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Capcom in der Dino Crisis: Wenn der legendäre Saurier-Erfinder persönlich euer Fan-Herz zerbricht

Das Leben findet einen Weg – aber Dino Crisis bleibt weiterhin Gaming-Fossil. Der Saurier-Schöpfer missversteht sein eigenes Kind.

Im Bild: Die Videospielheldin Regina aus dem Survival Horror-Spiel Dino Crisis. Im Hintergrund nähert sich das aufgeklappte Maul eines T-Rex - darüber liegt ein zerbrochenes Herz.
© Capcom, Capcom Press Kitt auf Moby Games, Adobe Stock / sripfoto, bearbeitet mit Photoshop

Video-Fazit

Im Video-Fazit zeigen wir, warum Jurassic World Evolution zwar eine coole Jurassic-Park-Atmosphäre bietet, das Park-Management aber deutlich zu kurz kommt.

Im Jahre 1999 hat Dino Crisis mein Herz im Sturm erobert, nur um es nach Release von Dino Crisis 2 anno 2001 in tausend Stücke zu reißen – wie ein Velociraptor die Besucher*innen des Jurassic Parks. Denn: Nach Teil 2 und dem verunglückten, dritten Part ist die Reihe wie ausgestorben – den Ausflug zu den Light-Gun-Shootern mit Dino Stalker nicht mitgerechnet. Immerhin hat mich Dino Crisis damals in das Genre Survival Horror eingeführt.

Jetzt hat sich der zentrale Kreativkopf hinter Dino Crisis, Shinji Mikami, auf der diesjährigen Gamescom zu Wort gemeldet und meine Ohren schlackern vor Erregung – leider nicht auf die gute Art. Denn zur Dino Crisis-Reihe sagt jener Mann, der mitunter auch das allererste Resident Evil federführend mitverantwortet hat, er habe „nicht das Gefühl, dass es viel Platz für ein neues Dino-Crisis-Spiel gibt“. Der Grund laut Mikami: Capcoms erfolgreiche Monster Hunter-Reihe. Ich dachte zuerst: „Habe ich mich da verhört?“ oder versteht Mikami seine eigene Schöpfung nicht?

Reibungspunkt 1: Action-Rollenspiel vs. Survival Horror

Weiter wird Mikami zitiert, die große Nachfrage vonseiten Fans nach mehr Dino Crisis überrasche ihn, denn „Die Großartigkeit von Dinosauriern und Sachen, die man mit Dinosauriern anstellen kann, wurden in den letzten Jahren von Monster Hunter gut umgesetzt.“ Okay, erstmal hinsetzen und durchatmen. Mikami ist ein Branchenurgestein mit Fokus auf Survival Horror, mit Resident Evil 1, 2, 3, 4 und Code Veronica im Portfolio, aber: Versteht der Mann wirklich nicht den Unterschied zwischen den sehr realen Dinosauriern und ausgedachten Fabelwesen – respektive die spielerische Distanz, klaffend zwischen dem Action-Rollenspiel eines Monster Hunter und dem Survival Horror eines Dino Crisis?

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Nähern wir uns zunächst der Gameplay-Komponente: Wenn das, was Mikami behauptet, zuträfe, müsste ich als Fan von Dino Crisis längst die Leitung eines örtlichen Monster-Hunter-Fanclubs angetreten haben. Habe ich aber nicht – weil mir die MH-Reihe am Popöchen vorbeigeht. Nicht, weil ich eine grundsätzliche Abneigung verspüre, sondern Action-Rollenspiele und Survival-Horror – ich fühle mich genötigt, das Offensichtliche zu schreiben – zwei komplett unterschiedliche Spielerfahrung sind: Monster Hunter bietet die Jagd nach Drachenartigen und einen süchtig machenden Gameplay-Loop aus Jagen und Ausrüstungs-Management.

Bei Dino Crisis schleiche ich durch finstere Korridore, knabbere am Item-Management, lasse mich von urplötzlich von einem durch den Abzugsschacht brechendem Therizinosaurus erschrecken. Anders gesagt: Das eine ist halt ein Action-Rollenspiel, das andere Survival Horror.

Übriges: Auch YouTuber pflücken Mikamis Statement auseinander, wie in diesem Zehnminüter.

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Reibungspunkt 2: Dinosaurier vs. Drachen

Nichts gegen Diablos, Rathalos oder Nerscylla: Das Bestiarium aus Monster Hunter ist beeindruckend – aber, die schuppigen Echsen sind eher sowas wie „genetisch modifizierte Themenparkmonster, nicht mehr und nicht weniger“, womit ich Dr. Alan Grant als Zitatgeber von meiner Bucket List gestrichen hätte. Anderes Thema. Was ich sagen will: Dinosaurier sind keine Drachen und umgekehrt. Ja, denkbar, dass Dinosaurierfossilien uns als Menschheit auf die Idee zu Drachen gebracht haben, aber jenseits davon sind Drachen ausgedachte Fantasy-Geschöpfe.

Fantastisch anzusehen – und auch ich habe meine Lieblinge unter den geflügelten Tatzelwürmern: Siehe den charismatischen Drachen Arokh aus Drakan – Order of the Flame, oder Draco aus dem Fantasy-Film Dragonheart. Aber, ich wiederhole mich, Arokh und Draco sind keine Dinosaurier – sie funktionieren schon auf erzählerischer Ebene anders. Um bei den Beispielen zu bleiben: Arokh und Draco sind vermenschlicht, denken und sprechen wie Menschen. Hätten sie nicht Flügel, spukten Feuer, wüchsen ihnen nicht Hörner aus dem Gesicht, die beiden Lurche könnten stinknormale Bundesbürger sein, ums überspitzt zu sagen.

Wo wir bei Arokh sind: Das Action-Adventure Drakan verdient wirklich ein Revival, will ich meinen.

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Hingegen bei Dinosauriern ist das Besondere: Diese fantastisch wirkenden Lebewesen gab es wirklich auf unserem Planeten, sind teilweise noch mitten unter uns – siehe „Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar“. Auch bei Dino Crisis und dem Vorbild Jurassic Park funktionieren Dinosaurier anders.

Nach dem Vorbild von Mary Shelleys Frankenstein symbolisieren Saurier hier (siehe Themenparkmonster) wie dort (Dritte Energie-Generator aus Dino Crisis) die Hybris des Menschen, dienen als metaphorisches Mahnmal, erstmal zu denken, dann zu lenken – die menschgegebene Fähigkeit „Gott zu spielen“ bedächtig zu nutzen, nicht herumzuspielen „wie ein Kind, dass die Pistole seines Vaters gefunden hat“. Sooooo, damit hätten wir auch den Zitate-würdigen Dr. Ian Malcolm in den Diskurs gehoben – meinen Standpunkt ausreichend untermauert. Die Saurier aus Dino Crisis sind metaphorischer Warnruf, Drachen vermenschlichte Charaktere. Punkt.

Und weil’s gerade thematisch passt: hier die beste Szene aus dem Film Jurassic Park.

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Fazit: Wir brauchen ein neues Dino Crisis!

Unterm Strich bleibt zu sagen, ohne respektlos gegenüber Industrieveteran Shinji Mikami zu wettern: Sein Statement ist an der Kernzielgruppe, zu der ich mich dazuzähle, vorbeigedacht. Dafür stehen auch Sätze wie „Selbst, wenn ich mich entscheiden würde, ein Remake oder eine neue Version von Dino Crisis zu machen, habe ich nicht das Gefühl, dass es im Moment viel Platz für diese Art von Spiel gibt – speziell, weil Monster Hunter so ein großes Spiel geworden ist.“  

Mikami vergleicht, die Floskel muss erlaubt sein, Äpfel mit Birnen – oder eben Survival Horror mit Action-Rollenspielen. Nur, weil beide Spielserie von großgewachsenen Echsen beherrscht werden, schöpft Monster Hunter nicht die komplette Saurier-affine Zielgruppe ab. Und überhaupt: Ich als Dino Crisis-Fan der ersten Stunde will wissen, wie’s mit Rotschopf Regina, dritter Energie und ledrigen Raptoren weitergeht – und die Weiterführung dieser Erzählung bietet mir nur ein neues Dino Crisis.

Wo wir bei Saurier-Content sind: Wer die Wartezeit bis zu einem spekulativen Dino Crisis 3 spielerisch wertvoll überbrücken möchte, sollte Compound Fracture, The Lost Wild und Paleophage auf dem Radar behalten.

Quellen: Eurogamer, Twitter / @IGN, Reddit / @maestrolive, Wikipedia, YouTube / @Jon Cvack, @LTRE, @ The Collection Chamber, Screenrant