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Pokémon: So anders hätten die Spiele mal sein sollen – „Baseballspieler in einer Baseball-Liga“

Ähm, bitte was? Um Pokémon für den westlichen Markt fit zu machen, wollte man ursprünglich eine fragwürdige Version daraus drehen.

Glurak aus Pokémon: Rote Edition
© Nintendo / Game Freak / The Pokémon Company

4P Podcast #1 Pokemon Legends Z-A

Manchmal hört man von ganz schön eigenartigen Ideen, die bei dem Versuch entstanden sind, ausländische Medien in die eigene Kultur zu übertragen. Auch beim aus Japan stammenden Pokémon-Franchise machte man sich damals viele Gedanken darüber, wie westliche Kinder sich mit der fiktiven Welt identifizieren könnten.

Beinah hätte es wohl eine stark veränderte Variante für die amerikanische Fassung der Spiele-Reihe, und damit wahrscheinlich auch für uns in Europa, gegeben. Darüber spricht die ehemalige Marketing Chefin von Nintendo of America Gail Tilden in einem kürzlich erschienenen Podcast.

Pokémon sollte ein Makeover bekommen

Der Look der ersten Pokémon-Spiele, in Japan bekannt als Pocket Monsters Rot und Grün und außerhalb später als Pokémon: Rot und Blau, war den damaligen Marketing-Beauftragten in den USA anscheinend nicht ganz geheuer. „Ein schwarz-weißes RPG mit sehr japanischen Charakteren“, beschreibt deren frühere Chefin den ersten Eindruck des Titels. Man unterlag damals wohl dem Irrglauben, dass westliche Kinder Probleme haben würden, sich auf die präsentierte Welt einzulassen.

„Können wir einfach die Optik ändern und dann ist es mehr so düster und wir machen so Graffiti an die Wände und so Zeug“, ahmt Tilden die Reaktionen einer Werbeagentur nach, mit der zusammengearbeitet wurde. Auch wenn sie leider nicht weiter darauf eingeht, was genau äußerlich verändert werden sollte, ist vorstellbar, dass man die Pokémon in einen westlichen Cartoon-Stil übertragen wollte.

Lesetipp: Alle Infos über Pokémon-Legenden: Z-A

Baseball statt Pokémon-Kämpfen? Wie hätte das funktionieren sollen?

Aber damit nicht genug, anscheinend schmeckte das gesamte Konzept der Tierchen-Kämpfe nicht. „Könnten wir es so machen, dass sie alle Baseballspieler in einer Baseball-Liga sind?“, soll laut Tilden als Frage im Raum gestanden haben. Auch hierbei ist nicht ganz klar, wie man sich diese drastische Anpassung genau vorgestellt hat. Sollten die Pokémon selbst spielende Baseball-Maskottchen darstellen, die von ihren Trainer*innen am Spielfeldrand angefeuert werden? Wäre das nicht ein völlig anderes Spiel, das mit der Marke Pokémon eigentlich nichts mehr am Hut hat?

Zumindest aus heutiger Sicht klingt die Baseball-Idee total absurd. Gut also, dass man sich am Ende natürlich wie wir wissen dagegen entschieden hat. Dafür sei nach Tilden der wachsende Erfolg über die Videospiele hinaus entscheidend gewesen. Sobald Pokémon im Heimatland samt Serie und Comics zur heißen Sache wurde, entschied sich der japanische Urheber die Sache auch international in vollem Umfang durchzusetzen. Versuche, an Teilen der importierten Pokémon-Medien zu drehen, blieben trotzdem nicht aus. In der Serie beispielsweise sehen wir, wie Misty und Rokko ein paar Onigiris als Donuts bezeichnen, da der japanische Snack zu der Zeit noch nicht sehr bekannt war.

Aus demselben Interview mit Gail Tilden wissen wir übrigens auch mehr über einen eigenartigen Werbeclip zum ersten The Legend of Zelda.

Quellen: Video Game History Hour, YouTube / TheSilentEskimo