Hmm, Invector… Musik von Avicii… da war doch schon mal was, oder?! Richtig! Schon 2017 veröffentlichten Hello There Games und Wired Production ein Spiel namens Invector exklusiv auf der PS4, das seinerseits auf dem Mobil-Titel Avicii Gravity basierte. Tatsächlich handelt es sich bei Avicii Invector lediglich um eine leicht erweiterte Version des Musikspiels aus dem Jahr 2017, das neben PS4 jetzt auch auf PC sowie Xbox One erscheint und um drei zusätzliche Tracks (Tough Love, Fade Away, Heaven) samt neuem Schauplatz ergänzt wurde. Damit steigt die Gesamtzahl auf 25 Songs, die man sich aber leider nicht in einem separaten Jukebox-Modus und damit unabhängig vom Spiel anhören darf.
Spielerisch bleibt alles beim Alten, so dass man weiterhin versucht, im Takt die vorgegebenen Knöpfe zu drücken, die auf dem typischen „Noten-Highway“ auf den Spieler zugerast kommen, wobei die Darstellung hier eher einer Straße mit Kurven und Höhenunterschieden gleicht. Je höher der Schwierigkeitsgrad, desto mehr hat man zu tun, da nicht nur die Anzahl der eingebundenen Tasten innerhalb der drei Stufen zulegen, sondern man zunehmend selbstständig die drei Spuren wechseln und manuelle Drehungen innerhalb des Prismas durchführen muss. Zwischendurch muss man außerdem wie gehabt ein Raumschiff in einem „Freiflug“ zielgerichtet durch Ringe befördern, um den Kombozähler aufrecht zu erhalten.
Knackige Herausforderung
Wird man beim einfachsten Schwierigkeitsgrad erst nach der Ankunft bei den letzten beiden regulären Schauplätze gefordert, ist auf höheren Stufen echte Fingerakrobatik und eine hervorragende Hand-Auge-Takt-Koordination gefragt, wenn man eine gute Platzierung auf der globalen Online-Rangliste erreichen will, die auch über einen Freundesfilter verfügt. Da die Songs zum Glück nicht gekürzt wurden, muss man die Konzentration außerdem meist über mehrere Minuten aufrecht erhalten. Zündet man dann noch den Boost, um kurzzeitig doppelt zu punkten, geht angesichts der rasanten Geschwindigkeit endgültig die Post ab.
Das Ergebnis steht und fällt mit der Kalibrierung. Zu diesem Zweck wird zu Beginn ein kurzer Test absolviert, bei dem man eine Taste im Rhythmus drücken muss. Was am PC und der PS4 gut funktioniert, will an der Xbox One aus irgendwelchen Gründen nicht klappen. Trotz mehrerer Kalibrierungsversuche (mit immer unterschiedlichen Ergebnissen) waren meine Punktzahlen und Wertungen bei den gleichen Songs auf Microsoft-Konsole deutlich schlechter als auf den anderen Plattformen. Erst das manuelle Eintragen der Eingabeverzögerung brachte den gewünschten Erfolg – ein Glück, dass ich hier einfach das Ergebnis der automatisch (und verlässlich) ermittelten Latenz von Rock Band 4 übernehmen konnte.
Überflüssige Story
In der Kampagne, in der man den Weg zu neuen Songs und Stages erst freischalten muss, wird die Musik-Action weiterhin von den gleichen Zwischensequenzen unterbrochen, die schon beim damaligen Invector nicht besonders gut in unserem Test ankamen. Auch in meinen Augen hätte man komplett darauf verzichten können: Die Videos sind weder visuell ansprechend noch lustig und die Monologe der uninteressanten Figur sind genauso schlimm wie ihre Stimme, die den Unsinn mit übertriebener Intonation vorträgt. Teilweise schrammt das alles schon an einer gewissen Fremdschäm-Grenze, wenn da über Schokoladenriegel sinniert wird. Da hangel ich mich lieber einfach von Song zu Song anstatt diesen Blödsinn ertragen zu müssen, den man glücklicherweise auf Knopfdruck überspringen kann.
Rhythmische Splitscreen-Duelle
Deutlich positiver ist die Beibehaltung des lokalen Mehrspielermodus, mit dem sich bis zu vier Spieler am geteilten Bildschirm Duelle liefern dürfen, wer das beste Rhythmusgefühl und die schnellsten Reaktionen hat. Allerdings sei gesagt, dass der Fernseher für die Vierer-Clubparty eine ordentliche Diagonale aufweisen sollte, damit man die recht kleinen Tastensymbole auch rechtzeitig erkennen kann.
Die fantasievoll gestalteten Schauplätze reichen von einem futuristischen Canyon über Wald- und Eislandschaften bis hin zu einer Stadt und einem Ausflug in den Weltraum. Vor allem in den Flugabschnitten hat man die Zeit, die klasse designten und oft farbenprächtigen Umgebungen zu bewundern, in denen teilweise Lichter im Takt der Musik aufblinken oder sich Objekte verformen. Das alles wirkt zwar mitunter sehr abstrakt, sieht in der Kombination mit der Berg- und Talbahnfahrt sowie den Flugeinsätzen aber klasse aus und passt perfekt zu den Elektrobeats. Es gibt Momente, da hätte ich mir zumindest für PC und PS4 eine VR-Unterstützung gewünscht, um komplett in das audiovisuelle Erlebnis einzutauchen. Angesichts der flotten Richtungswechsel und mitunter heftigen Rotationen wäre der Magen bei einem VR-Trip aber wahrscheinlich auf eine zu harte Probe gestellt worden.