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Baphomets Fluch – The Director’s Cut (Adventure) – Baphomets Fluch – The Director’s Cut

Wann habe ich George Stobbart das erste Mal getroffen? Das muss in der Steinzeit der Computerspielgeschichte gewesen sein, irgendwann Mitte der 90er auf einem alten Windows-PC. Oder war das noch unter DOS? Dass mir der Name des Amerikaners immer noch ein überaus sympathischer Begriff ist, der umgehend für wohlige Erinnerungen an mysteriöse Mordfälle sorgt, spricht für die Qualität des Abenteuers. Jetzt wurde der Klassiker für Wii und DS neu aufgelegt. Ein Grund für nostalgische Point&Click-Freude?

© Revolution Software / Ubisoft

Dialoge, Dialoge, Dialoge&

Sobald ihr Tatorte mit der Lupe vergrößert, solltet ihr alles ganz genau absuchen – es kommt auf jedes Detail an! (Wii)

Es gibt über ein Dutzend skurriler Charaktere, die sehr gut ausgearbeitet sind – manchmal voller Klischees, aber trotzdem immer wieder interessant und aufgrund des trockenen Wortwitzes durchaus lustig: Vom gar nicht auffälligen Gangsterduo über den scharfsinnigen Kommissar bis hin zur angriffslustigen Adligen. Vor allem Letztere gehört mit ihrer britischen Arroganz und ihrem rüstigen Auftreten zu den Highlights des Spiels. Ihr Einsatz beim lethargischen französischen Rezeptionisten, der sich partout weigert, Informationen über seine Gäste heraus zu geben, sorgt für köstliche Unterhaltung.

Leider sind die Dialoge, so wichtig sie für die Story sind, auch oft viel zu ausufernd. Das geht so weit, dass man sich minutenlang auch mitunter belangloses Gerede anhören muss und regelrecht nach Rätsel oder Hinweisen lechzt, um wieder mit der Remote oder dem Stylus aktiv zu werden – vor allem die neuen Zwischenstopps in Nicoles Wohnung, arten manchmal in Palaver aus. So entsteht nicht nur immer wieder Leerlauf im Spielrhythmus, sondern fast schon eine Abneigung gegen die Aufnahme weiterer Gespräche. Dabei sind die sehr wichtig, um weiter zu kommen und so manches Problem zu lösen. Der Humor und vor allem die vielen mysteriösen Zwischenfälle sowie immer knackigeren Rätsel sorgen aber spätestens in der Mitte dafür, dass man am Ball bleiben will.

Alle Schauplätze des Originals, darunter vieel Orte in Paris sowie Irland, Schottland & Co, wurden integriert. (DS)

Bei der Sprecherwahl treffen ebenfalls Heiß und Kalt aufeinander, obwohl Ersteres letztlich überwiegt: Während George sowie die meisten Nebenfiguren wirklich gut besetzt wurden, wirkt gerade die Stimme der Nicole Collard, die sehr oft zu hören ist, etwas zu alt und abgebrüht für eine junge Foto-Journalistin; der rauchige Scully-Ton will nicht so ganz passen. Seltsam sind auch so manche Brüche in der Akustik, wo aus einer klaren Stimme mitten im Gespräch (!) plötzlich eine dumpfe wird – das geht so weit, dass man zunächst an einen Sprecherwechsel denkt. Scheinbar hat man bei der Tonaufnahme einfach die neuen und alten Stücke zusammen gewürfelt; auf dem DS bleiben übrigens alle Protagonisten stumm.

Ein Gefühl der Offenheit

Das Spiel suggeriert eine angenehme Offenheit: Da ist die Karte von Paris, auf der nach und nach neue Orte vom Café über Privatwohnungen, ein Museum oder die Polizeistation erreichbar sind. Hinzu kommen die internationalen Schauplätze in Irland, Spanien und Schottland – auch Syrien ist dabei. Auch innerhalb der Recherche geht es offen zu: Man kann jeder Person jeden Gegenstand zeigen und bekommt umgehend Feedback.

Später gibt es eine Liste mit Telefonnummern, die ständig wächst und weitere Gespräche bzw. Möglichkeiten zulässt. Schließlich trägt auch die gelegentliche Wahl zwischen netter (Engel-Symbol) und unfreundlicher (Teufel-Symbol) Antwort in Dialogen dazu bei, dass man sich relativ frei fühlt. Das ist das Spiel in letzter Konsequenz natürlich nicht, aber es vermittelt gekonnt den Eindruck einer offenen Spurensuche.

Intuitive Steuerung

Was haben die Templer mit der Mordserie zu tun? Freut euch auf eine Krimistory mit Mystery-Flair. (Wii)
Die Steuerung ist denkbar einfach: Man kann mit der Remote den Bildschirm absuchen, indem man ein Fadenkreuz bewegt, man kann auf Gegenstände zeigen und diese entweder mit dem A- oder B-Knopf anwählen bzw. aufnehmen. Ersterer ist für die Interaktion verantwortlich, z.B. das Öffnen eines Fensters, Letzterer für die Information über jenes Fenster. Gerade dieses Untersuchen über B kann wertvolle Hinweise für die kommende Aktion bringen. Man kann übrigens auch mit zwei Remotes gemeinsam spielen, dann übernimmt einer die Hauptsteuerung, während der andere mit dem Fadenkreuz auf Objekte aufmerksam machen kann-

Sollte es irgendwo einen Ausgang geben, deutet ein animiertes Zeigefingersymbol darauf hin – schade ist nur, dass man innerhalb eines Abschnitts nicht per Doppelklick den Laufweg beschleunigen kann. Aber so ausufernd sind die Schauplätze auch nicht, dass das wirklich störend wäre. Per Digikreuz öffnet man das Inventar, das sich mit der Zeit sowohl bei Nicole als auch George mit vielerlei Krams füllt, der auf den ersten Blick nutzlos scheint. Oder warum sollte man ein feuchtes Handtuch aus einem irischen Pub mitnehmen?
    

  1. Wieso wird hier nicht erwähnt das sehr viele Dialoge einfach weggeschnitten wurden, die Sachen die man im Orginal mit der kleinen Lupe anklicken konnte und einen Kommentar von Stobbart bekommen hat, es aber nicht zum Spielfortschritt beigetragen hat(z.B. Menükarten, Gegenstände,Ziege in Irland usw.), was noch auffält ist das sogar einige(obwohl nicht bedeutende) Videos rausgeschnitten wurden(Irland: erstes treffen mit der Ziege). Es fehlt sehr viel, was für mich früher die Atmosphäre ausmachte, in kombination mit dem Preis weiß ich jetzt das es für mich ein Fehlkauf war. Da bleib ich lieber beim Orginal. Homebrew+Scummvm(Wii) und das alte rennt auch auf dem Fernseher über Wii.

  2. :hehe: die Dame heisst zwar Franziska mit Vornamen, aber Du hast Recht, dass die Pigulla einfach zu Nico dazu gehört. ;)
    Dennoch macht die DS-Version auch ohne Sprachausgabe Spaß. :)

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