Wie kann man solche Sprachaufnahmen abnehmen? Und wie kann man solche Dialoge schreiben? Ich habe mich auf das große Comeback eines Klassikers gefreut und wurde herbe enttäuscht. Erst kürzlich habe ich mit Metal Gear Solid 4 erlebt, was grandiose Regie an Faszination entfachen kann – man fiebert mit, man taucht ab und versinkt in einer glaubwürdigen Spielwelt. Jetzt zeigen die Eden Studios, was grausame Regie an Frustration auslösen kann – man bleibt emotional kalt, man wird immer wieder durch stupide Sprüche rausgerissen und flucht über all das, was sonst noch die Atmosphäre vernichtet – Trial&Error-Fahrten, KI-Aussetzer und eine Musik, die mir ohne auf die Spannungskurve zu achten einen Tusch nach dem anderen serviert. Das Tragische daran ist, dass dieses Alone in the Dark ja durchaus einige kreative Ideen und Spielmechaniken bietet: Ich mag die Kombinationsvielfalt, die kleinen Rätseleinlagen, das aktive Kampfsystem und den sinnvollen Einsatz von Physik und Feuer. All das sorgt dafür, dass man zwischendurch Spaß im apokalyptischen New York haben kann! Aber für alles Gute liefert dieses Spiel dann wieder etwas Schlechtes: Die Steuerung ist insbesondere, aber nicht nur auf Wii fummelig, die Kamerafahrten amateurhaft und böse Clippingfehler stören eine Kulisse, die in ihren besten Momenten vernebelt gruselig, in ihren schlechtesten wie ein bewegtes Wachsfigurenkabinett wirkt. Am Ende bietet dieses Abenteuer zu viel Beliebiges, zu wenig Dramatisches: Man klettert, man löscht, man ballert, man rast, aber das Herz klopft nicht. Aus der versprochenen Wiedergeburt von Alone in the Dark ist trotz guter Ansätze und einiger kreativer Ideen letztlich eine Totgeburt geworden. Denn statt spannendem Survival-Horror gibt es einen undefinierbaren Action-Race-Kletter-Kuchen mit viel zu vielen, teilweise schlecht dosierten Zutaten. Hoffentlich war das der letzte Auftritt des Edward „Ich-erschieß-dich-persönlich“ Carnby.
Update vom 17. Dezember 2008:
Sorry für den späten Nachtest, aber das Weihnachtsgeschäft hat uns überrollt. Und Alone in the Dark birgt auch in der „erweiterten“ Variante auf PlayStation 3 keine nennenswerten Überraschungen – sprich: Die Spielerfahrung gleicht der auf Xbox 360 und enttäuscht damit alle, die auf packenden Survival-Horror gewartet haben. Trotzdem hat sich die Spielmechanik etwas verbessert: Die Kamera ist weiter weg positioniert und erlaubt über den Einsatz des rechten Analogsticks endlich eine freie Rundumsicht, während der Blickwinkel auf der Xbox 360 noch an die Schulter gebunden und damit eingeschränkt war. Sind die zickigen Perspektiven damit komplett verschwunden? Nein, manchmal wechselt die Ansicht in die altbekannte Enge; es gibt nur weniger störende Momente. Außerdem lässt sich der Held zu Fuß als auch in den Vehikeln vom Auto bis zum Motorboot besser steuern, weil sich Letztere etwas schwerer anfühlen. Man kann zudem leichter durch das Inventar navigieren und es gibt eine neue Actionszene auf Schienen. Aber all das kann die großen Schwächen in der Dramaturgie nicht aus der Welt schaffen – dazu hätte man nicht Steuerung und Benutzeroberfläche verfeinern, sondern die ganze Regie ändern müssen. Unterm Strich gewinnt die PlayStation 3 mit den Fortschritten jedoch knapp das plattforminterne Rennen um ein Prozentpünktchen. Wer echten Weihnachtshorror sucht, sollte sich allerdings Dead Space kaufen oder in irgendeiner Glühweinzone mit der ganzen Familie shoppen gehen.