Die Stylus-Wrestler
Für die DS-Version der Franchise mit dem großen Namen hat sich das Team von Amaze Entertainment etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Denn anstatt eine womöglich abgespeckte Variante der PSP- oder gar Wii-Version zu setzen, hat man versucht, sich auf den Stylus als Hauptkontrollgerät zu konzentrieren.
Dies bedeutete allerdings eine Anpassung der Spielmechanik. Eine Anpassung, die auf den ersten Blick bei Wrestling-Fans für mehr als nur ein leichtes Stirnrunzeln sorgen dürfte. So ging es mir zumindest. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es gelingen würde, die Spannung und Dramatik eines Wrestling-Matches über „strategische“ Entscheidungen gepaart mit Reaktions-Test zu transportieren.
Dementsprechend schwer tat ich mich auch in den ersten Duellen gegen die CPU. Doch irgendwann hatte ich das Konzept der quasi in Runden verlaufenden Kämpfe verinnerlicht: Es stehen euch am Anfang einer Runde drei Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung, die situationsabhängig durch bestimmte Hotspots ergänzt werden, die z.B. die Möglichkeit eines Finishing Moves anzeigen. Die Kulisse ist etwas karg, aber für DS-Verhältnisse gelungen.
Zur Erklärung: Jede dieser Aktionen steht für einen bestimmten Movelevel und ist farblich durch Gelb, Orange und Rot gekennzeichnet. Eine Level 1-Bewegung ist meist ein Schlag, richtet nicht sehr viel Schaden an, kann aber die Ausführung von Level-2 Moves unterbrechen. Diese richten moderaten Schaden an und sind einfacher und schneller zu erreichen als die aus der dritten Stufe. Denn diese stehen für die absoluten Power-Moves, die einen enormen Schaden anrichten und sogar nach einer Ablenkung durch einen Level 1-Schlag fortgesetzt werden können.
Doch wie werden die Schläge und Aktionen nun ausgeführt? Nach der Auswahl eures Movelevels wird eines von zahlreichen Reaktionsspielchen initiiert, dessen Durchführung über Erfolg und Misserfolg entscheidet. Je nachdem, welche Bewegung ihr ausgewählt habt oder ob es dem Gegner vielleicht sogar gelungen ist, zu kontern, wird eine Animation abgespult und es findet eine neue Runde statt. Im besten Fall könnt ihr eine umfangreiche Angriffskombo aufbauen, die den Gegner enorm schwächt.
Ja: Man muss sich für dieses „Beinahe-Runden“-Spielprinzip öffnen. Doch hat man diesen eher taktischen Ansatz verinnerlichert, entwickeln sich auch als Stylus-Wrestler spannende Ringkämpfe. Und wenn man genau hinschaut, decken die DS-Kämpfe durchaus Bereiche des echten Wrestling ab, die zu gern vergessen werden: Match-Taktik und das, was man in Amerika so gern als Matten-Strategie bezeichnet, nämlich Antizipation und Reaktion. Dies ist vor allem in den Multiplayer-Duellen gefordert, für die jeder Spieler allerdings sein eigenes Modul benötigt.Im Storymodus könnt ihr auch an zahlreichen Trainings-Minispielen teilnehmen.
Reduziertes Umfeld
Spielmechanik ist das eine. Doch können die Ringrecken auch hinsichtlich Umfang und Kulisse überzeugen? Angesichts der Match- und Athleten-Flut der Fassungen auf Sony- und Microsoft-Systemen scheinen die etwas über 20 Wrestler sowie die sechs Matchtypen natürlich verschwindend wenig zu sein.
Auch das grafische Umfeld wirkt auf den ersten Blick und vor allem im Vergleich mit der PSP-Variante minimalistisch und spröde. Doch angesichts der Tatsache, dass wir hier mit dem Modul basierten DS zu tun haben, sieht SvR 2008 richtig gut aus. Die Modelle der Wrestler bieten einen hohen Wiedererkennungswert, der sich auch in den Einmärschen zu den Original-Musiken widerspiegelt.
Natürlich wird auch hier nicht der Aufwand und das Show-Element erreicht, das man in den anderen Versionen sieht – die Reduzierung aller Elemente erinnert eher an die so genannten House Shows als an die aufwändigen TV-Produktionen. Ein kleines Gerüst mit Scheinwerfern, ein Logo und das war´s. Wer in den letzten Jahren die Tournee-Veranstaltungen der WWE hier in Deutschland besucht und dort die Einmärsche gesehen hat, weiß, was ihn auf dem DS in dieser Hinsicht erwartet.
Mit den zwei Modi Schaukampf und Saison scheint ebenfalls nicht auf dem Modul zu sein. Jedoch bietet die Saison mit ihren drei Storylines (je eine für Raw, Smackdown und ECW) und den darin enthaltenen Möglichkeiten auch DS-Wrestlern gute Unterhaltung für zwischendurch. Ihr könnt über eine einfache Navigation vor den Kämpfen verschiedene Räumlichkeiten besuchen, mit Kollegen und Feinden interagieren und sogar Gegenstände finden, die euch neben dem Training helfen, eure insgesamt fünf Statistik-Werte zu verbessern. Andere wiederum könnt ihr als Waffen im Ring missbrauchen.
WWE SmackDown vs. Raw 2008 (Sport) – WWE SmackDown vs. Raw 2008
Dieses Jahr hat THQ mit WWE Smackdown vs. Raw 2008 den großen Systemrundumschlag gewagt. Und auch Nintendos DS steigt in den Ring. Allerdings ganz anders, als wir uns das bei der Ankündigung vor einigen Monaten vorgestellt haben. Aber ist „anders“ auch gleichzeitig schlechter? Schnappt euch den Stylus, zieht eure Spandexhosen an, ölt euch ein und folgt uns in den Handheld-Ring.
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