht so ultraflüssig aus wie auf einem aktuellen PC. Ruckeleinlagen habe ich trotzdem fast nie zu Gesicht bekommen. In der Sony-Version lassen sich die Licht-Motorräder übrigens mit dem quer gehaltenen Move-Controller steuern. Dank schwammiger Handhabung bin ich aber schnell wieder auf den Analogstick umgestiegen.
Eine Warnung an PC-Spieler: Disney hat die Securom-Lizenz auslaufen lassen, wodurch sich das Spiel nicht mehr starten lässt:
https://www.gamestar.de/artikel/tron-ev ... 52086.html
T:E wird ohnehin seit längerem wegen der ebenfalls ausgelaufenen Soundtrack-Lizenz nicht mehr vertrieben, demnach ist es ungewiss, ob Disney sich dem Problem überhaupt noch annehmen und bspw. den Kopierschutz rauspatchen lassen wird.
Habs mir nun doch direkt am Freitag Abend noch bestellt, sollte Montag da sein. Nach dem ich im Film war interessiert mich jetzt doch was so zwischen altem und neuem Film passiert ist und vor allem wie ich auch mal das neue Design in einem Spiel näher sehen. Wenn ich das Spiel durch hab, werd ich noch mal ins Kino gehen. Alle paar Jahre darf man sich ruhig mal so Verrücktheiten leisten. ^^
Hmhm. Die Rezension macht zwar auch auf ein paar Schwächen des Spiels aufmerksam, aber ich denke doch, dass ich es mir holen werde, wenn auch nicht jetzt sofort.
Schade Müllspiel.
Tron2.0 auf dem PC hat mir vor einigen Jahren viel Spaß gemacht.