Veröffentlicht inTests

Captain Kaon (Arcade-Action) – Bruchlandung im Pixelbaukasten

Manchmal machen kleine unscheinbare Spiele neugierig, weil sie ein Subgenre anvisieren, auf dem nicht so oft Titel erscheinen – mit Captain Kaon landet endlich mal wieder ein „Twinstick Gravity Shooter“ auf dem PC. Wenn man dann noch erfährt, dass man sich stilistisch vom Amiga hat beeinflussen lassen, werde ich als alter Freund der Freundin aus den 80er Jahren natürlich neugierig. Warum das von Gravitar (1982) und Thrust (1986) inspirierte Spiel für 6,99 Euro nicht mehr als eine ambitionierte Bruchlandung ist, verrät der Test.

© Engage Pixel / James Buckle /

Faszination der Schubdüsen

Seitdem ich als Knirps in der Pommesbude die Schubdüsen von „Moon Cresta“ (1980) bedienen sollte, um mein Raumschiff sicher anzudocken, liebe ich die Mechanik des dosierten Bremsens und Beschleunigens. Umso schöner war es, als der Spielhallen-Klassiker von Nichibutsu auch im PlayStation Network erschien. Noch cooler war aber die Veröffentlichung von Gravity Crash im Jahr 2009: In diesem edlen Twinstick-Shooter von Just Add Water wurde die Verwendung der Schubdüsen sehr gekonnt in die Kämpfe und Erkundung stylischer Höhlensysteme integriert.

[GUI_STATICIMAGE(setid=81095,id=92536701)]
Das von Gravitar (1982) und Thrust (1986) inspirierte Spiel kostet aktuell 6,99 Euro auf Steam. © 4P/Screenshot

Warum blicke ich nostalgisch zurück? Weil mich das ab 14. April für PC und bald auch für Xbox One erhältliche Captain Kaon mit eben dieser Mechanik sowie dem Verweis auf das Amiga-Flair der 80er Jahre so neugierig gemacht hat, dass ich es unbedingt spielen wollte – ich war „angefixt“, wie man soschön sagt. Und in der Tat kann man sein Raumschiff hier über den Einsatz der am Heck angebrachten Schubdüse sowie der 360-Grad-Steuerung angenhem frei durch bunte Höhlen schweben und gleiten lassen, wobei Kontakte mit den Wänden nicht sofort eine Explosion auslösen, sondern für stetigen Schaden sorgen.

Bruchlandung ohne Qualität

Man nimmt mit Laser oder Bomben sowohl Feinde als auch Bodenanlagen oder Geschütze unter Beschuss, kann per Greifhaken diverse Energiezellen aufnehmen und

[GUI_STATICIMAGE(setid=81095,id=92536699)]
Man erlebt Schubdüsen-Action in fader, ständig ruckelnder Retrokulisse. © 4P/Screenshot

woanders platzieren, muss so vielleicht Tore oder Barrieren öffnen und diverse Ziele innerhalb eines Levels erledigen. Sinkt die Energie der Schutzschilde zu stark ab, kann man an kleinen Ladestationen landen und sie auffrischen – somit entfällt auch meist die Spannung der Feinjustierung, zumal die Kollisionsabfrage mit Wänden & Co überaus schwammig wirkt. Das klingt spielmechanisch noch solide, aber die 6,99 Euro hätten wir uns sparen können, denn Captain Kaon ist vor allem eine stilistische Bruchlandung. Im Vergleich zum Pixelfeuerwerk eines Broforce oder der reduzierten Pastell-Ästhetik eines Pixeljunk Shooter 2 fühlt man sich hier wie in einer bunten Editorkammer, der mit ihren groben Schnitten und bulligen Figuren jeglicher Stil abgeht.

Man wird von potthässlich designten Charakteren angesprochen, muss in steriler Benutzeroberfläche evtl. Upgrades sowie Ziele managen und bewegt sein Raumschiff durch Abschnitte, die mit ihren Kanten und Graten wie plump ausgeschnitten wirken. Weder die Kämpfe noch das Erkunden machen auf lange Sicht Spaß, denn es will einfach keine angenehme futuristische Ästhetik entstehen. Sowohl Auge als auch Ohr werden ständig mit veralteten oder dilettantischen Effekten malträtiert. Geht es explosiv zur Sache, brennt nicht der Bildschirm, sondern purzeln Pixel mit blechernen Geräuschen. Übrigens flimmert und wackelt es auch noch permanent, wenn es scrollt. Zum anderen sollte man am besten so wenig Worte wie möglich über die langweilige, aber zumindest episch angelegte Story oder die öden Missionsziele verlieren, in denen man z.B. Zielscheiben abschießen muss, damit man ganz schnell Gravity Crash zur Erholung starten kann.


Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.