Baldur’s Gate 3: Ein grauenvoller Beginn
Die ersten Minuten von Baldur’s Gate 3 machen eines direkt klar: Ein kleines Rollenspiel mit einer persönlichen, vielleicht nur lokalen Geschichte, wie es bei Disco Elysium der Fall war, erwartet euch nicht. Es ist eine Geschichte, die sich anschickt, zerstörerische Ausmaße anzunehmen und sich ganz der urtypischen Fantasy seiner Vorlage hingibt. Vorgeplänkel gibt es nicht wirklich und man muss auch nicht erst ein paar Ratten in einem Keller erschlagen, um sich Stück für Stück als Abenteurer zu beweisen. Stattdessen wird der eigene Held wie zahllose andere Charaktere von einem Gedankenschinder, im Englischen Mind Flayer und vielen vielleicht spätestens seit Stranger Things ein Begriff, entführt und macht bald darauf Bekanntschaft mit einem Parasiten, der auf zutiefst unangenehme, grauenhafte, schlicht ekelhafte Art und Weise in den Kopf eingepflanzt wird.
„Wer seid ihr?“ fragt anschließend eine schemenhafte Stimme und öffnet den Vorhang für den Charakter-Editor. Denn natürlich ist Baldur’s Gate 3 ein klassisches Rollenspiel und gibt mir keinen vordefinierten Helden an die Hand, sofern ich das nicht möchte. Zwar kann man einen von insgesamt sieben verschiedenen Origin-Charakteren wählen, von denen alle eine klare Hintergrundgeschichte haben und sechs von ihnen auch bei der Klassenwahl und dem Aussehen eingeschränkt sind, aber optional kann man sich auch einen ganz eigenen Charakter erschaffen.
in meinem Ersteindruck gelesen habt
, entschied ich mich in meinem ersten Durchgang für die clevere Kombination aus beidem: Das Dunkle Verlangen. Dabei handelt es sich zwar technisch gesehen um einen Origin-Charakter, aber ich war dennoch frei, alles selbst festzulegen. Angefangen beim Geschlecht und Volk bis hin zu Haaren, Piercings und sogar anatomischen Details, wie etwa das eigene Genital – es stehen zahlreiche Optionen zur Auswahl, auch wenn der Editor nicht so exzessiv ausfällt, wie man es von ein paar anderen Spielen aus der jüngeren Vergangenheit kennt.
Welche Klasse darf’s denn sein?
Trotzdem dauert die Erstellung meines ersten Charakters weit über eine Stunde, obwohl das rein optische Erscheinungsbild meines grünen Drachengeborenen schon früh feststand. Die immens schwierige Qual der
Wahl ergab sich stattdessen an anderer Stelle: Zwölf verschiedene Klassen mit jeweils eigenen Unterklassen stehen zur Auswahl. Wer will kann sogar schon hier einen Schritt weitergehen und die im Laufe des Spiels auftretende Option von Multiclassing gedanklich mit einbeziehen, aber auch ohne solche Experimente ist Baldur’s Gate 3 schon sehr komplex und verlockend. Möchte ich einen Paladin spielen, bei dem ich früher oder später gewiss den Eid brechen werde? Oder doch lieber einen Mönch, der im besten Falle schleichend Gegner auf den Hinterkopf schlagen kann? Wie wäre es mit einem Hexenmeister und sich der dunklen Magie ergebend? Die Optionen sind mannigfaltig und sollten gut überdacht werden, obwohl es später noch die Möglichkeit gibt, eure Klasse für ein paar Goldstücke zu ändern.
Am Ende fiel die Wahl recht simpel auf einen Barbaren, der an vorderster Front steht und später als Berserker mit einem schicken Schwert oder einer blutüberströmten Streitaxt ordentlich austeilt. In Kombination mit
meinem Hintergrund als Dunkles Verlangen, das aus einem unbekannten Grund hin und wieder eine intensive Mordslust verspürt und Leichen erschreckend faszinierend findet, erschien mir das als durchaus sinnige Kombination – rohe Gewalt war schon immer ein hilfreicher Begleiter in Rollenspielen, habe ich mir mal sagen lassen. Nachdem noch ein paar Attribute verteilt werden, kann es auch schon losgehen… dachte ich.
In Baldur’s Gate 3 muss man jedoch zwingend noch einen zweiten Charakter erstellen, den sogenannten Wächter. Für diesen darf man noch einmal alle Schritte des Editors durchspielen, wobei auf eine Klasse und Attribute verzichtet wird. Was es genau mit diesem ominösen Wachter auf sich hat und warum er eine so wichtige Rolle spielt, dass man ihn individuell einstellen darf, verrät das Spiel zu dem Zeitpunkt nicht – aber keine Sorge, das klärt sich auf jeden Fall im Laufe der Hauptgeschichte.
Also, wenn du da noch mehr Futter dann brauchst, wäre Divinity: Original Sin 2 wohl am nächsten dran. Hat vermutlich auch so 3/4 vom BG3 Umfang.
- von daher, ganz jungfräulich
macht richtig Bock das Ding
Hast du keines der original sin spiele gespielt? Die sind in der Tat sehr ähnlich.
'für mich' war hier der springende Punkt
neu is an bg3 eigtl nur die enorme qualität. ansonsten ist an dem spiel nun wirklich nicht viel neu. muss es auch nicht