Dass Teil zwei einige Macken des Vorgängers einfach weiterführt, gefällt mir dagegen weniger. So fehlt in der Schulterperspektive nach wie vor eine Anzeige der verbleibenden Kommandopunkte, obwohl man gerade nach einen Schusswechsel wissen muss, ob man einen weiteren Zug machen könnte oder die Figur in Sicherheit ziehen sollte. Auf den Übersichtskarten vermisse ich zudem einige Markierungen von Höhenunterschieden. Abgesehen davon wirkt die Echtzeitbewegung immer dann aufgesetzt, wenn ein Kämpfer geschützt ist, obwohl er aus Sicht seines Gegners vor der Deckung hockt. Unterm Strich zählen die herkömmlichen Eigenschaften eines Feldes also doch mehr als das vermeintliche Live-Gefecht. Am schwersten wiegen aber offensichtliche Fehler im Verhalten des Gegenspielers: Immer wieder lässt der feindliche Befehlshaber Kommandopunkte ungenutzt, die ihm zum Sieg verhelfen könnten. Immer wieder greift er nach einer Bewegung nicht an, obwohl es ihn keine Kommandopunkte kosten würde.
Und schließlich führt Valkyria Chronicles II das übertriebene Recycling bereits gesehener Schauplätze ein. Wer nämlich auch die freiwilligen Einsätze erledigen will, wird wieder und wieder und wieder in demselben Kampfgebiet abgesetzt – mal im Norden, mal im Süden; der Unterschied ist vernachlässigbar.
Auf der anderen Seite ist es selbstverständlich lobenswert, dass Avan und die anderen Kadetten Dutzende Aufträge erledigen müssen. Ein gelungener Einsatz trägt nämlich nicht nur zur Charakterentwicklung bei – die Missionsstruktur ist auch angenehm offen. Denn bevor man den nächsten wichtigen Einsatz starten darf, muss eine bestimmte Anzahl an Missionen erledigt werden. Schon hier hat man die Wahl zwischen verschiedenen Aufgaben. Zusätzlich darf man weitere freie Aufträge annehmen und sogar besonders lohnenswerte Missionen kaufen. Geld sowie Erfahrungspunkte gibt es dabei nach jedem Sieg. Die finanziellen Mittel fließen in die Rüstung. Will man bessere Gewehre entwickeln oder die Rüstung der Grenadiere verstärken? Will man den Panzer oder den Truppentransporter ausbauen? Braucht man einen neuen Geschützturm oder will man auf dem Schlachtfeld Brücken bauen? Erfahrungspunkte dienen zum Aufwerten einer ganzen Klasse – alle fünf Erfahrungsstufen erhält man dabei einen neuen Befehl, mit dem man den Kadetten im Gefecht z.B. mehr Feuerkraft oder eine bessere Verteidigung verleihen kann.
Die Entwicklung der Charaktere und Charakterklassen ist deutlich umfangreicher als im Vorgänger: Gab es in Valkyria Chronicles noch Kundschafter, MG-Schützen, Panzerfaust-Träger, Techniker, Scharfschützen und Panzer, gehören die Scharfschützen jetzt den Kundschaftern an. An ihre Stelle tritt die Klasse der Techs. Techs tragen keine Schusswaffe, schicken im Nahkampf aber manchen Feind mit nur einem Hieb auf die Matte und können Minen entschärfen. Überhaupt sind die Klassen jetzt genauer definiert, so dass z.B. nur Techniker heilen können. Man muss also noch besser überlegen, welche Kadetten man in den Kampf führt. Avan darf seine Klasse übrigens jederzeit wechseln.
Einzelkinder und andere Freaks
Die Kämpfer unterscheiden sich außerdem von ihren Vorgängern, weil es jetzt für jede der fünf Klassen zwei Unterklassen mit zwei bzw. vier Spezialisierungen gibt. So können Kundschafter zu Scharfschützen werden, während weitergebildete Nahkämpfer mächtige Schwerter schwingen dürfen.
Weil sich mit jeder Spezialisierung auch Grundwerte wie Lebenspunkte oder maximale Laufwege ändern, will die Ausbildung gut überlegt sein. Clever, wie Sega dabei die Individualisierung fördert! Denn für eine Spezialisierung benötigt man nicht die globalen Erfahrungspunkte. Vielmehr muss ein Kadett für eine Weiterbildung bestimmte Aufgaben erfüllen. Es handelt sich mal um den Sieg über eine bestimmte Anzahl an Widersachern, ein andermal um das Heilen eines Kameraden oder das Erobern eines Lagers. So wachsen die jungen Helden spürbar mehr ans Herz als die des Zweiten Europäischen Krieges. Zudem haben die Charakterköpfe auch diesmal teils unheimlich praktische, teils unglaublich verquere Eigenheiten. Joachim fühlt sich als jüngstes Kind etwa außen vor gelassen, wenn er sich als letzter bewegen darf – er schießt dann weniger präzise und verteidigt sich schlechter. Chloe kann hingegen auch nachts gut sehen, was ihre Treffergenauigkeit erhöht. Sega wagt sich sogar an rassistische Nuancen, denn aus historischen Gründen werden die so genannten Darcsens von einigen Bevölkerungsgruppen Europas gemieden oder gar gehasst. Marion ist in der Nähe eines Darcsen etwa so abgelenkt, dass sie bei einem Angriff größeren Schaden nimmt.
Was dem Zweiten Europäischen Krieg auf PS3 schließlich noch fehlte, war nicht zuletzt die Möglichkeit, per AdHoc-Verbindung gemeinsam in den Kampf zu ziehen – sei es mit- oder gegeneinander. Auch hier setzt die Fortsetzung an, denn ich müsste statt des nächsten Auftrags einfach eine kooperative oder eine Versus-Mission anwählen und schon könnte ich die Rebellen mit bis zu vier Befehlshabern bekämpfen oder mein Können mit dem eines menschlichen Gegenspielers messen. Ziehen Gleichgesinnte ins Gefecht, bewegen sie ihre Einheiten dabei gleichzeitig, was unangenehme Wartezeiten verringert. Schön zu sehen, dass sich Sega trotz der technischen Einschränkungen so umfassend um PSP-Taktiker kümmert!
also ihr hält mich bestimmt für verrückt,aber ich spiele mehr psp als ps3!
Sag nicht du fandest den Anime zu Teil 1 besser als das Spiel, war doch genau inhaltsgleich Oo
Das wird sich (sofern es denn eine Umsetzung geben wird) bestimmt auch im nächsten Ableger nicht ändern
Ich war bereits beim ersten Teil kein Freund des (typisch für viele Spiele aus Japan) unglaubglich naiven Umgangs mit der Thematik. Ich erwarte kein 'Die Brücke' aber zumindest nicht die Stimmung und den Spannungsbogen eines Schulausflugs.
Ich warte dann auf den Anime.
Und zur PSP-Emulation:
@Spiel: 'Nen Zehner, dass sie's auf PS3 portieren, wer setzt mehr?