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Winter Stars (Sport) – Winter Stars

„Bitte bringt das Curling zurück“, schreibt der Schmädig vor genau zwei Jahren. Damals hatte 49Games seinen jährlichen Wintersport nämlich komplett umgekrempelt, aber das Stein-über-Eis-Schieben nicht mitgekrempelt. Curling… pft. Frauenversteher! Heute, zwei Ausgaben später ist die Schlaftablette jedenfalls wieder drin. Und? Ist er jetzt glücklich?

© Deep Silver / Deep Silver

Das Spiel zur Fernsehübertragung?

„Faszination Curling“: Für viele ein Widerspruch in sich – für andere großes Taktikkino. So behäbig die geschliffenen Steine nämlich übers Eis rutschen, so sehr kommt es auf Präzision und Planung an, um am Ende mehr Steine als der Gegner im Zielkreis zu platzieren. Ein bisschen ist es wie langsames Snookern nach den Regeln des Schachs. Und ja, Curling ist cool! Nicht zum Zuschauen, aber zum Selberspielen. Und genau deshalb habe ich es zuletzt so vermisst.

Nun bildet EuroSport Winter Stars (die Serie hieß WinterSports, als sie noch unter RTL-Flagge firmierte) das Curling nicht als umfassende Simulation ab, aber das ist ohnehin nicht sein Anspruch. [GUI_PLAYER(ID=81812,width=540,text=Familienspaß für alle? Das verspricht der Trailer…)] Schließlich wurden die elf Disziplinen, darunter die alpine Abfahrt, Skifliegen, Snowboard Cross, Bobfahren oder Biathlon, vor allem auf Kurzweil getrimmt. So hat man die Steuerung schnell durchschaut und ist nach einem Übungslauf schon wettbewerbsfähig. Ganz ähnlich wie bei der Olympiade von Mario & Sonic, nur dass dort der schnelle Einstieg und das vergnügte Quieken im gemeinsamen Wettstreit noch stärker im Vordergrund standen.

Denn 49Games geht das Thema eine Idee seriöser an: Die Disziplinen dauern länger als Segas Minispiel-Snacks und um eine Sportart zu meistern, braucht man mehr als zittrige Knopfdruckdaumen und Reaktionsschnelligkeit. Im Biathlon fährt man Hügel etwa mit besonderer Kraftanstrengung hinauf, gleitet in der Hocke hinunter, nutzt Adrenalinschübe zur Beschleunigung und muss natürlich am Schießstand bestehen. Andere Disziplinen fordern andere Finessen. So sind beim Snowboarden und auf dem Schneemobil kleine Tricks der Geschwindigkeit zuträglich, während es beim neuen Paraski auf eine gekonnte Mischung aus Fallschirmflug und Skifahren ankommt. Und obwohl auch in Winter Stars die flotte Unterhaltung im Vordergrund steht, sind Tempo und Dauer alle Wettbewerbe näher an der Fernsehübertragung.

Jake und seine Wachsfiguren

Apropos: Vor und nach jedem Wettkampf zeigen stimmungsvolle Einblendungen, wie sich die Athleten auf ihren Einsatz vorbereiten, wie sie auf Sieg oder Niederlagen reagieren, ein Kommentator erklärt Wissenswertes zum Sport und der Stadionmoderator kommentiert die Positionen der namentlich genannten Teams auf dem Siegertreppchen. Richtig sympathisch auch, wie der im nächsten Wettbewerb antretende Athlet im Gemeinschaftsraum aufsteht und bei seiner erfolgreichen Rückkehr die Kameraden abklatscht oder umarmt. Technisch ist die Sportspielsammlung natürlich kein FIFA und kein NBA 2K; vor allem die Gesichter aller Figuren scheinen einem PS2-Wachsfigurenkabinett entliehen.

Die elf Disziplinen



Neu sind das Curling sowie Paraski, bei dem ein Sportler mit dem Fallschirm kleinere Abhänge hinab gleitet, bevor er auf Skiern landet, um für den nächsten Abhang Schwung zu holen. Die Schneemobil-Rennen, der Neuzugang des vergangenen Jahres, sind ebenfalls dabei – genau wie die folgenden Disziplinen:

– Ski Alpine Abfahrt
– Ski Alpine Freeride
– Biathlon
– Eiskunstlauf
– Snowboard Cross
– Shorttrack
– Bobfahren
– Skifliegen
Trotzdem verbreitet die liebevolle Präsentation eine sehr gemütliche Wintersport-Stimmung.

Und dann ist da Jake. Jake, der… genau erfährt man es nie, aber der Abfahrtsläufer gehörte offenbar einem starken Team an, bevor er bei einem Sturz auf die Pausetaste seiner Karriere krachte. Macht ja nichts: Als er zurück humpelt, hat sich der Großteil seines Teams zwar aus dem Staub gemacht, mit der restlichen Truppe macht er aber weiter. „Was ihnen an Erfahrung fehlt, machen sie durch Kampfgeist wett“, heißt es in der Beschreibung und so baut Jake aus unerfahrenen Jungsportlern eine Mannschaft auf, die irgendwann den großen Winterpokal holen soll.

Das ist kein Witz! Erstens: Die Vorgeschichte ist auch im Spiel so schnell erzählt, dass man sie kaum wahrnimmt. Und zweitens: Die Karriere dreht sich in der Tat um die beschriebene Handlung. Stück für Stück kommen neue Teammitglieder hinzu, entstehen Rivalitäten mit anderen Mannschaften – in belanglosen, zum Glück aber mit einer selbstbewussten Leichtigkeit erzählten Filmschnipseln. Schon die beiden Vorgänger wussten nicht nur, wie man feuchtfröhliche Abende begleitet, sondern konnten mich auch als Einzelspieler ansprechen… Hier, Sega, nimm ein Stück Abgeschnittenes für deine Hauptsache-Olympializenz-Serien!

  1. Vielleicht sollten 49Games den Wii-Controller an die XBox koppeln. Dann gäbe es ein ähnliches Spiel wie an der PS3. Kinect... naja, bis auf 1-2 Tanzspiele hat es bisher noch keine sonderliche Spieltauglichkeit erwiesen.

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