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Another Crab’s Treasure im Test: Dieses Soulslike schlägt Wellen

Selbst diejenigen, die sich gut im Indie-Kosmos auskennen, könnten Going Under bei seinem Release 2020 verpasst haben: Mit dem satirischen Roguelike, das Unternehmenskultur und Kapitalismus auf die Schippe nahm, schaffte das Entwicklerstudio Aggro Crab einst seinen Durchbruch; nun wird man seinem Namen mit dem zweiten Spiel richtig gerecht. Another Crab’s Treasure fischt allerdings in anderen Genre-Bereichen: Hier wird die bekannte Soulslike-Formel mit einem 3D-Plattformer kombiniert, um aus Korallenriffen und dem Meeresboden vertikale Todesfallen zu machen. Mit seinem frischen Ansatz und einer ordentlichen Portion Humor scheint Another Crab’s Treasure nun ordentlich Sand aufzuwirbeln; doch reicht das, um sich im überschwemmten Genre hervorzutun? Unser Test geht der Sache auf den (Meeres-)Grund.

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Was macht Another Crab’s Treasure zum Soulslike?
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Die schmackhaften Schoten stehen nur begrenzt zur Verfügung, laden sich beim Rasten aber wieder auf. Farmen ist hier glücklicherweise nicht nötig. © 4P/Screenshot

Third-Person-Kämpfe mit einem Fokus auf Nahkämpfe und anvisierbaren Gegnern, alles schön und gut. Aber welche Aspekte qualifizieren Another Crab’s Treasure denn darüber hinaus noch als Soulslike? Eine ganze Menge, die Beschreibung der Entwickler kommt also nicht von ungefähr. Da wären beispielsweise die Mondschneckenhäuser, die wie die Leuchtfeuer aus Dark Souls funktionieren. Hier könnt ihr im Austausch gegen Mikroplastik euer Level und damit verbunden eure Werte steigern (Angriff, Vitalität, Magie und Resistenz), zu anderen Speicherpunkten teleportieren und eure gesammelten Panzer anschauen.

 

Beim Rasten füllen sich eure heilenden Herztang-Schoten wieder auf, dafür kehren aber auch alle besiegten Gegner aus ihren feuchten Gräbern zurück. Und klar, beim Tod verliert ihr natürlich euer gesammeltes Mikroplastik und bekommt die einmalige Möglichkeit, es wieder einzusammeln – ein erneutes Ableben wiederum bedeutet den dauerhaften Verlust. Weitere Genre-Eigenschaften umfassen freischaltbare Abkürzungen, die hier stilecht durch Angeln dargestellt werden, sowie knackige Bosskämpfe gegen manische Meeresfrüchte.

 

Wer angesichts der Soulslike-Merkmale Angst hat, um eine spaßige Erfahrung gebracht zu werden, dürfte sich über den umfangreichen Assist-Modus freuen: Hier könnt ihr den erlittenen Schaden oder die Lebenspunkte der Gegner verringern, Fallschaden oder den Verlust von Mikroplastik beim Tod ausschalten, Zeitfenster beim Parieren und Ausweichen verlängern oder manuell die Spielgeschwindigkeit anpassen. Und wer wirklich gar keine Lust auf die Kämpfe hat oder bei einem Boss kurz davor ist, in den Controller zu beißen, drückt Kril einfach per Knopfdruck eine lebensgroße Pistole in die Scheren, die jeden Gegner mit nur einem einzigen Schuss aus ihrem unbegrenzten Kugellager tötet.

 

Wo wär das Wasser besser und nasser

Obwohl man Another Crab’s Treasure das begrenzte Budget und das kleine Team natürlich ansieht und das Spiel grafisch nicht mit den großen Fischen mithalten kann, sticht es dank malerischer Menüs, abwechslungsreicher Areale und kreativer Kulissen wie eine bunte Flunder aus der Masse hervor. Die Metropole Neu-Krebsing, in der jede Behausung aus Menschenmüll gemacht ist, weiß genauso zu begeistern wie der Verfallene Hain mit seinen hoch gewachsenen Unterwasserpflanzen oder das vor Plörre triefende Treibgut-Tal. Gerade die Menüs mit ihren knalligen Farben, weichgezeichneten Rändern und kecken Details, die trotz dessen nicht überladen sind und sich durch Übersichtlichkeit auszeichnen, verdienen besonderes Lob.

 

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Die Menüs sind echte Hingucker und passen hervorragend zur restlichen Ästhetik des Spiels – hier waren Profis mit einem Gefühl für Stil am Werk. © 4P/Screenshot

Technisch ist Another Crab’s Treasure größtenteils gelungen, auf der PlayStation 5 gingen Schauplatzwechsel aber immer mal wieder mit extremen Einbrüchen der Bildrate einher und auch in zwei oder drei Kämpfen hat es ab und an ein bisschen gewackelt. Kleinere Bugs und Glitches, etwa, wenn Gegner durch Wände schlagen, Kril ganz ohne Sprungschwamm hoch in die Luft geschleudert wird oder auch mal durch einen sich bewegenden Boden fällt, sind nervig, aber aufgrund ihrer niedrigen Frequenz in den gut 20 Spielstunden, die mich Another Crab’s Treasure beschäftigt hat, ultimativ verschmerzbar.

 

Die Brass schlägt den Bass, der Barsch bläst den Marsch

Passend zu den auffälligen Menüs und der innovativen Muschelmechanik rockt das zweite Spiel von Aggro Crab auch einen herrlich einzigartigen Soundtrack: Dröhnende Tiefseebässe, wogende Soundwellen und aggressive EDM-Einlagen wechseln sich ab, um in Bosskämpfen genauso wie beim Durchstromern der Wasserwelt mehr als nur Meeresrauschen zu bieten. Als kleine Krabbe Krill fühlt man sich allein schon von der Musik in fast allen Auseinandersetzungen bedroht, was die Größenunterschiede der Kontrahenten auditiv gelungen unterstreicht und die Gefechte intensiver gestaltet. Bei der Erkundung hält meditatives Hintergrundgeplänkel das Adrenalin angenehm unten.

 

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Kleinere Bugs wie Gegner, die in Wände glitchen, kommen gelegentlich vor, sind aber kein Beinbruch. © 4P/Screenshot

Wollt ihr selbst am Crab Rave teilnehmen, könnt ihr das seit dem 25. April für 29,99 Euro auf dem PC, der PlayStation 5, der Xbox Series X|S sowie der Nintendo Switch tun – wobei letztere aktuell wohl noch am härtesten von den Performance-Problemen betroffen zu sein scheint. Wer den Xbox Game Pass abonniert hat, kann Another Crab’s Treasure derweil ganz ohne Zusatzkosten genießen oder zumindest zwanglos reinspielen.

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