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Verdun (Shooter) – Tauziehen in der Pampa

Im Ersten Weltkrieg erlebte eine Menschen verachtende Form der Kriegsführung ihren blutigen Höhepunkt: Allein in den Kämpfen von Verdun wurden über 700.000 Soldaten getötet oder verletzt – und zwar ohne, dass sich dadurch der Frontverlauf großartig verschob. Der gleichnamige Mehrspieler-Shooter versetzt den Spieler in die schlammigen Schützengräben der Westfront zwischen 1914 und 1918 – welche Art von Action und Stimmung am Bildschirm entsteht, klärt der Test.

© BlackMill Games / M2H Game Studio / BlackMill Games / M2H Game Studio

Giftgasattacke

Der Begriff „Ausräuchern“ ist hier übrigens durchaus wörtlich gemeint: Wenn sich gelblicher Nebel ausbreitet, sollte ich möglichst schnell meine Gasmaske überstülpen, weil ich sonst je nach eingesetztem Giftstoff binnen weniger Sekunden sterbe. Das Gas erweist sich beim Vorrücken und Überrennen auch als effektive Tarnung. Rund 16 Schusswaffen kommen in den Gefechten zum Einsatz, darunter das Fusil Mle 1907-15 „Berthier“, das Gewehr 98, der Karabiner 98AZ sowie einige Pistolen und Granaten. Bei manchen lädt man die Projektile einzeln nach, andere brauchen gleich ein komplett frisches Magazin. Die Todbringer lassen sich mit verdienten Karrierepunkten erweitern: An engen Biegungen kann ein Bayonett-Aufsatz nützlich sein – allerdings nur, wenn ich meinen Gegner dort überrasche. Stehe ich ihm direkt gegenüber, ist es fast immer effektiver, abzudrücken – schließlich bringt hier fast jeder Treffer den sofortigen Tod. Auch Zielfernrohre lassen sich freischalten und aufsetzen. Je nach Trupp und Klasse sind aber nur eine Hand voll Kombinationen möglich, die auch im Krieg Sinn ergeben hätten. Als Squads stehen auf der deutschen Seite z.B. Alpenjäger, Landser und Stoßtruppen zur Wahl, bei der Entente heißen sie Canadiens, Chasseur Alpins, Poilus und Tommies.

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Kopf runter! © 4P/Screenshot

Neben dem Fortschritt des eigenen Accounts steigt man auch zusammen im Squad auf. Ehemalige Mitspieler landen automatisch in der Freundesliste und werden danach in der Spielersuche angezeigt, damit man auf Dauer mit ihnen zusammenarbeiten kann. Ein wenig problematisch ist mitunter, dass die deutsche Seite manchmal schwächer besetzt ist. Um dem entgegenzuwirken, bekam ich aber gelegentlich Anfragen zum Teamwechsel. Außerdem werden Verluste in Überzahl mit zusätzlichen Strafpunkten sanktioniert. Auch anderswo haben sich die Entwickler sinnvolle Gedanken um die Balance gemacht. Nicht gefallen hat mir dagegen die rigorose Ahndung von Grenzübertretungen. Wenn ich auf dem ohnehin schmalen Schlachtfeld nur einen Meter über die Karten-Grenze stolpere, muss ich binnen fünf Sekunden zurück in Freundesgebiet sprinten. Schaffe ich das nicht, gelte ich prompt als Deserteur und werde exekutiert.

Deserteure werden sofort erschossen!

Die Rückzüge vor den Gegenangriffen laufen ebenfalls zu hektisch ab. Wenn wir den gegnerischen Schützengraben nicht einnehmen konnten, musste ich oft Hals über Kopf in weniger als einer halben Minute zurück rennen, um nicht im neu entstandenen Feindesgebiet exekutiert zu werden. Flüchtete ich zu überstürzt, endete der Sprint aber oft mit einer feindlichen Kugel im Rücken. Auch der Netzcode wirkt nicht durchgehend sauber: Immer wieder sind mir ein paar Mitspieler aufgefallen, die ruckartig über das Schlachtfeld zuckelten. Oder ein Gegner hatte mich schon getötet, obwohl wir uns noch gar nicht richtig gegenüber standen und ich bereits blitzschnell abgedrückt hatte. Wer möchte, kann übrigens auch private Server erstellen, z.B. für Clan-Kämpfe.

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Keine Konkurrenz für Facr Cry 4, Evolve & Co: Technisch wirken die Schauplätze in Frankreich und Belgien eher zweckmäßig und das Terrain bietet kaum Abwechslung. © 4P/Screenshot

Trotz einiger Mankos entfaltet sich  meist ein erfreulich anderes Spielgefühl. Auf Dauer gestaltet sich das ewige zähe Tauziehen aber etwas eintönig, da die recht ebenen Karten allesamt mitten in der Pampa liegen und kaum abwechslungsreiches Terrain oder charakteristische Eigenheiten bieten. Auch technisch hinkt das Spiel der Konkurrenz weit hinterher. Als ich zwischendurch auf Michaels Monitor gelugt habe und das idyllische Alpenpanorama aus Wolfenstein: The Old Blood sah, wirkte das beinahe schon wie aus einer anderen Ära. Die Schlachtfelder und Waffenmodelle wurden zwar historisch akkurat nachgebildet, davon abgesehen wirkt aber alles ein wenig veraltet. Selbst auf höchsten Einstellungen macht das Gesamtbild einen recht statischen Eindruck. Es gibt weder eine stimmungsvolle Beleuchtung noch wuchtige Zerstörungen oder sichtbare Projektileinschläge. Nicht einmal Holzkisten zersplittern bei Beschuss. Auch einige unscharfe Texturen und die hölzerne Animationen erinnern an längst vergangene Tage. Die dichte Vegetation ist eine gelungene Ausnahme: Sie bewegt sich zwar nicht, bietet mit all ihren unterschiedlichen Büschen und hohen Gräsern aber zahlreiche Deckungsmöglichkeiten.


Nicht hübsch, aber authentisch

Schön auch, dass die Ballistik der Projektile eine (realistisch kleine) Rolle spielt und ich beim Anlegen manchmal dementsprechend vorausdenken muss. Der Sound von Waffen und Artilleriefeuer klingt zwar lange nicht so wuchtig wie bei DICE, trotzdem verströmt die Soundkulisse Schlachtfeldatmosphäre und sorgt durch ihre räumliche Abmischung dafür, dass sich die Schüsse ordentlich orten lassen. Musik gibt es nur im Menü: Dann düdeln einige zur Epoche passenden Balladen auf dem dumpf knacksenden Plattenspieler.

  1. Hätte dem Spiel nie im Leben 75% gegeben. Bin von Anfang an dabei und es wirkt meiner Meinung nach immer noch unglaublich unfertig. Es ruckelt immer wieder, die Sichtweite ist für dieses Gameplay viel zu niedrig und sämtliche Animationen sind einfach nur schlecht. Alles wirkt abgehakt, die Übergänge zwischen gehen und sprinten, stehen und liegen u.s.w.
    Nachladeanimationen sind grauenhaft. Z.B. Lebel 1886: Beim Repetieren nimmt der Charakter nicht den Knauf vom Kammerstängel, sondern viel zu weit links und berührt ihn stellenweise ihn nicht mal. Patronen werden nicht ins Röhrenmagazin gesteckt, sondern ins Patronenlager und verschwinden dann einfach. Die Patronen sind dabei viel zu groß. Erinnert mich irgendwie an die Animationen der Battlefield 1942 Mods.
    Das Spiel ist nicht schlecht, aber braucht noch mindestens ein halbes Jahr. Im Moment gibt es einfach zu viele Schönheitsfehler. Vergleichbare Spiele wie Insurgency oder Red Orchestra spielen sich einfach deutlich runder.

  2. Also es gibt schon deutlich mehr als zwei, drei Spiele zur Zeit des ersten Weltkriegs ... neben den genannten fiele mir da noch Rise of Flight ein, dazu noch so ein Rundenstrategiespiel, von 2001 oder so, komm aber nicht mehr auf den Namen. Hier gibts auch noch eine Liste
    http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Wo ... ideo_games
    @Verdun: Ich hab mal reingeschaut, weil mich das Spiel an Red Orchestra erinnerte, aber es sagt mir leider gar nicht zu

  3. 1. Weltkrieg? Iron Storm !!!! http://www.gog.com/game/iron_storm Ultrahart und richtig schwer ... UND ein FPS in einem alternativen Universum ... der 1. WK tobt seit 50 Jahren ... das ist die Offerte dieses Shooters. Aber richtig gut gemacht. Die Grafik ist leider total veraltet.
    Aber da ich auch Rising Storm spiele, werde ich mir Verdun mal anschauen. Muss ich nur mal ein zwei Leute dafür begeistern - allein mit Fremden ist das vielleicht nicht so ... prickelnd. ;-)

  4. Den ersten Weltkrieg in Videospielen verbinde ich eigentlich hauptsächlich mit dem uralt-Flugsimulator Red Baron und die späteren Höllen-Level aus dem Shooter "The Darkness". Stimmt schon, das die Thematik recht unterbesetzt ist, da ändert es auch nichts ein paar No-Name-Title in den Thread zu werfen. Andererseits wäre es bei CoD, MoH etc. am Ende vermutlich eh nur das Gleiche wie die WW2-Ausgaben, nur mit schlechteren Waffen oder so.
    Anyway, die Darstellung des Schützengraben-Krieges in Verdun klingt ziemlich interessant. Ich mochte das damals auch beim Multiplayer von Return to Castle Wolfenstein und das hier klingt ähnlich (nur mit schlechteren Waffen. Wobei, bei RtCW gab es kein Giftgas) . Werde ich mir vielleicht mal anschauen.

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