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Armored Core 6: Fires of Rubicon (Action) – Schäbiger Schrotthaufen oder makelloses Mech-Mekka?

Abgestaubt, neu zusammengeschraubt und auf Hochglanz poliert: Nachdem sich das japanische Entwicklerstudio From Software hier im Westen mit Demon’s Souls, Dark Souls und Elden Ring einen Namen gemacht hat, kehrt man nun zu den Wurzeln zurück. Armored Core 6: Fires of Rubicon soll der bislang mäßig beachteten Mech-Reihe zu neuem Erfolg verhelfen, nachdem die Kampfroboter nun zehn Jahre lang in der Garage stehen mussten. Ob das gelungen ist, wie es um den leidig diskutierten Schwierigkeitsgrad aussieht, und was Soulsborne-Fans beim ersten Kontakt mit dem Armored Core-Franchise wissen sollten, verraten wir im großen Test.

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Öde Optik, sattes Sounddesign
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Das orangefarbene Feuer der Schubdüsen ist manchmal leider der einzige Farbklecks in der sonst kargen Landschaft von Armored Core 6. © 4P/Screenshot

Zugegebenermaßen: Mit dem Setting eines ausgebeuteten Planeten, auf dem sich Konzerne um den Abbau einer Ressource bekriegen, hat es sich From Software nicht gerade leicht gemacht, wenn es darum geht, optisch ansprechende und vor allem abwechslungsreiche Landschaften darzustellen. Die labyrinthartigen Fabrikkomplexe mit ihren Türmen aus Metall, ihren Rohren, Toren und Stahlträgern spiegeln die giergetriebene Ausbeutung durch die Kolonisatoren natürlich hervorragend wider und beim Anblick der peitschenden Winde in einer kahlen Eiswüste schlackern mir vor dem Bildschirm glatt die Knie. Trotzdem ist das eben alles grau, braun, weiß oder irgendein Farbton dazwischen – Abwechslung gibt es nur, wenn der Himmel aufgrund von Story-Spoilern mal wieder in farbenfrohen Rot- und Orange-Tönen leuchtet. Die optische Umsetzung ist also durchaus gelungen, auf Dauer aber eben etwas langweilig und eintönig anzuschauen.

 

 

Während der Soundtrack angesichts der lautstarken Schießereien leicht untergeht oder zumindest nicht unbedingt im Gedächtnis bleibt, darf sich From Software beim Sounddesign mit Anlauf auf die Schultern klopfen. Jedes Klicken, jedes Biepen und jedes Knacken sitzt: Den Schild des Gegners mit einer Granate zu sprengen bleibt genauso im Ohr wie das immer gleiche Knistern des Funkgeräts bei der Missionsbesprechung oder der auditive Schock beim Zerbrechen der eigenen Haltungsleiste. Ein letzter Wermutstropfen bei der Präsentation sind minimale Textfehler. In der Arena teilten sich zwei unterschiedliche Widersacher den gleichen Beschreibungstext und die ein oder andere deutsche Übersetzung ist etwas ungenau geraten, wodurch schon mal Singular mit Plural vertauscht wird oder eine geringe Sinnverschiebung entsteht.

 

Die Sache mit dem Schwierigkeitsgrad

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Einen einzigen Lebenspunkt und keine Heiltränke mehr: Vor allem die Bosskämpfe haben es wirklich in sich und dürften auch erfahrenen Spielern einiges abverlangen. © 4P/Screenshot

In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei Armored Core 6 um ein Spiel von From Software handelt, sind Diskussionen um den Schwierigkeitsgrad vermutlich vorprogrammiert. Ich stelle mich in diesem Test natürlich auf keine der beiden Seiten dieses mehr als aufgeladenen Diskurses, möchte euch aber erklären, mit welcher Erwartungshaltung ihr an den Mech-Titel des japanischen Entwicklers herangehen solltet. Zunächst, und das dürfte wahrscheinlich niemanden überraschen: Es gibt keinen einstellbaren Schwierigkeitsgrad und somit keine explizite Option im Menü, sich die Herausforderungen leichter zu gestalten. Ganz im Sinne der vorherigen Titel des Studios heißt es also: Friss oder stirb.

 

 

Auch sonst ist Armored Core 6 ziemlich kompromisslos. Nachdem Elden Ring zuletzt nur so mit Möglichkeiten um sich warf, sich das Leben im Zwischenland mit dem Beschwören von Freunden, Fremden, NPCs oder Geisterasche deutlich leichter zu machen, fährt From Software im Mech-Revival wieder eine ziemlich klare Linie. Freunde zu Hilfe holen könnt ihr also nicht: Abseits vom PvP-Modus, bei dem ihr euch gegen andere Spieler die Blechbüchsen eindellen könnt, ist Armored Core 6 ein reiner Singleplayer-Titel. NPCs zum Beschwören gibt es ebenfalls nicht. Zwar stellt euch das Spiel bei einigen Missionen einen weiteren Piloten zur Verfügung, der ist aber nicht optional und macht auch nur genau das, wofür er angeheuert wird – und zieht dann von dannen, sobald sein Auftrag erfüllt ist.

 

 

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Auf festgelegten Missionen werdet ihr von NPC-Mechs unterstützt, eine optionale Hilfestellung wie die Beschwörung in Dark Souls gibt es aber nicht. © 4P/Screenshot

Die einzige, merkliche Möglichkeit, auf den Schwierigkeitsgrad des Spiels Einfluss zu nehmen, erfolgt über die Zusammensetzung eures Mechs, und die ist, wie bereits ausführlich erläutert, ja ohnehin das Herz des Spielprinzips. Vergleichbar mit den Hilfestellungen eines Elden Rings ist dies natürlich nicht einmal ansatzweise und so führt der Weg zum Ziel in Armored Core 6 nur mit jeder Menge Schweiß und Ausdauer. Immerhin: Das Spiel kann pausiert werden! Das sollte im Jahr 2023 zwar nicht mehr herausgestellt und erst recht nicht gelobt werden müssen, ist angesichts der fehlenden Pause-Taste in Dark Souls und Bloodborne (sowie der extrem umständlichen Unterbrechungsmethode in Elden Ring) aber ein willkommenes Feature. Ebenfalls sehr angenehm und leider auch heutzutage noch immer nicht selbstverständlich: Die Tastenbelegungen eures Controllers lassen sich vollständig individualisieren.

 

 

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Im New Game Plus erwarten euch nach ein bisschen Story-Fortschritt neue Arena-Kämpfe und damit noch mehr OST-Chips für die Verbesserung eures Mechs. © 4P/Screenshot

Der Schwierigkeitsgrad wirkt sich dabei auch auf die Spielzeit aus, denn aufgrund der Geradlinigkeit hängt die Zahl auf eurer Uhr am Ende vor allem von eurem Können ab. Ich habe rund 27 Stunden gebraucht, um die Credits zu sehen, wobei ich ausnahmslos alle Arenakämpfe abgeschlossen habe und mir zwei Bosse so einiges abverlangten. Die meisten dürften für den ersten Durchgang also zwischen 20 bis 30 Stunden brauchen, wenn sie nicht jede Mission erneut abschließen, um sich dort eine Bewertung zu verdienen und liegen gelassene Loghunts nachzuholen. Nach den Credits ist natürlich noch nicht Schluss: Ihr werdet direkt ins New Game Plus geworfen, das zwar nicht schwieriger ist als der erste Run, aber dazu einlädt, neue Entscheidungen in der Geschichte zu treffen, sich eines der anderen Enden anzuschauen und ein paar völlig neue Missionen und alternative Szenarien bietet. Euer erreichter Arena-Rang wird dabei übernommen, außerdem habt ihr von Anfang an Zugriff auf alle bereits abgeschlossenen Missionen – praktisch!

Kommentare

42 Kommentare

  1. Es macht mir sehr viel Spass!
    Fuer Balteus hab ich einiges ausprobieren muessen, und dadurch immer besser kontern gelernt.
    Hat aber echt Laune gemacht, die Nuss zu knacken.
    Und jetzt gibts noch mehr coole customization optionen.
    Find das Spiel toll.
    Story holt mich nicht ab, aber gameplay dafuer umso mehr.
    Bin gespannt auf die naechsten Herausforderungen.

  2. Rooster hat geschrieben: 30.08.2023 12:03 Erzählt mal jemand was übers Spiel? :Blauesauge: Metacritic Geschwurbel ist so verdammt öde ...
    Ich bin sehr gespannt, was ihr so berichtet, wenn ihr durch seid. Vor allem, welche Entscheidungen und Bosse ihr getroffen habt. :mrgreen:

  3. Adios hat geschrieben: 30.08.2023 10:46 Im Juni hat man sich wenigstens die Mühe gemacht, bei den meißten Spielen exakt einen Punkt abzuweichen. Kritisch. Ehrlich. Subjektiv ist das für mich nicht mehr.
    Damit implizierst du ja, dass auch im Juni andere Reviews Vorbild waren, wenn man bewusst einen Punkt abweicht nur um einen Unterschied zu haben.
    Wie kommst du da drauf? Passen die Texte nicht zur Note?
    Dann könnte man ja annehmen, dass man sich den Aufwand sparen wollte sich eine Wertung zu überlegen.
    Aber wäre es nicht entspannter sich beim Text inspirieren zu lassen oder direkt beim gesamten Test? Die Arbeit steckt ja vermutlich eher in diesem Part und nicht sich zwischen 85% und 89% bei nem sehr guten Spiel einzupendeln...
    Wenn man jetzt versucht deinem Wunsch zu entsprechen und vor der Veröffentlichung des Tests auf Metacritic geht und dann unabhängig von der eigenen Meinung 2% und mehr von dieser Note abweicht, ist man dann noch ehrlich und aktuell?
    Man müsste ja ggf. warten bis sich ein vernünftiger Schnitt auf Metacritic gebildet hat und seinen Test danach veröffentlichen.
    Und ehrlich ist es ja auch irgendwie nicht, weil man sich ja dahingehend beeinflussen lässt, dass man ja nicht die gleiche Prozentzahl da stehen hat....
    Dieser Vorwurf darf sich vermutlich jedes Magazin/Portal anhören...
    Aber ganz ehrlich...
    Manchmal ist es einfach wahrscheinlicher, das Person XY morgens zur Arbeit geht, ihren Kram macht und keine besondere Verschwörung dahinter steckt.

  4. Adios hat geschrieben: 30.08.2023 10:46 Macht mit der Info, was ihr möchtet. Finde 4/7 nur sehr auffällig und wirkt, als ob man einfach nur die Wertung der Konkurrenz drunter klatscht. Im Juni hat man sich wenigstens die Mühe gemacht, bei den meißten Spielen exakt einen Punkt abzuweichen. Kritisch. Ehrlich. Subjektiv ist das für mich nicht mehr.
    Zumindest bei Armored Core 6 ergibt diese Anschuldigung nun wirklich gar keinen Sinn. Der Test ist pünktlich zum Embargo online gegangen, also zeitgleich mit der Konkurrenz. Da konnte ich mich ja nun schlecht an anderen Wertungen orientieren.
    Dave the Diver, Pikmin 4 und Ratchet&Clank sind natürlich alle später online gegangen, da kann ich den Verdacht schlecht entkräften und dir lediglich versichern, dass wir unsere Wertungen ohne Blick auf die Konkurrenz finden. Ob du mir das nun glaubst, oder nicht, liegt natürlich bei dir. :)

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