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Persona 3 Reload: Der geheime Super-Boss des Spiels zeigt, wie es NICHT geht

Unflexibel und frustrierend: Der geheime Super-Boss ist ein Reinfall

© Atlus / Atlus

Fans japanischer Rollenspiele kennen sie nur zu gut: Optionale Super-Bosse, die man meist erst am Ende der Story oder sogar danach herausfordern kann – und natürlich hat Persona 3 Reload auch einen solchen.

 

Unbarmherzige Angriffe und eine riesige Lebensleiste: Die geheimen Endgegner sind häufig noch deutlich härter als der letzte Boss der Geschichte und benötigen exzellente Vorbereitung, um überhaupt eine Chance gegen sie zu haben. Doch in Persona 3 Reload ist der versteckte Kontrahent derart unflexibel, dass der Kampf zum reinen Abarbeiten einer Checkliste wird und deshalb überhaupt keinen Spaß mehr macht – es folgen natürlich Spoiler!

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Persona 3 Reload: Die blaue Farbe des Velvet Rooms steht für blaue Flecken

Wer Persona 3, FES oder Portable gespielt hat, weiß natürlich bereits, dass es sich beim besagten Boss um Elizabeth handelt: Die weißhaarige Dame, die zusammen mit Igor den Velvet Room beherbergt und euch bei eurer Mission, den Tartarus und die Dark Hour auszuradieren, unter die Arme greift, indem sie das Persona-Kompendium pflegt und euch beim Fusionieren unterstützt. Nach all der Zeit, in der ihr sie euch beim Vernichten von Schatten zugeschaut hat, hat Elizabeth aber offenbar Blut geleckt – und will auch in Persona 3 Reload wieder herausfinden, wie stark ihr wirklich seid.

Der schwierigste Boss in Persona 3 Reload ist kein schauriger Schatten, sondern die liebenswerte Elizabeth aus dem Velvet Room.

Doch wer sich darauf freut, eine unterhaltsame Herausforderung geboten zu bekommen, bei der ihr mit euren Endgame-Personas die Muskeln spielen lassen könnt und wirklich das beste vom besten auffahren müsst, um mit clever ausgedachten Strategien zu siegen, wird leider enttäuscht werden. Dass ihr den Kampf gegen Elizabeth alleine bestreiten müsst, um für Chancengleichheit zu sorgen, ist ja noch völlig legitim. Doch leider hat die Lady in Blau noch ein paar andere Regeln aufgestellt, die sie mit keinem Wort erwähnt und dessen Missachten dafür sorgt, dass ihr wie ein geprügelter Hund zurück am Eingang des Tartarus landet.

Ich kann keine Regeln befolgen, die ich nicht kenne

So erging es auch mir: Mit einer ganzen Bandbreite an starken Personas, die unterschiedliche Schwächen abdecken, mich selbst verstärken und den Gegner schwächen können und dann natürlich mit gewaltigen physischen oder allmächtigen Angriffen aus allen Rohren feuern, zog ich gegen Elizabeth in den Kampf und malte mir, trotz ihres berüchtigten Rufes, zumindest solide Chancen aus. Leider hatte ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Mein Lucifer absorbierte ihre erste Feuer-Attacke und damit war der Kampf auch schon vorbei.

„Megidolaon” prangte es auf einmal auf dem Bildschirm und nachdem eine nukleare Explosion auf mich niedergeregnet war, erlitt ich saftige 9.999 Schaden – ein garantierter K.O., außer, eure ausgerüstete Persona hat die passive Fähigkeit, einen tödlichen Treffer einmalig zu überstehen. Fassungslos probierte ich den Kampf nochmal. Hatte ich einfach Pech gehabt? Musste ich in der ersten Runde etwas anders machen? Doch der zweite Versuch lief genauso ab wie der erste und mit Stirnrunzeln begab ich mich auf eine spontane Google-Suche.

Mit diesem Anblick werdet ihr konfrontiert, wenn ihr nicht haargenau Elizabeths willkürlich scheinende Regeln beachtet. Spaß sieht anders aus.

Wie sich herausstellt, gibt es einiges zu Elizabeth zu wissen, abseits des dezenten Hinweises ihrerseits, dass man die anderen Teammitglieder bitte nicht zum vereinbarten Treffpunkt mitbringt. Personas, die gegnerische Angriffe wirkungslos machen, absorbieren oder zurückwerfen, müssen nämlich zuhause bleiben, sonst zückt die Dame den erwähnten Megidolaon-Zauber und beendet den Kampf mit einem Fingerschnippen. Nur, dass sie diese Regeln eben nicht erwähnt, frei nach dem Motto: Um 13 Uhr hinter der Sporthalle, ohne Treten – nur dass der Herausforderer dann einen Baseball-Schläger mitbringt und einen Homerun schlägt, wenn man das falsche T-Shirt an hat.

Unflexibel und ohne Guide nicht schaffbar

Was meine Google-Suche ebenfalls zu Tage gefördert hat? Dass Elizabeth offenbar nach den immer gleichen Mustern agiert und man einen Guide samt ganz bestimmter Personas benötigt, um überhaupt eine Chance gegen die Kompendium-Hüterin zu haben. Den eben erwähnten Regeln zufolge dürfen eure Kampfpartner gegnerische Angriffe schließlich nur maximal resistieren und müssen später im Kampf geplante Megidolaon-Zauber mit genau einem Lebenspunkt übrig überleben. Dazu kommen Phasenwechsel, in denen kalkulierte Schadensmengen ausgeteilt werden müssen, um zu verhindern, dass Elizabeth sich wieder vollständig heilt – holt also lieber schonmal euren Taschenrechner aus.

Am besten eignet sich für dieses Unterfangen übrigens die Persona Orpheus Telos, die ihr aber nur dann fusionieren könnt, wenn ihr alle Social Links in einem Durchgang maximiert – ebenfalls kaum möglich, ohne beim Spielen einen Guide offen zu haben. Dass es auch ohne geht, zeigt der Reddit-Nutzer Plexicraft, der eine ellenlange Anleitung getippt hat und damit noch einmal unter Beweis stellt, welch notorische Planung der Kampf gegen Elizabeth benötigt; und wie unfassbar unflexibel dieser deshalb ist. Ich spiele doch recht ungern mit Excel-Tabellen.

Der Herausforderung beraubt

Für mich verliert die Auseinandersetzung mit Elizabeth damit jeden Reiz: Statt mir die Chance zu geben, meine kreativen Fusionsmöglichkeiten auszuschöpfen und besonders starke oder effektive Personas mitzubringen, bin ich gezwungen, einem Schema zu folgen, weil man mir sonst ohne Chance auf Gegenwehr das virtuelle Licht ausknipst. Doch damit verfehlt sie als optionaler Super-Boss ihre Aufgabe: Das Abarbeiten einer Liste von Voraussetzungen ist nicht herausfordernd, sondern mühsam – und es ist vor allem nicht spaßig.

Elizabeths Auftreten und das Nutzen mehrerer Personas ist fantastisch gelungen - umso trauriger, dass der Kampf mir als Spieler keinerlei Kreativität erlaubt, sondern nur bestimmte Muster abfragt.

„Der Bosskampf gegen Elizabeth limitiert die Optionen und die Kreativität des Spielers, indem er sie dazu zwingt, bestimmte Fähigkeiten zu haben, weil man sonst stirbt. Es nimmt einem den Spaß, sich verschiedene Taktiken zu überlegen, um einen herausfordernden Boss zu besiegen. Super-Bosse sollten hart und herausfordernd sein, aber dem Spieler erlauben, sie auf verschiedene Art und Weise anzugehen“, schreibt Reddit-Nutzer Saltlessguy. Besser hätte ich es auch nicht sagen können.

Falls es euch ähnlich geht, kann ich also nur davon abraten, sich Elizabeth entgegenzustellen und für die von mir beschriebene Sorte von Herausforderung den Reaper aufzusuchen, der den Tartarus heimsucht, wenn ihr zu lange an einem Ort verweilt. Der ist zwar auch brachial stark, kommt aber ohne selbst ausgedachte und vor allem willkürliche Regeln daher, sondern bietet einen fairen Kampf, auf den ihr euch mit cleveren Taktiken und starken Personas vorbereiten könnt. Unabhängig von beiden Kämpfen lohnt sich ein Blick auf Persona 3 Reload in jedem Fall, wie unser umfangreicher Test verrät.

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