Mit der Bratsche eins überbraten
Meine Anspiel-Session beginnt im Marshall College und führt mich über Rom bis zu den Pyramiden von Gizeh. An Indiana Jones‘ Institut hat sich ein hünenhafter religiöser Fanatiker unerlaubten Zutritt verschafft und eine antike, materiell jedoch nicht sehr wertvolle Statuette gestohlen. Seine Spur führt Indy – der zu einem mysteriösen Geheimnis, verbunden mit einem waghalsigen Abenteuer, noch nie nein sagen konnte – in den Vatikan. Und so finde ich mich in der nächsten Szene am Fuße der altehrwürdigen Engelsburg in Rom, um hier erstmals meine Schleich- und Nahkampf-Skills unter Beweis stellen zu können.
Zum Glück stehen überall Gegenstände wie Spaten, Holzlatten oder eine Geige (!) herum, mit denen ich den Nazi-Italienern eins überbraten kann, bevor diese Alarm schlagen. Fast jedenfalls: Zwei, dreimal werde ich schon entdeckt und weil ich mir zu viel Zeit lasse, ruft ein Wachmann mit der Trillerpfeife Verstärkung herbei. Hier und da reicht es aber einfach, die Beine in die Hand zu nehmen. Irgendwann vergessen die Schergen einfach, dass ich da war (oder schaffen es nicht, mir auf dem gleichen Weg zu folgen).
Bei meiner dritten Station befinde ich mich – in Begleitung von Indys Freundin Gina – quasi zu den Füßen der Sphinx, in einer Siedlung nahe der Pyramiden. Hier steht der Rätsel-Aspekt im Vordergrund, es gibt eine kleine Sammelquest, ich muss mich in der Verkleidung eines Arbeiters in ein Lager der Nazis um einen Schlüssel stehlen und kann von den Personen vor Ort ein paar Dinge in Erfahrung bringen.
Skorpione… warum ausgerechnet müssen es Skorpione sein?
Zur besseren Übersicht helfen mir natürlich Karten der entsprechenden Region, aber auch ein Notizbuch, in dem Hinweise aufbewahrt werden. Indiana kann Fotos von Gebäuden und Personen machen und bekommt somit mehr Informationen zu diesen – und schaltet gleichzeitig Abenteurerpunkte frei, die ich in die Aufstockung bestimmter Talente stecken kann.
Gegen Ende der etwa zwei Stunden und 15 Minuten langen Spiel-Session erlebe ich den für mich stärksten Abenteuer-Part, in dem Indy zusammen mit Gina in einer Gruft unter der Sphinx ein paar Rätsel lösen darf, die zum größten Teil mit per Spiegel durch den Raum geworfenen Lichtstrahlen zu tun haben, und sich gegen eine widerwärtige Brut aus Aberhunderten von Skorpionen erwehren muss.
Danach kommt mir nur der schwierige Gedanke, wie ich das Ganze einordnen möchte, und auch gut eine Woche später fällt es mir tatsächlich schwer. Technisch gibt es nichts zu meckern: Das Spiel läuft (auf dem PC) sauber in 60 FPS, es gibt beeindruckende Bilder von historischen Stätten mit satten Lichteffekten und einem Indiana Jones, der die Illusion eines jüngeren Harrison Ford fast perfekt heraufbeschwört. Die Steuerung läuft flüssig, die Dialoge lassen einen charmanten Humor nicht vermissen – und doch habe ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Irgendwie habe ich nichts Bahnbrechendes erlebt, das die Videospielwelt aufrütteln wird.
Ein schönes Action-Adventure, das wahrscheinlich nicht nur Indiana Jones-Fans überzeugen kann, wird „Der Große Kreis“ sicher werden, in euphorische Jubelarien kann ich aber nicht verfallen, dafür wirkte es mir zu bodenständig. Aber vielleicht will es das auch sein: keine Lichtschwerter, keine Hexer-Zeichen, keine Raumschiffe, kein Triforce und kein dystopisches Zukunftsszenario, sondern einfach ein vergleichsweise realistisches, vielleicht etwas mystisches Archäologen-Abenteuer mit Hut und Peitsche, so wie wir Indy kennen und lieben.
Quellen: Youtube / BethesdaSoftworksDE
Disclaimer: Das Preview-Event zu Indiana Jones und der Große Kreis fand in London statt. Die Kosten für Anreise und Übernachtung wurden vom Publisher des Spiels getragen.