Manchmal bin ich einfach sprachlos. Beim Blick auf den Fernseher versteinert sich meine Miene und ich versuche zu verstehen, was sich die Entwickler dabei gedacht haben oder in welch einer verzweifelten Lage sie sich befunden haben müssen, um ein Spiel wie Truck Racer zu entwickeln. Hier wurde immerhin wertvolle Lebenszeit in eine Produktion investiert, die es besser niemals gegeben hätte – selbst wenn das Ding vermutlich in wenigen Wochen zusammengeschustert wurde. Ich frage mich, wie man so etwas ernsthaft auf die Spieler loslassen kann. Dann kann ich nicht anders und fange laut an zu lachen: Truck Racer ist tatsächlich so unfassbar schlecht, dass es schon wieder lustig ist. Hätte ich allerdings selbst den dreisten Kaufpreis von knapp 50(!) Euro gezahlt, würde ich mich wahrscheinlich schwarz ärgern, denn selbst geschenkt ist dieser Schrott in Softwareform noch zu teuer.
Nachschub für die Müllabfuhr
Wo soll ich bloß anfangen? Vielleicht beim gigantischen Fuhrpark, der aus sage und schreibe sechs nicht lizenzierten Renn-Trucks besteht, die sich äußerlich kaum voneinander unterscheiden und an klobiger Hässlichkeit kaum zu übertreffen sind. Immerhin lässt sich mit eigenen oder vorgefertigten Designs die Optik verbessern, während diverse Upgrades von besseren Motoren über weicheres Fahrwerk bis hin zu Karosserieverstärkungen und Spoilern die Leistung sowie den Fahrkomfort pimpen. Das Fahrverhalten verbessert sich aufgrund der extrem schwammigen Steuerung allerdings nur marginal. Klar, LKW steuern sich generell etwas träge, aber von einem realistischen Ansatz ist Truck Race so weit entfernt wie von einem Gold-Award. Kein Ding, ist ja auch ein Arcade-Racer, bei dem man durch heftige Rempeleien und coole Drifts seine Turbo-Anzeige auflädt. Aber ohne Witz: Bei dieser viel zu niedrig angesetzten Innenansicht wäre Kylotonn besser damit gefahren, die Brummis durch Go-Karts zu ersetzen, denn ich hatte eher das Gefühl, in den kleinen Flitzern zu sitzen, deren generischer Motorensound im Ansatz wie ein LKW klingt. In der Außenperspektive verdeckt das Fahrzeug dagegen einen zu großen Teil des Bildausschnitts und verhindert auch hier eine gute Übersicht.
Aber es kommt noch schlimmer: Fährt man der rempelfreudigen KI hinterher, wird man früher oder später zwangsläufig Bekanntschaft mit einer dicken Staubwolke machen, die bei Unfällen oder Drifteinlagen entsteht und das Renngeschehen in einen Blindflug verwandelt. Gleiches gilt, wenn man zu viele Schäden einstecken muss: Diese wirken sich zwar mehr auf die Anzeige als auf das Fahrverhalten aus, sorgen aber kurz vor dem Motorentod für schwarze Rauchwolken, die ebenfalls die Sicht massiv behindern. Ich könnte genauso gut den Fernseher ausschalten.
Das wäre vermutlich eine sehr gute Entscheidung, denn in diesem Fall müsste ich meine Augen nicht länger mit dieser unfassbaren Ruckelorgie quälen. Das ist schon ganz große Kunst: Die grafische Qualität der zehn Pisten und ihrer diversen Recycling-Variationen ist mit schlimmen Texturen, sterilen Kulissen, Flimmerkanten und mäßig modellierten Trucks ja schon unter aller Kanone. Aber dass die „visuellen Zauberer“ bei dieser „Pracht“ nicht einmal eine flüssige Darstellung auf die Beine stellen können, legt die Vermutung nahe, dass man hier einfach einen Praktikanten angewiesen hat, die Engine an einem Tag in Turbo Pascal zu programmieren. Die PS3-Version läuft immerhin einen Tick besser und minimiert dank V-Sync das hässliche Tearing des 360-Pendants. Oh, Entschuldigung, das wollte ich so nicht schreiben. „Besser“ impliziert als Steigerungsform von „gut“ etwas Positives. Korrektur: Truck Racer ist auf der PS3 etwas weniger katastrophal ausgefallen als auf der Microsoft-Konsole! Richtig lustig wird es bei den Rennen am geteilten Bildschirm: Hier geht die Bildrate noch weiter in den Keller, die Übersicht wird noch schlimmer und die Boliden reagieren mit noch einer größeren Verzögerung auf die Lenkeingaben.
"Truck Racer ist so spaßfrei wie Elefantenrennen auf der Autobahn!" Warum sollte ein Elefantenrennen auf der Autobahn spaßfrei sein? Elefanten sind gemessen an ihrem durchschnittlichen Körpergewicht von 5 Tonnen und einer ungefähren Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h superschnell. Im Vergleich zu einem Auto mit einem Gewicht von einer Tonne würde der Elefant dann immerhin auf eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h kommen. Ist das nichts? Kein Spaß? Hm ...
Ich habe immer wieder die Werbung von dem Spiel gesehen. Fand es sah ein bisschen aus wie Flatout und habe deshalb nach Tests Ausschau gehalten.
Krass wie es auch grafisch auf Bildern relativ "gut" aussieht. Hätte nicht gedacht dass es so ein Schund ist, ist ja erschreckend. Was mich am meisten wundert ist dass das Spiel tatsächlich über ein Schadensmodel verfügt das ist doch wo solche Spiele meist als erstes sparen
Hat trotzdem eine realistischere Fahr-Physik als GTA V *duckundweg*