Der Menschheit sind genau drei fliegende Wale bekannt: Der erste hatte seinen Auftritt zusammen mit einem Petunientopf in Douglas Adams‘ »Per Anhalter durch die Galaxis« – in dem er dank der Magie des Unendlichen Unwahrscheinlichkeitsdrives eine kurze, aber umso heftigere Demonstration der Bedeutung der Wörter »Schwerkraft« und »Boden« bekam. Der zweite konnte nicht so richtig fliegen, aber was tut man nicht alles, um einem nervenden Balg zu entkommen – »Free Willy« hat’s demonstriert. Nummer Drei nennt sich Willow und will dem garstigen Baron von Barry entkommen. Das macht man bekanntermaßen am besten, indem man sich von Regenbogenblasen (»Blubbels« genannt) befeuert durch die Lüfte schwingt.
Äh. Genau.
Nun, sei’s drum. Willow kann also fliegen. Aber das nicht einfach so, denn dazu braucht er erwähnten bunten Treibstoff. Den gibt es zu Spielbeginn in Massen, Punktzähler und Multiplikator rasseln in wunderbare Höhen, das Leben als Flugwal scheint ein sehr angenehmes zu sein. Aber, oh, was ist das? Düstere, böse schauende Wolken (die »Thunder Bros«), die bei Berührung nicht nur Willow eine überbratzen und ihm einen Teil seines Blubbels-Vorrats klauen, sondern auch den Multiplikator herunter kurbeln. Nicht mit dem Commander! Es gibt genau ein wirksames Mittel gegen die Wolkensäcke, und das nennt sich »Frenzy Mode«: In den gerät man, wenn man sieben regenbogenfarbige Sterne aufsammelt, woraufhin Willow auf einmal schneller loszischt, die Wolken
einfach beiseite stößt und automatisch Blubbels aufsammelt. Aber Obacht: Wer ein paar Mal zu oft in Kontakt mit den Donnerbrüdern gerät, der stürzt einfach vom Himmel, zurück in die düsteren Fänge des Barons von Barry. Und das will ja auch keiner. Ist über kurz oder lang aber unvermeidlich.
Krill war gestern!
Keine Frage: Audiovisuell ist Whale Trail ein sehr, sehr, sehr spezielles Spiel: Pastellfarben und Regenbögen überall, freundliche Knuddelgesichter hier, böse Grimmigwolken da – das sind genau die Dinge, die man sieht, wenn man Tabletten von Fremden annimmt! Die Beatles hätten an dem Design jedenfalls ihre Freude gehabt – es ist wunderbar psychedelisch und abgefahren, was auch die Musik betrifft.
Spielerisch sind die britischen Entwickler von ustwo weitaus weniger verrückt: Whale Trail geht deutlich in die Richtung Tiny Wings, mit ein paar Anleihen anderer »Endless Runner« wie Jetpack Joyride oder Canabalt. Man schwebt mit dem Wal durch zufällig generierte, in unterschiedliche Zonen unterteilte Levels. Drückt man kurz auf das Touchpad, flattert Willow nach oben, hält man den Finger gedrückt, dreht er einen Looping – und lässt man los, geht’s abwärts. Die Geschwindigkeit nimmt stetig zu, aber das ist nicht
das Haupthindernis: Vielmehr muss man später sehr gezielt navigieren, um heil durch die immer dichter zusammen rückenden Wolken zu kommen. Außerdem gibt es mit fortschreitender Flugdauer immer weniger Blubbels – weiß man anfangs noch nicht, wohin mit all der Energie, ist man später für jede einzelne Blase dankbar.
Neben dem »Classic«-Spielmodus, in dem man einfach so weit wie möglich kommen muss (Game Center-Ranglisten ermöglichen den Online-Vergleich mit der Freundesliste oder dem Rest der Welt) gibt es mittlerweile auch das erste »Challenge Pack«. In dem warten 32 Aufgaben, die, typisch für touch-Spiele, mit bis zu drei Sternen bewertet und natürlich immer schwerer werden.