Ein lautes Stöhnen fährt mir durch Mark und Bein: Im Nebenzimmer ächzt das Holz, ich höre Stimmen flüstern. Dann schwebt ein Umriss vor der Tür entlang. Ich verschwinde im Kleiderschrank, schließe die hohe Tür und schaue angespannt durch die Lamellen. Nichts. Niemand regt sich. Erleichtert drehe ich mich um – und erschrecke vor einer Wand dunkler Gestalten, die ausdruckslos auf mich herabschauen.
Mäntel! Es sind einfache Mäntel, die mir die Haare zu Berge stehen lassen. Witzig, sehr witzig! Oder hat sich einer der Mäntel gerade bewegt?
Blauer Strampler
Among the Sleep ist ein modernes Horrorspiel. Es bedient sich beim Besten, was Slender, Outlast und Amnesia zu bieten haben: Es spielt mit der Erwartungshaltung, der Ungewissheit und der Schwäche eines Protagonisten, der sich in keiner Form gegen die Bedrohung wehren kann. Der nicht einmal weiß, ob tatsächlich Gefahr existiert oder ob er Opfer seiner Vorstellungskraft ist. Er kann sich in Schränken und unter Möbeln verstecken. Oder darauf warten, dass ihn das Böse einholt…
Das Besondere ist die Hauptfigur, ein zweijähriges Kleinkind. Ich werde davon ausgehen, dass es ein Junge ist, da ich neutral benannte Personen instinktiv mit meinem Geschlecht gleichsetze und das Kind einen blauen Strampler trägt. Zu seinem zweiten Geburtstag krabbelt er jedenfalls durchs Haus seiner Eltern, stapelt Würfel, schnappt sich den Lieblingsteddy,
wird schließlich von seiner Mutter ins Bett gebracht und wacht mitten in der Nacht wieder auf – als der Teddy wie von Geisterhand von ihm fort gezogen wird. Ohne ersichtlichen Grund kippt anschließend das Bett auf die Seite. Wo sind die Eltern? Und wieso öffnet sich die Tür des Kinderzimmers ganz von alleine?
Flüstern und Schaben
Was Krillbite Studio richtig gut gelingt, ist die Verbindung von Fantasie und Wirklichkeit. Das fängt bei der umfassenden Darstellung des ungewöhnlichen Protagonisten an, der seine Welt selbst dann noch von unten betrachtet, wenn er nicht auf allen Vieren krabbelt. Stühle überragen ihn, unter Tischen hat er reichlich Platz, Kommoden sind unerreichbar hoch. Weil ich sie nicht gewöhnt bin, ist das eine furchteinflößende Perspektive; die gesamte Kulisse wirkt falsch dimensioniert.
im kinderzimmer gibt es, wenn ich mich richtig erinnere, dinosaurier- und weltraum-poster. ich glaube aber nicht, dass das auf einen männlichen protagonisten hindeuten soll.
ja, das trifft es. so sehe ich das auch.
Ich finde die Spielcharakter in Half-Life (männlich) oder Portal (weiblich) ziemlich ungeschlechtlich, könnte genau so gut vom Feeling her andersrum sein (von der Anrede bei ersterem mal abgesehen).
Nö, aber für mein Spielgefühl. Ich bin in Gedanken immer die Person die ich spiele, auch wenn sich das in diesem Falle schräg anhören mag. Ist aber eigentlich völlig unwichtig. :wink:
Macht es einen Unterschied für den Verlauf des Spiels und der Handlung?