Jedes Jahr ist es doch das Gleiche: Im Sommer herrscht Release-Flaute, aber auf einmal im Herbst knallen einem die Publisher unzählige neue Spiele um die Ohren. Egal ob AAA oder Indie-Produktion, ab September geht es immer heiß her.
Da den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Und noch viel schwerer: Was davon wird überhaupt gut? Nun, die Frage können wir euch leider noch nicht beantworten. Aber auch wir in der Redaktion haben schon das eine oder andere Spiele-Highlight für die kommenden Monate ins Visier genommen und verraten euch auch, warum das so ist.
Jonas – Metaphor: ReFantazio
Der Spiele-Herbst ist randvoll gepackt mit einem potenziellen Knaller nach dem nächsten, doch ich habe nur Augen für das nächste JRPG aus dem Hause Atlus. Am 11. Oktober erscheint Perso- ich meine natürlich Metaphor: ReFantazio und als gestandener Fan der geistigen Vorgänger und einer sehr vielversprechenden Anspiel-Session auf der gamescom kann ich es kaum noch erwarten, mich in das sicherlich wieder über 100 Stunden lange Abenteuer zu stürzen.
Neues Setting, neue Geschichte, neue Charaktere, aber ein altbekanntes Spielprinzip lassen mein Herz nämlich schon jetzt höher schlagen: Während Persona 6 auch acht Jahre nach dem Erscheinen des fünften und erfolgreichsten Teils auf sich warten lässt, könnte Metaphor: ReFantazio diese Lücke dringend füllen – als wären mit Persona 3 Reload und Shin Megami Tensei V Vengeance dieses Jahr nicht bereits zwei andere JRPG-Schwergewichte von Atlus erschienen, aber die sind eben auch nur erweiterte oder modernisierte Fassungen bekannter Titel.
Mit Metaphor erwartet mich dagegen wirklich brandneues Futter, das schon jetzt fantastisch aussieht. Das beliebte rundenbasierte Kampfsystem, bei dem Elementar-Schwächen ausgenutzt und Dämonen beschworen werden, gepaart mit dem Mittelalter-Fantasy-Setting, politischen Intrigen und faszinierenden Designs verspricht schon jetzt, mich wieder für unbestimmte Zeit vor den Fernseher zu fesseln. Und von der Musik oder der Gestaltung der Menüs will ich aufgrund der begrenzten Absatzanzahl hier gar nicht erst anfangen.
Meinen letzten Absatz widme ich stattdessen drei Indie-Titeln, die mit ihren großartigen Prämissen oder bezaubernden Artstyles ebenfalls eine Erwähnung verdient haben: Mit Neva erscheint das wunderschöne nächste Spiel der Gris-Macher, das mir erneut dank einer emotionalen Geschichte das Herz brechen dürfte. Wilmot Works It Out scheint hingegen eine Ode an die Puzzle-Kunst zu sein, auf die ich nach dem jüngst gespielten Vorgänger Wilmot’s Warehouse noch mehr Appetit habe als nach dem ersten Trailer. Und natürlich das absolut absurde Date Everything!, bei dem kein Haushaltsgegenstand vor meinen Avancen sicher sein wird.
Patrick – A Quiet Place: The Road Ahead
A Quiet Place: Day One ist vielleicht das spannendste Lichtspielerzeugnis, welches ich im Kinojahr 2024 gesehen habe – zumindest bisher. „Die Fotografin“ (im Original: Lee) über die Fotografin Lee Miller war auch richtig gruselig, aber das hat weniger mit Genre-Film als vielmehr mit historischen Tatsachen zu tun. Als ich mir also den dritten Film aus der A Quiet Place-Reihe gegeben habe, ohne auch nur einen der Vorgänger gesehen zu haben, dachte ich mir: „Mal gucken, ob Lupita Nyong’o Grusel kann, wenn sie nicht bei einer Jordan Peele-Produktion vor der Kamera steht“. Nachdem die Credits über die Leinwand gepurzelt waren, wusste ich: „Sie kann!“.
Am 17. Oktober also erscheint einer dieser Filme zum Mitspielen. Fast jedwede Spiele von Quantic Dream (Heavy Rain, Fahrenheit) oder Don’t Nod (Life is Strange, Twin Mirror) lassen grüßen. Als Entwicklerstudio hinter A Quiet Place: The Road Ahead verbürgen sich Stormid Games – die Kreativköpfe hinter dem Action-Rollenspiel Batora: Lost Haven und den ebenfalls gruseligen Story-Spielen der Remothered-Reihe. Nebenbei bemerkt: Wer meine Kolumne zum eher mittelprächtig besprochenem The Casting of Frank Stone kennt, weiß, dass ich ein Faible für Lovecraft’schen Horror habe.
Anders in Worte gegossen: Bis anno 2025 die Mädels und Jungs von Saber Interactive mit Jurassic Park: Survival endlich spielerisch weiterdenken, womit DreamWorks Interactive 1998 mit Trespasser vorgeprescht ist, pirsche ich mich liebend gerne an den auditiv überempfindlichen Aliens aus A Quiet Place vorbei.
Und hey: Wenn, wie der Trailer zu The Road Ahead erahnen lässt, das persönliche Heckmeck einer ungewollten Schwangerschaft mit dem globalen Drama einer Alien-Invasion kombiniert wird, bin ich sofort Feuer und Flamme (und bereit, die Creature Feature-Hatz auf meine Steam-Wunschliste zu schubsen). Überhaupt müssen wir noch sooooo lange bis zum nächsten Jordan Peele-Film warten – der verirrt sich nämlich erst im Herbst 2026 in die Kinos.
Sören – Soul Reaver 1 & 2 Remastered
Als die Idee für diesen Artikel zum ersten Mal in der Redaktion angerissen wurde, dachte ich mir: Cool, schreibe ich doch ein paar Worte zu Stalker 2: Heart of Chornobyl. Immerhin ist es quasi ein Wunder, dass dieses Spiel überhaupt entstanden ist. Dann kam die State of Play vom September 2024 und rieb mir mit voller Euphorie eine Neuauflage ins Gesicht, mit der ich fast schon nicht mehr gerechnet habe.
Die Rede ist natürlich von The Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered. Die Rückkehr von einer der besten und spannendsten Videospielwelten der jungen PlayStation-Jahre. Eine Reihe, die von der späteren Uncharted-Autorin Amy Hennig geprägt wurde und noch heute meiner Meinung nach mit zu den bestgeschriebenen Spielen überhaupt gehört.
Die Geschichte des ehemaligen Vampirs Raziel, der von Kain in den Seelenstrudel geworfen wird und erst nach Jahrhunderten von einer uralten Gottheit wiederbelebt wird, ist schlicht fantastisch – und narrativ deutlich komplexer, als es das großartige Intro einem vermitteln möchte. Kains Charakterzeichnung ist viel mehr als die eines eifersüchtigen Bösewichts, der Raziel um seine evolutionär weiterentwickelten Flügel beneidet. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Was Soul Reaver außerdem auszeichnet? Großartige Sprecher, Dialoge und Erzählungen die fast schon poetisch mit Worten das Gezeigte unterstreichen und ein für damalige Zeiten auch unterhaltsamer Gameplay-Mix aus Kämpfen, kleineren Sprungeinlagen und Rätseln. Ob das heute noch funktioniert? Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Trotzdem freue ich mich ungemein auf das Remastered, denn die Legacy of Kain-Reihe sollte niemals in Vergessenheit geraten.
Gerrit – Life is Strange: Double Exposure
Life is Strange war seinerzeit auf jeden Fall eine meiner emotionalsten und intensivsten Gaming-Erlebnisse. Die übernatürliche und persönliche Reise von Maxine Caulfield und ihrer Freundin Chloe Price im beschaulichen und doch von so bedrohlichen Schatten durchwanderten Arcadia Bay hat mich komplett in ihren Bann gezogen. Von da an stand die Reihe – beispielsweise mit Before the Storm und True Colors – für mich für fesselnde Narrative-Adventures, einen individuell formbaren Plot, spannende Charaktere, entschleunigte Spielerlebnisse in atmosphärischer Umgebung und mit melancholischem Soundtrack.
Umso mehr freue ich mich, dass Max in Life is Strange: Double Exposure zurückkehrt und ihre übersinnlichen Kräfte wiederentdeckt – auch wenn der Grund dafür ein schwerer Schicksalsschlag für die junge Frau ist. Und dann funktionieren die Kräfte auch nicht wie erhofft und eine parallele Zeitachse tut sich auf. Für mich als Spieler klingt das schon mal nach einer Prämisse, die zu vielen verzwickten Entscheidungsmöglichkeiten führen kann und vielleicht sogar für mehrmaliges Spielen motiviert.
In das erste Kapitel beziehungsweise die Preview-Version habe ich absichtlich nicht reingeschaut, weil ich einen ungefilterten ersten Eindruck bekommen möchte. Und ich freue mich auf eine neue persönliche Geschichte mit Max, für die ebenso viele Jahre ins Landgezogen sind, wie für uns seit dem ersten Life is Strange. Ob Double Exposure auch mit seinem Story-Vorgänger mithalten kann, steht natürlich in den Sternen – groß genug sind die Fußstapfen, in die es treten muss. Potenzial für ein paar gemütliche Adventure-Abende auf der Couch mitten im kalten Herbst sehe ich aber auf jeden Fall.
Paul – Until Dawn
Neben den elementaren Vibes, die ein jeder Herbst so mit sich bringt – Kuschelsocken, warmer Kakao oder Tee und fast schon besorgniserregende Binge-Sessions vor dem heimischen Smart-TV – freue ich mich als bekennender Grusel-Gourmet doch insbesondere auf die Zeit um Halloween. Kein Wunder also, dass bei mir zwischen dem Ende des Sommers und der Vorweihnachtszeit in aller Regel ein eher schauriges Spiel auf dem Plan steht. So auch in diesem Jahr, freue ich mich doch ziemlich darüber, dass es der PS4-Horror-Hit Until Dawn nach Jahren der Ungewissheit doch noch auf den PC geschafft hat.
Hatte ich den interaktiven Gruselstreifen doch bereits zu seinem Release zusammen mit meinen Freunden in nächtlichen Sitzungen auf Sonys Spielekonsole genossen und mir im Nachgang sogar noch einmal das komplette Let’s Play von Gronkh zu Gemüte geführt, kam ich nie dazu, einmal selbst wirklich Hand anzulegen. Dies ist bei einem Spiel wie Until Dawn zwar halb so wild – immerhin lässt sich der Titel auch bestens aus der Perspektive des Zuschauers miterleben – dennoch bin ich gespannt darauf, zu welchem Ende ich den mit Hollywood-Stars wie Rami Malek, Brett Dalton oder Hayden Panettiere gespickten Cast Until Dawns mit meinen eigenen Entscheidungen wohl führen werde.
Fast zehn Jahre liegt der ursprüngliche Release bereits in der Vergangenheit – genügend Zeit, um mich ohnehin eine gute Portion Story vergessen lassen zu haben. Hinzu kommt die grundlegende Überarbeitung für den PS5- und den PC-Port, der der Gruselspaß aus den Reihen Supermassive Games von Ballistic Moon unterzogen wurde. So läuft der Slasher-Horror dank neuer Technik jetzt auf der Unreal Engine 5, doch auch Charaktermodelle, die Beleuchtung, Umgebungen und ihre Details sowie Requisiten und Animationen wurden für das Remake aufgehübscht.
Das bereits damals unheimlich gut aussehende Videospiel wird so nur noch realistischer, während sich am gefeierten und preisgekrönten Narrativ Until Dawns nichts geändert hat – eine durchaus vielversprechende Kombination, die mir schon jetzt das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Und sollte mir in der verschneiten Berghütte von Until Dawn im Oktober noch immer nicht das Blut in den Adern gefroren sein, klopft ja auch schon das Silent Hill 2 Remake mit schweren Schlägen an die Tür…
Quellen: YouTube / Official Atlus West, Finji, PlayStation, Jurassic World, Aspyr, Life is Strange