Fazit
Battle Brothers ist ein Biest – gnadenlos, unberechenbar, immer hungrig. Als Anführer eines Söldnertrupps kämpft man hier auf zufallsgenerierten Karten jeden Tag ums Überleben, verliert Rohstoffe, Gold und Männer im gefühlten Sekundentakt. Auch wenn es keine epische Story à la The Banner Saga gibt: Ich mag dieses Art der Rundentaktik. Und ich mag den Low-Fantasy-Stil. Aber hier vermisse ich im Vergleich zum ähnlich unverzeihlichen Darkest Dungeon die Balance. Selbst als ich mich in die Feinheiten der Positionen, Waffen und Auswirkungen hinein gebissen hatte, und zwar wie ein unermüdlicher Hund, gab es mehr Nachladeterror als Spielspaß. Dass die Hamburger Entwickler weder hinsichtlich des plumpen Einstiegs ohne integriertes Tutorial, der fehlenden deutschen Sprache (hallo Jungs, so viel Text isses doch nicht!) noch der veralteten Browsergames-Kulisse mit den seltsamen Rumpfhelden überzeugen, ist gar nicht das Problem. Denn das düstere Artdesign hat Stil, außerdem ist das Kampfsystem trotz der teilweise viel zu harschen Abzüge mit seinen wunderbaren Verletzungen, dem relevanten Gelände und vielfältigen taktischen Manövern vom Schildwall bis zum Konter so stark, dass man sich wie einem Schachspiel vorkommt. Aber auf der Weltkarte erledigt man letztlich immer dieselben Aufträge, die wenigen Zwischenfälle und auch die politischen Fraktionen wirken sich leider kaum aus, das Wirtschaftssystem ist nicht hilfreich genug, man kann selbst keine Karawanen überfallen und gerät so viel zu schnell in eine Sackgasse. Man hätte deutlich früher eine Ebene der stabilen Planung erreichen müssen, die einen ähnlich wie Darkest Dungeon oder auch XCOM 2 für das permanente Risiko mit neuen strategischen Möglichkeiten entschädigt. Eine Ebene, auf der der Tod des einen oder anderen Gefährten nicht gleich die ganze Kampagne killt. Vielleicht in Form von Landgewinn, eines Hauptquartiers oder zumindest eines erweiterbaren Lagers? Trotz der Defizite habe ich mich dabei ertappt, wie ich mit meinen Rabenbrüdern immer wieder ins Feld gezogen bin – bis der Frust einfach zu groß wurde. Deshalb würde ich mir trotz der Kritik einen reifer designten Nachfolger wünschen.Wertung
Battle Brothers ist trotz fader Kulisse ein interessantes Biest mit tollem Kampfsystem. Aber der knallharten Rundentaktik fehlt die Balance, so dass zu viel Nachladeterror entsteht. Hier kann ein Schlag eine Kampagne killen.
Der Test geht in Ordnung, aber...250000 Zeilen Text ins Deutsche zu übersetzen ist keine Kleinigkeit. Und es werden ständig mehr Texte. Das man im Laufe des Spiels keinen Erfahrungsfortschritt gewinnt ist leider falsch. Die Gruppe wird stärker und auch besser ausgerüstet, aber der wahre Fortschritt ist der Spielerfortschritt. Ich habe auch lange gebraucht, um zu erkennen, dass es im Kern darum geht immer mehr taktische Vorgehensweisen zu erlernen. Quasi wie Schach. Da dauert sowas auch seine Zeit, um "Großmeister" zu werden und die Meisten werden es nie. Ich finde es sehr bereichernd, dass man hier nicht ständig seine "Belohnungen" bekommt, um seine Motivation aufrecht zu erhalten. Es ist jedesmal wie beim Tutorial. "Es war alles falsch, falsche Entscheidungen und nun haben wir den Salat". So ungefähr. Es gibt hier kein "Gewinnen". Es ist eine Reise und mal gucken wie lange diese Reise geht. Mehrere Fehlentscheidungen, mal falsch abgebogen oder 2 Söldner zuviel verloren und alles ist vorbei. Pech gehabt. Wahre Meister gibt es in dem Spiel ganz wenige und die werden zu Recht von der Community bewundert. Endlich mal ein nicht eazy beazy Mainstreamspiel, wo man nach 40 Stunden alles durch hat und den nächsten Speedrun bei YT einstellt. Ich hasse das Spiel wie die Pest, aber es macht auf Iron Man einfach auch irre Spaß, weil man immer dazu lernt und weiss wann man welchen Fehler gemacht hat. 30 Euro sind nicht zuviel für das Spiel. Es werden ständig Dinge nachgereicht und wer weiss, ob es in Zukunft nicht auch mal eine eigene Festung gibt. Die Entwickler haben zumindest eine Idee von mir in der Beta realisiert und diese im Forum auch kommentiert. Das ist wirklich schön zu wissen, dass eigene Vorschläge berücksichtig werden. Also nicht meckern, einfach vorschlagen und wer weiss, vielleicht gibt es deine Idee bald im Spiel. Frohes Köpfe abschlagen.
Kann dem Tester größtenteils zustimmen. Das Grundgerüst um Kampf und Charakterentwicklung ist wirklich sehr interessant und das artdesign weiß auch zu gefallen, aber es fehlt deutlich an Inhalten und Abwechslung. Man stelle sich vor, es gäbe größere Städte mit mehr Interaktionsmöglichkeiten und Questlines, mehr Waffen- und Rüstungsarten und echte Fraktionen alá Mount & Blade, mit denen man sich verbünden oder es sich verscherzen kann...
Dann wären da noch Charaktere, die sich deutlicher unterscheiden und einzigartige Eigenschaften besitzen sollten.
Wenn man in das Konzept ein bisschen mehr Schmalz investiert, könnte da ein echter Kracher draus werden.