Veröffentlicht inTests

Amber Isle im Test: Virtuellen Dinos mein Zeug anzudrehen gibt mir inneren Frieden

Eine Cozy Shop-Sim feiert diesen Monat ihren Schlüpftag: In Amber Isle fröhnen Urzeitwesen dem Kapitalismus. Wie steht es um Profit im Spielspaß-Sektor?

Zwei Dino-Charaktere aus dem Spiel Amber Isle an einem Hafen
© Ambertail Games / Team 17 / Adobe Photoshop [M]

Kein Müdometer in Sicht

Während ich so über die Insel streife, meinen Shop führe und mein Lager aufstocke, merke ich irgendwann, dass mich tatächlich weder die untergehende Sonne noch ein Ausdauerbalken ausbremsen. Bisher war es für mich selbstverständlich, von solchen Mechaniken früher oder später in den nächsten Tag hineingedrängt zu werden – und habe sie deshalb auch nicht weiter hinterfragt.

Mal ganz ohne Bestrafung für ein niedriges Tempo oder Aufgaben, die man nicht unterbrechen möchte, voranzukommen ist allerdings eine fast schon erfrischende Alternative, wie ich nun feststelle. Tageszeiten vergehen trotzdem und zu später Stunde ist ein mancher Bereich nicht mehr zugänglich. Dafür hetzt mich keine im Sekundentakt voranschreitende Uhrzeit, welche die Nachtruhe durchsetzt, indem sie mich irgendwann in die Bewusstlosigkeit zwingt.

Mein BFF Oskar und die anderen

Auf Amber Isle tauchen immer neue Charaktere auf, die euch nicht nur ihre Brieftaschen öffnen, sondern auch ihre Herzen. Jeder einzelne von ihnen schafft es, glaubhaft als individuelle Persönlichkeit aufzutreten und ist dabei auf seine ganz eigene Weise sympathisch. Krallinger beispielsweise überzeugt mit seiner grummeligen Art und klassischen Sprüchen à la „runter von meinem Rasen“, während Oskar wiederum eine kleine unschuldige Süßmaus ist, in dem er voll Freude von den „100 Hilfungen“ erzählt, die er vollbringen möchte. Spätestens wenn ich im Menü deren Geburtstag als Schlüpftag präsentiert bekomme, zerläuft mein Herz wie Butter.

Ich bin wirklich begeistert von den lebhaften und witzigen Dialogen, deren Charme auch nach der Übersetzung ins Deutsche zum Glück kaum verloren geht. Mit den NPCs zu interagieren macht zu jeder Zeit großen Spaß. Dazu gehört neben dem üblichen Austausch und Geschenkübergaben auch gemeinsames Abhängen, bei dem sich mir ein Charakter temporär als Begleiter*in anschließt.

Das ist so lieb und niedlich, dass ich am liebsten in den Bildschirm kriechen und mit meinem Bestie Oskar chillen will, bis uns der Meteor erwischt. Fehlt nur noch, dass ich den kleinen Kerl in seinem Zuhause besuchen kann, doch leider sind beinah keine privaten Türen für mich geöffnet.

Allein optisch macht das Design meiner virtuellen Freunde und Freundinnen ebenfalls einiges her. Sie sind einzigartige Kreaturen unterschiedlicher Größe, Art und Farbwahl. Obwohl ich daran durchaus Gefallen finde, kann ich nicht sagen, der Look von Amber Isle würde mich als Gesamtkonstrukt vom Hocker hauen. In einigen Einstellungen sieht die Szenerie einfach ein bisschen karg und roh aus. Für ein Indie-Spiel aber definitiv verzeihbar und daher mehr als Randbemerkung gedacht. Ähnliches empfinde ich zu der nicht ganz vollständigen Übersetzung und kleinen Bugs wie einer von einem Menüfenster verdeckten Dialogszene.