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Persona 3 Reload im Test: Das stylishste Rollenspiel aller Zeiten

Ursprünglich erschien Persona 3 in, passend zum Namen, drei Varianten: Die Standardversion schaffte es 2008 zu uns in den Westen, 2009 folgte FES mit einem rund 30-stündigen Epilog und der ein oder anderen Änderung, 2011 war dann Portable an der Reihe, das das Rollenspiel mit einer weiblichen Protagonistin und neuen Social Links ein weiteres Mal ordentlich umkrempelte. Persona 3 Reload ist nun nicht die ultimative Kombination all dieser Umstände, sondern größtenteils das klassische Erlebnis des Originals – natürlich auf Hochglanz poliert und mit einigen sinnvollen Komfortänderungen, die die Reihe in den letzten 15 Jahren so durchlebt hat. Ohne das Ursprungsspiel erlebt zu haben, aber mit Persona 4: Golden, Persona 5 Royal sowie den zahlreichen Spin-Offs im Lebenslauf, haben wir uns die Schuluniform der Gekkoukan High übergestülpt, sind den Tartarus emporgeklettert und verraten euch im Test, ob sich die Reise auch nach all den Jahren noch lohnt.

© Atlus / Atlus

Persona 3 Reload: Die (dunkle) Stunde hat geschlagen
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Die Großstadt gilt ja allgemein als Höllenpfuhl, doch während der Dark Hour nimmt das noch ganz andere Züge an. © 4P/Screenshot

Bevor ich mich den grausigen Schatten stelle und die Kraft meiner Seele als Persona beschwöre, fange ich in Persona 3 Reload wie in allen japanischen Rollenspielen klein an: Als namenloser Schulwechsler nämlich, dem sich auf dem Weg zu seinem neuen Wohnheim unweit der Gekkoukan High auf Tatsumi Port Island ein schrecklicher Anblick bietet. Ein bedrohlich leuchtender Mond, Blut auf den Straßen und Särge an jeder Ecke: Schon früh werde ich mit der sogenannten Dark Hour konfrontiert, die sich um Punkt Mitternacht entfaltet und in der die erwähnten Schatten aus ihren Löchern gekrochen kommen, um sich unbedarfte Opfer zu suchen.

 

Es dauert auch nicht lange, da muss ich mich den finsteren Gesellen entgegenstellen und meine Mitschülerin Yukari in letzter Sekunde durch das Erwachen meiner Persona beschützen, nur um anschließend von der SEES, also dem Spezialisierten Extrakurrikulären Exekutions Squad, zu rekrutiert werden, die sich im Wohnheim eingenistet und dem Kampf gegen die schaurigen Kreaturen verschworen hat. Doch während ich in der Dark Hour zusammen mit meinen frisch gewonnenen Teammitgliedern einen gigantischen Turm namens Tartarus erkunde, um die dort hausenden Schatten zu besiegen und die Ursache des mysteriösen Phänomens zu ergründen, gehe ich tagsüber meinen Pflichten als Oberschüler nach, büffele für die kommenden Klausuren und schließe Freundschaften.

 

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Die erste Dark Hour überstanden, jetzt kann das Leben an der neuen Schule beginnen. Wie es der Zufall will, gehen die beiden Persona-Nutzer Junpei und Yukari auch in meine Klasse. © 4P/Screenshot

Obwohl der Schulalltag eine einnehmende Rolle spielt, streut das Spiel in regelmäßigen Intervallen neue Ereignisse der Rahmenhandlung ein und hinterlässt gerade so viele Fragezeichen, dass ich gefesselt wissen möchte, wie es weitergeht, ohne verwirrt und genervt im Nebel zu stochern. Schritt für Schritt werden frische Elemente oder Gegenspieler eingeführt, die die Einsätze erhöhen und mir gleichzeitig neue Rätsel aufgeben. Trotz einer gewissen Leichtigkeit in den Dialogen und dem Alltagsleben geht es in der übergeordneten Story angenehm ernst und emotional zu, was dem Spiel die nötige Gravitas verleiht.

 

Kalender, Kino, Carpe Diem

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Um gut mit anderen Menschen umgehen zu können, braucht es Charakter. Bei Persona wird der praktischerweise in drei steigerbaren Kategorien aufgezeigt. © 4P/Screenshot

Wer schon einmal in die Persona-Reihe geschnuppert hat, weiß bereits, dass das japanische Rollenspiel sich als Spagat zwischen rundenbasierten Kämpfen und Lebenssimulation versteht – und dass beide Teile nicht nur gleich viel Raum einnehmen, sondern auch eng miteinander verzahnt sind. In erster Linie bin ich nämlich immer noch ein Highschooler im zweiten Jahr, der auf seinen Abschluss hinarbeitet, um zu einem der vielen, bedeutsamen Rädchen im Apparat namens Gesellschaft zu werden. Also heißt es: Am Unterricht teilnehmen, die fiesen Fragen der Lehrer richtig beantworten und mir die Lösungen merken – schließlich werden die in den Klausuren wieder abgefragt, und wenn ich mit guten Leistungen zu glänzen vermag, wirkt sich das auch auf meine sozialen Statuswerte Charme, Courage und Wissen aus.

 

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Lernen in der Bibliothek erhöht mein Wissen, das Verzehren von fetthaltigen Ramen meinen Charme: Wer schön sein will, muss eben gut essen. © 4P/Screenshot

Die kann ich auch über zahlreiche andere Aktivitäten steigern, denn sobald sich die Schulpforten geschlossen haben, stehen mir die Türen zu einer Vielzahl an Vergnügungen offen. Von der Arcade-Halle bis zur Karaoke-Bar, vom Ramen-Restaurant bis zur Fast-Food-Kette, vom Café bis zum Kino: Im Bezirk Iwatodai und auf Tatsumi Port Island befinden sich neben dem besagten Wohnheim unzählige Möglichkeiten, die um meine begrenzte Freizeit buhlen und im Austausch meine anfangs noch langweilige Persönlichkeit langsam in eine schillernde verwandeln. Pro Tag stehen mir nur zwei Slots für derartige Tätigkeiten zur Verfügung, weshalb ich gut abwägen muss, welchen ich nachgehe. Das ist auch deshalb notwendig, weil einige der Bekanntschaften, die ich im Spielverlauf mache, ganz schön anspruchsvoll sind, und einen entsprechend hohen Wert in der jeweiligen Charaktereigenschaft verlangen, um mich überhaupt eines Blickes zu würdigen.

 

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Jeder Social Link erzählt eine eigene, kleine Geschichte, die entweder für Lachfalten oder Tränen sorgen kann. © 4P/Screenshot

Denn besonders die sogenannten Social Links, also die Beziehungen zu Freunden und Bekannten, stehen dabei im Mittelpunkt und sind wohl auch der interessanteste Part meines Lebens zwischen Unterricht und Nebenjob. Egal, ob es um ein Mitglied des Laufteams geht, das mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat; eine Grundschülerin, die unter der Scheidung ihrer Eltern leidet; oder ein altes Ehepaar, das den Verlust ihres Sohnes verarbeiten muss: Die vielen Charaktere, die ich in Persona 3 Reload kennenlerne, sind authentisch geschrieben, erzählen abwechslungsreiche Geschichten und zupfen wie talentierte Harfenspieler an den emotionalen Saiten meines Herzens. Grund dafür ist auch, dass alle Social Link-Events in Persona 3 Reload nun vollständig vertont sind und von der exzellenten englischen (sowie der nicht weniger guten japanischen) Sprachausgabe profitieren.

 

Die einzige Irritation in diesem gut geölten Getriebe: Das Team, mit dem ich des Nachts den Tartarus erforsche, wird bei den Social Links seltsam vernachlässigt oder sogar ganz ausgeschlossen. Mit Junpei und Akihiko kann ich zwar ab und an abhängen, aber keine Beziehung wie mit den anderen Charakteren aufbauen (von fehlenden romantischen Optionen wegen der streng heterosexuellen Einstellung des Spiels einmal abgesehen). Stattdessen verbringen wir in spärlich verteilten Linked Activities Zeit zusammen, die eine ähnliche Funktion innehaben, unerklärlicherweise aber anders kategorisiert werden und deshalb weniger wichtig erscheinen. Auch dass die anderen Mitglieder der SEES wie Yukari, Fuuka und Mitsuru erst sehr spät als Social Links verfügbar werden, weil sie jeweils einen maximierten sozialen Statuswert erwarten, ist etwas schade.

  1. Ok verstehe, so gut hatte ich das nicht mehr in Erinnerung. Und ich muss ja gestehen, ich fand bei P3P damals sogar richtig gut, dass man nicht rumgelaufen ist sondern nur einzelne Orte hatte auf denen man dann Dinge anklicken konnte. Denn im Prinzip machte es das nur kompakter und das essenzielle war enthalten mit den Dialogen.

    kellykiller hat geschrieben: 31.01.2024 13:35 es ist und bleibt "nur" ein Remaster.
    Da kann man sich wieder schön drum streiten. Für mich geht das über ein Remaster hinaus, weil sich der ganze Grafikstil verändert hat und es auch Anpassungen am Gameplay gibt. Ein Remaster ist für mich eigentlich nur ein hochskalieren der Auflösung und laufbar machen auf aktuellen Systemen.

  2. Pingu hat geschrieben: 31.01.2024 09:18 Hier klingt es so, als wären die social links neu? Aber in P3P gab es das schon und bei P3 FES bin ich recht sicher auch, oder nicht?
    Grundsätzlich gabs Social-Links auch schon in Persona 3, funktionierten aber, wenn ich mich recht entsinne, damals etwas anders. So konntest du auch wieder Punkte in der Verbindung zu einem Charakter verlieren und vor allem erlangten die Charaktere selbst keine neuen Fähigkeiten oder sowas. Im ursprünglichen Persona 3 war der Social-Link quasi wirklich nur für die Fussionierung da, gleiches gilt, wenn ich mich recht entsinne, für FES - erst in Persona 3 Portable gabs zusätzlich die Auswirkungen auf die Fähigkeiten der Charaktere zu denen der Link gehört, wie wir es seitdem aus P4 und P5 kennen. Und so soll es jetzt wohl auch hier sein.

  3. Das Spiel kann noch so gut sein, es ist und bleibt "nur" ein Remaster. Und 70€ empfinde ich dafür als way too much. Für 50 würde ich evtl. zuschlagen. Aber AAA Vollpreis? Ne lass mal.

  4. Ich hätte gehofft, dass Atlus die Tartaros-Level etwas aufbessert.
    Bei P5 hab ich mich auf jeden neuen Palast gefreut, um zu sehen welches Setting der hat und welche Story er erzählt. Bei Persona 4 (das ich erst nach Persona 5 gespielt habe) hat das durchqueren der Dungeons weit weniger Spaß gemacht.
    Anstatt ein Stockwerk mit zufälligem Layout, in dem 8 Gegner auftauchen, hätten die auch ein schöner designtes Level mit ein paar Rätseln und Gruppeninteraktionen designen können, in dem halt 8 Gegner patrollieren.
    Trotzdem werde ich mir das Remake hier irgendwann mal kaufen. Persona 5 gehört zu meinen Lieblingsspielen und auch Persona 4 hat mich trotz seines Alters erst neulich echt sehr gut unterhalten. Eine aufgehübschte Fassung von P3, dessen Original auch schon lange vergriffen ist und gebraucht zu Mondpreisen angeboten wurde, kommt mir da wie gerufen

  5. Pingu hat geschrieben: 30.01.2024 20:15 Wie kommst du darauf? Ich fand damals auf der PSP schon, dass man grinden muss um die Bosse zu schaffen. Die waren ziemlich knackig und mit dem was man unterwegs so tötet reichte das bei mir nicht für die nötigen Level. Wenn man wie ich viel fusioniert war es auch nötig für Geld zu grinden.
    Endloser Grind ist zugegeben nicht die beste Formulierung, weil ich eigentlich nicht aussagen wollte, dass man stumpf XP farmen muss, um eine Chance gegen die Bosse zu haben. Ich bin jedenfalls gut durchgekommen, ohne zu grinden und habe meine Teammitglieder recht ausgeglichen trainiert, damit alle auf einem ähnlichen Level sind. Allerdings, und das hat NewRaven hier auch schon erwähnt, bin ich meist ganz von mir aus mehr als einmal in den Tartarus gegangen: Einmal, um bis zum nächsten Hindernis zu kommen und einmal, um verwirrte Passanten zu retten und Monad-Türen nachzuholen. Damit ergibt sich natürlich automatisch ein höhrer Wert an Erfahrungspunkten.
    NewRaven hat geschrieben: 30.01.2024 23:39 Allerdings vermute ich hier eh, dass die Zielgruppe eher Persona-Spieler sind, die das Game noch nicht kennen, weil sie mit Teil 4 oder gar 5 eingestiegen sind - und die machen hier sehr wahrscheinlich nichts falsch.
    Daher auch der ein oder andere Vergleich zu Persona 5 im Test. Ich glaube nämlich ebenfalls, dass viele nach P5 nun Interesse an P3R haben könnten und da dürfte der ein oder andere Anhaltspunkt nicht verkehrt sein. Gilt für mich in gewisser Hinsicht ja auch: Ich habe damals mit Persona 5 angefangen, dann Royal gespielt und dann Persona 4 Golden, bin also quasi rückwärts vorgegangen, nur dass ich mit P3R die aktualisierte Version statt der klassischen erlebt habe.
    sue181 hat geschrieben: 31.01.2024 05:43 ich dachte schon ch wäre verwirrt weil ich ein absoluter P3P freak war. andere ratings geben mittlere 80er. dachte mir doch dass da was nicht stimmen kann. aber ATLUS hat nun mal nicht genug Geld für Werbung. Ihr seid...

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