Als Spieler schlüpft man in die Rolle der Pilotin Bess, die sich in einer mysteriösen Festung in den Wolken auf die Suche nach ihrem entführten Vater macht. Im Einstieg wird dieser nach einem Flugzeugabsturz direkt vor meinen Augen von einem großen Roboter verschleppt. Wenn es ein Genre gibt, das meiner Meinung nach besonders für VR geeignet ist, dann ist es das Adventure. Gerade bei der Inszenierung von Geschichte und Rätseln zeigen die Entwickler von Uber Entertainment, dass das Spielen in der virtuellen Realität tatsächlich einen Mehrwert hat.
Wie schon bei der Götter-Simulation Tethered ist es ein großartiges Gefühl, sich inmitten der Spielwelt zu befinden. Ich kann mich jederzeit umgucken und den tollen Mix aus pastelligem und industriellem Artdesign bewundern. Mit dem Move-Controller weise ich Bess den Weg und lasse sie mit wichtigen Objekten interagieren. Der Clou dabei: Rätsel-Elemente wie Kräne, Schalteranlagen und Wasserschläuche erscheinen im Großformat direkt vor meiner Nase, sobald Bess mit ihnen interagiert. Während man die Spielwelt zum Großteil eher als Wächter von oben betrachtet, um einen Überblick zu behalten, erlebt man in wichtigen Momenten alles auf Augenhöhe der Protagonistin.
Auf der diesjährigen E3 wurde am Stand von The Legend of Zelda: Breath of the Wild, die Spielwelt im Maßstab von 1:1 nachgebaut. Erstmals wurde mir klar wie riesig die Türme eigentlich sind, die Link erklimmen muss und wie furchteinflößend Gegner sind, wenn man als kleiner Mensch vor ihnen steht. Solche Momente nutzt auch Wayward Sky, wenn die Kamera-Einstellungen mit mir spielen. Während ich den großen Roboter aus der Vogelperspektive noch belächle, kommt er mir beim Perspektivwechsel vor wie ein bösartiger Blech-Gigant. Auch bei der Geschichte versuchen die Entwickler Abwechslung ins mit etwa drei Stunden Spielzeit recht kurze Abenteuer zu bringen. Die emotionale Geschichte rund um Familie und Verlust wird neben den gewöhnlichen Cutscenes auch in Form eines Papier-Theaters präsentiert, das etwas an Tearaway Unfolded erinnert. Schade ist jedoch, dass die wichtigsten Geschehnisse nur kurz angeschnitten werden und bei der kurzen Spielzeit nicht genügend Raum bleibt, um sich wirklich auf die Charaktere einzulassen. Und dies bleibt leider nicht das einzige Problem von Wayward Sky.
Rätsel zum Einschlafen
So sehr man sich anfangs noch begeistert in den unterschiedlichen Abschnitten der Industrieanlage hoch über den Wolken umguckt und zahlreiche Sammelobjekte
in den verwinkelten Gassen der Spielwelt einsammelt, so schnell nutzt sich diese Faszination ab. Denn die Rätsel sind stets nur Interaktionsmöglichkeiten anstatt von Herausforderungen. Zum Großteil muss man Teile von Brücken, Rohren, oder Seilbahnen über Knopfdruck in die richtige Position bringen, oder niedlichen Robotern befehlen, diesen Job an Stellen zu übernehmen, die man nicht erreichen kann. Es gab kein einziges Rätsel, bei dem ich länger als wenige Sekunden überlegen musste, um es zu lösen. Zwar versuchen die Entwickler immer wieder, neue Interaktionsmöglichkeiten einzustreuen, so kann Bess irgendwann mit einem Greifhaken an Seilbahnen entlang sausen, doch macht es für mich keinen großartigen Unterschied, wenn jedes Hindernis so unheimlich schnell zu überwinden ist. Es stellt sich die Frage, ob manche Entwickler zu große Angst davor haben, VR-Spieler vor echte Herausforderungen zu stellen. Auch Tethered wagte nicht den Versuch, Spielern echte strategische Möglichkeiten zu bieten. Ein Point&Click-Adventure kann für mich noch so hübsch aussehen und noch so schöne Perspektivwechsel haben. Ich möchte gefordert werden und das Gefühl haben, wirklich etwas erreicht zu haben, wenn am Ende der emotionale Abspann läuft und alle Charaktere wieder glücklich sind. Ich werde das Gefühl nicht los, dass manche Entwickler befürchten, dass Spielern beim Aufsetzen der VR-Brille ein Großteil der grauen Zellen abhandenkommt.
Luftige Höhen mit angezogener Handbremse
Auch beim Spiel mit der Höhe geht viel Potenzial flöten. Obwohl man einen immensen Turm erklimmt, oft tiefe Abgründe überwinden muss und manchmal auf den wackligen Schultern eines riesigen kletternden Roboters steht, darf man diese Momente nur sehr selten auf Augenhöhe miterleben. Ein einziges Mal darf ich mich an ein Huhn hängen und in Ego-Sicht auf die andere Seite fliegen. Es wäre nur konsequent gewesen, auch hier die Perspektivwechsel zu nutzen, denn Bess ist extrem agil und an die Höhe gewöhnt. In einer Zwischensequenz macht sie zusammen mit ihrer Mutter Kunststücke auf einem fliegenden Flugzeug. Ich denke auch hier hatten die Entwickler zu viel Angst, die Mägen von unerfahrenen VR-Spielern zu sehr zu strapazieren. Eine Angst, die allerdings unbegründet ist. Das Tracking ist bis auf gelegentliche Wackler gut und zumindest bei mir kam zu keiner Zeit das Gefühl von Bewegungskrankheit auf.
Der zweite Teil war Quark, aber der Erste: Go play it! Kostet 8 € bei Steam.
Was Adventures angeht:
Da würde ich wirklich eher zu den "Klassikern" raten - aber ich finde Deponia ja auch eher meh. Datt kommt aber diesen Monat zum überteuerten Preis auf die PS4.
Demnächst erscheint auch Yesterdsay Origins. Der Vorgänger ist kein Kracher aber macht schon Spaß. Außerdem erscheinen diesen Monat noch weitere vielversprechende Adventures. Schau dir am besten mal das Releasevideo für November hier auf der Seite an.
Zum Thema: Schade, Wayward Sky ist dann wohl nichts für mich.
Danke für den Link. Habe mir den Test durchgelesen. Komplett an mir vorbei gegangen. Bin nicht so sicher was das Spiel angeht. Thematik klingt super interessant. Aber der Aufbau der Rätsel klingt etwas frustrierend und nicht so gut. Werds mal im Auge behalten. Besten Dank an euch beide