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Yooka-Laylee (Plattformer) – Die Zeit war reif

Ein Grüppchen von Rare-Veteranen möchte das Genre der 3D-Plattformer wiederbeleben: Lange vor der Ankündigung von Super Mario Odyssey bewies die Kickstarter-Kampagne zu Yooka-Laylee, dass es durchaus noch ein Publikum dafür gibt. Kann das Ergebnis die hohen Erwartungen erfüllen?

© Playtonic Games / Team17

Aus der Zeit gefallen

Es ist schon ein sonderbares Gefühl, heutzutage ein „echtes“ 3D-Jump-n-Run mit viel Erkundungsfreiheit zu testen. Nur alle paar Jahre taucht ein solches Unikat aus einer Art Zeitblase auf – wie ein seltener Komet, völlig abgeschottet vom Rest der Spielwelt. Im Jahr 2017 könnte sich das ändern, falls das Genre ähnlich einschlägt wie vor zehn Jahren die allgegenwärtigen 2D-Plattformer. Mittlerweile wurden schließlich auch Marios Switch-Ausflug und Skylar & Plux angekündigt, doch vorerst liegt die Hoffnung auf dem geistigen Nachfolger zu Banjo-Kazooie und Banjo-Tooie. Nachdem ein paar ehemalige Rare-Mitarbeiter jahrelang bei Publishern abblitzten, gründeten sie das Studio Playtonic und erfüllten sich ihren Traum mit einer Kickstarter-Kampagne. Als diese mit rund zwei Millionen Pfund ein voller Erfolg wurde, sprang auch Team 17 als Publisher ein. Die Helden Yooka und Laylee sollen wie zu den besten Zeiten des N64 ein großes Hüpf-Abenteuer erleben – inklusive einer riesigen kunterbunten Welt, Unmengen an Sammelkram und natürlich typisch britischen Albernheiten wie den allgegenwärtigen Glubschaugen  oder dem Kauderwelsch der Charaktere.

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Nicht gerade die hellsten Führungskräfte: Capital B. und Dr. Quack. Auch ihre als Oberwelt dienende Konzernzentrale ist so geräumig wie ein vollwertiges Level. © 4P/Screenshot

Das überdrehte Gebrabbel  hat meinen Kollegen Mathias beinahe in den Wahnsinn getrieben, aber ich liebe es einfach, wenn alles und jeder in der Welt schräge Wortfetzen von sich gibt, während am Bildrand der Text in den Kasten tickert. Zu Zeiten des N64 war das ein Trick, um den knappen Modul-Speicherplatz zu umgehen. Aus Nostalgiegründen wollten die Entwickler aber auch heute nicht darauf verzichten; meist lässt es sich übrigens per Knopfdruck abkürzen. „Bo, boh, bo!“ – „Wää, wöö, wää!“, „Japp, jibb, japp!“ – jedes Wesen hat eine angemessen bescheuerte Stimme. Eine davon ist die zwielichtige „Hosenschlange“ Trowzer, welche das Duo im Kampf gegen „Capital B“ mit vielen nützlichen Spezialfähigkeiten ausstattet.

Albern bis zum Anschlag

Der Plan des fetten geflügelten Bösewichts und seines körperlosen Handlangers Dr. Quack ist derart lächerlich, dass er nur von Team 17s unnötigen Warnungen vor Story-Spoilern getoppt wird. Mit Hilfe eines gigantischen Staubsaugers wollen sie sämtliche gedruckte Literatur der Welt an sich reißen, um sie in puren Profit zu verwandeln. Bei der Aktion wird auch ein magisches Buch aus der Behausung der Helden zerfleddert und dessen „Pagies“ genannten Seiten verstreut. Ihr erratet nie, was die Aufgabe des Spielers ist! Gestört hat mich das Fehlen einer echten Geschichte kaum. Im Gegenzug nimmt sich das Spiel kein bisschen ernst und konfrontiert mich mit „Persönlichkeiten“ wie einem übergelaufenen aristokratischen Ex-Schergen von Capital B, einer Riesenwolke, die von ihrer Frau für einen Taifun verlassen wurde oder einem rülpsenden Schweineritter, der sich über die budgetbedingte Reimknappheit beklagt.

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Sie sehn‘ mich rollen… © 4P/Screenshot

In den ersten Stunden war Yooka-Laylee beinahe schon ein Traum für einen ausgehungerten Jump-n-Run-Fan wie mich. Sicher, die im Vergleich zu den 3D-Marios leicht verzögerte Steuerung fühlt sich etwas träge an. Nach einiger Zeit hat man sich aber darauf eingestellt und der Spaß kann beginnen: Endlich wieder durch kunterbunte Welten hüpfen – und zwar durch solche, in denen das Hüpfen nicht zur Nebensache degradiert wird und man viel Raum zur freien Erforschung hat. Im Gegensatz zu vielen Action-Adventures der Neuzeit nimmt Playtonic den Spaß am Springen ernst und serviert schön knackige Parcours, die meist clever auf die Erkundung der Umgebung abgestimmt sind. Im fortschreitenden Spielverlauf lassen das Level-Design und die technische Umsetzung leider nach – doch dazu später mehr.

Idyllische Luftschlösser

Im Dschungel türmen sich überwucherte Tempelruinen hoch in den Himmel und werden von zahlreichen schwebenden Inseln eingerahmt, die ich natürlich allesamt sofort erforschen wollte. Hier noch ein paar rätselhafte Symbole deuten, dort auf die passenden Bodenplatten springen – und schon ist der Weg frei zum nächsten, kniffligen Hüpfparcours. Die glitzernde Gletscherwelt hat mir ebenfalls immer wieder eine Gänsehaut verpasst, woran auch Grant Kirkhopes eingängige Melodien nicht ganz unschuldig sind. In den letzten Tagen spukten sie mir noch nach dem Zocken stundenlang im Kopf herum und erinnerten mich zum Teil sogar ans euphorische Geflöte in Conker’s Bad Fur Day. In vielen Winkeln stellt sich die Instrumentierung zudem schön auf die jeweilige Stimmung ein, so dass z.B. in einer finsteren Geheimhöhle nur noch ein sachte nachhallendes Glockenspiel zu hören ist.

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Kartos lädt in jeder Welt zur sauschweren Lorenfahrt. © 4P/Screenshot

Kämpfe spielen in der Welt von Yooka-Laylee nur eine untergeordnete Rolle: Das Repertoire an Attacken bleibt überschaubar und viele der eher spärlich eingesetzten Schergen stellen höchstens im Rudel eine Bedrohung dar. Inmitten kniffliger Herausforderungen können sie einem aber trotzdem empfindlich in die Quere kommen, so dass man durchaus auf sein Timing achten muss. Playtonics Liebe zu den allgegenwärtigen Glubschaugen geht so weit, dass einer der Widersacher nur aus einem hüpfenden Augenpaar besteht. Dieses flüchtet allerdings blitzschnell vorm Spieler und schnappt sich sofort eine Kiste, einen Totenkopf oder ein anderes herumstehendes Objekt, um sich im Verbund auf die Helden zu stürzen. Sogar ihr Kinect-Trauma haben die ehemaligen Rare-Mitglieder in einem Gegner verewigt: Die lästigen schwarzen Kameraleisten bewachen ihr Areal mit einem Lasergitter und einer knisternden Strahlenwaffe.

 

  1. Also ich find das Gebrabbel und Gequake völlig ok. Zumal man die meisten Textstellen ja auch schnell durchklicken kann, und die Begleitgeräusche so reduzieren kann. Ist mir jedenfalls lieber als drittklassige deutsche Synchronstimmen auf "Alles Toggo!"-SuperRTL-Zwölfjährigen-Niveau wie weiland bei Jak & Dexter oder Ratchet & Clank, sowas nervt mich unter Umständen tausendmal mehr.
    Überhaupt gefällt mir die Soundkulisse von Yooka Laylee total gut, besonders die Musik, wie z.B. das jeweilige musikalische Thema immer in ätherisches Harfengeklimper umschwenkt, wenn man unter Wasser unterwegs ist, das ist echt liebevoll gemacht.

  2. Das Spiel macht bisher richtig Laune, was besonders an dem tollen Leveldesign, der guten Steuerung und der hübschen Grafik liegt.Die Suche nach den Pagies ist motivierend, die Idee mit der "Munition" gelungen und die Dialoge, sowie oneliner, inklusive Seitenhiebe auf die Spieleindustrie amüsant. Es gibt einiges zu entdecken, spaßige Quest und die Welten sind nicht zugemüllt mit Sammelzeug.
    Einzig das Figurendesign stört mich, da es imo ziemlich albern ist, ohne die Klasse eines Jak & Daxter oder Ratchet & Clank zu erreichen. Eine Synchronisation hätte den Figuren garantiert mehr Charme verliehen, aber dafür war wohl kein Geld da, also muss man sich mit seltsamen Geräuschen, wie man sie aus einigen japanischen Spielen kennt, begnügen, die ich hier jedoch weitaus nerviger finde. Zum Glück kann man sie in der PC Version per tweak deaktivieren.
    Im Endeffekt ist es das, was ich mir erhofft habe: ein gelungener 3D-Plattformer alter Schule, der durch seine an Jak & Daxter erinnernden Quests zusätzlich motiviert und unterhält.

  3. Falls es nicht schon jemand geschrieben hat:
    Das Spiel soll per Mod wohl auch sehr cool in VR sein.
    Wie Luckys Tale, nur als Triple A ;-)
    Werde ich demnächst auch mal ausprobieren.

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