Der endlose Krieg
Dieser Krieg dauert schon lange. Viel zu lange. Nach 25 Missionen und etwa sieben Stunden ist immer noch kein Ende in Sicht und allmählich beginnt mir das alles auf die Nerven zu gehen. Und damit meine ich nicht den Dschungel, den Vietcong oder die drückende Hitze, sondern das furchtbare Missionsdesign, das mir in immer neuer Variante aufgezwungen wird. Dafür habe ich mich nicht gemeldet! Mir wurde doch „Spielspaß ohne Ende“ versprochen, als ich mich verpflichtet habe. Wo ist diese „fesselnde und emotionale Story“, von der man mir im Rekrutierungsbüro vorgeschwärmt hat?
Stattdessen fliege ich einen langweiligen Einsatz nach dem nächsten. Ich bombardiere Dörfer, kämpfe in anspruchslosen Dogfights, bombardiere weiter. Manchmal sitze ich auch in einem Helikopter. Dann muss ich Flaks ausschalten, und Truppen verlagern. Immer und immer wieder. Ab und zu werde ich auch an das seitliche Maschinengewehr einer Huey beordert. Dann muss ich in schlechten Railshooter-Sequenzen hunderte, auf offenem Feld wie angewurzelt stehende Vietcong erschießen. Wieder und wieder. Hat dieser Krieg denn nie ein Ende?
Luftkrampf
Wer an dieser Stelle denkt, die Navy (oder Air Force, man nimmt es da bei Gamesfarm nicht so genau und springt munter zwischen den Begriffen) wäre nichts für ihn, hat Recht! Air Conflicts: Vietnam hat aber noch weit mehr zu bieten als nur schlechtes Missionsdesign. Da wäre zum Beispiel die Flugphysik des Kampfgerätes. Diese ist selbst für
einen Arcade-Flieger zu simpel. Strömungsabriss? Ein Fremdwort! Dafür gibt es aber eine Luftbremse, die das Flugzeug beinahe zum Stillstand bringt, bevor es abschmiert. So ähnlich hatte ich Fliegen in Erinnerung.
Auch die Steuerung ist so einfach wie es nur geht. Links, rechts, oben, unten – fertig. Rollen fliegen darf ich nicht selbst, das macht das Spiel für mich, wenn ich eine Taste drücke. Auch das Seitenruder darf ich nicht selbst bedienen. Warum eigentlich nicht?
Immerhin hatte man ein Einsehen bei der Helikoptersteuerung: Diese ist zwar nach wie vor extrem simpel, Neigung und Schub sind aber, anders als auf den alten Konsolen und dem PC, nicht mehr voneinander getrennt. Trotzdem fliegt sich die Cobra der Wahl oft wie ein störrischer Sack Zement, da man nun den Heli nicht mehr auf der Stelle drehen oder gar unabhängig von der Bewegung zielen kann. Zudem ist die Bildrate in Bodennähe zumeist unerträglich, was sinnvolle Flugmanöver von vornherein ausschließt.
Wobei Phips7 nicht ganz Unrecht hat. Würde man nämlich auch die äußerst unethischen Züge wie etwa die besagten Flächenbombardierungen bewusst ausblenden, dann kämen wir schon wieder sehr nahe an die "saubere" Vietnamkriegsdarstellung von Propagandamaterial wie etwa "Die grünen Teufel" heran, was mir auch die Sorgenfalten auf die Stirn treiben würde.
Um dies richtig umzusetzen, müsste man dem Spieler dann natürlich auch die Konsequenzen seines Handelns vorhalten - aber dies alles ist ziemlich viel verlangt für ein Spiel, das ansonsten schon bei den Basics kläglich versagt.
Klar sind auch meine Grenzen fliessend und diskutabel, wer aber nur völlig abgestumpft ist und sich überhaupt keine Gedanken mehr zu seiner Freizeitbeschäftigung macht, dem fehlt halt ein wenig Substanz.
Würdet Ihr auch gerne mal ne Vergewaltigung zocken, Babys sprengen oder nur einen Hund tot schlagen? Sind doch nur Pixel.
Du spielst hier ein Kriegsspiel da steckt halt auch Krieg drin.