Veröffentlicht inTests

Champions Online (Rollenspiel) – Champions Online

Das klassische Online-Rollenspiel war und ist in eiserner Fantasy-Hand. Egal ob Ultima Online, Dark Age of Camelot, die EverQuests, Der Herr der Ringe Online oder World of WarCraft: Orks, Elfen und Zwerge regieren die zahlreichen Welten. Von Zeit zu Zeit schafft es allerdings immer wieder ein „etwas anderer“ Titel, diese Dominanz aufzubrechen. So wie vor einigen Jahren z.B. City of Heroes, dessen Team jetzt mit Champions Online einen neuen Versuch unternimmt.

© Cryptic Studios / Atari

Zeit für Helden

Wie immer bei einem Online-Rollenspiel stellt sich auch bei Champions Online (CO) die Frage, wann der richtige Zeitpunkt für einen Test ist. Titel dieses Genres sind ständig Wandlungen und Verbesserungen unterworfen. Was einen Tag noch schlecht war, könnte den nächsten schon mit einem Patch behoben sein und plötzlich zu einem Motivationswunder werden. Lobt man in einem Moment noch eine bestimmte Mechanik, kann es sein, dass mit dem folgenden Update alles verschlimmbessert wird.
Wie immer ist das Ende der kostenlosen Einstiegsphase, also bevor es ins Bezahlmodell angeht, ein guter Ansatzpunkt.

Wer sich in den „Kraftwerken“ (den Auflevel-Stationen) geduldig umschaut, wird haufenweise Beispiele für die Leistungsfähigkeit des Figureneditors finden.

Faszinieren die Superhelden so sehr, dass man nach den 30 Probetagen gewillt ist, zwischen 10,99 Euro (beim Sechsmonats-Abo) und 12,99 Euro (pro Einzelmonat) für das auf einem Pen&Paper-Regelwerk basierende Online-Rollenspiel auszugeben?
Und konnte das Team von Cryptic die Erfahrung, die man seinerzeit mit City of Heroes bzw. City of Villains (CoX) machte, hier einsetzen und damit vielleicht sogar den Blizzardschen Fantasy-Primus zum Kampf herausfordern?

Charaktereditor: Fantastisch

Bevor es mit der Tutorial-Phase in die von Alien-Kreaturen überrannte Stadt Millenium City geht, steht erst einmal die Erstellung des alternativen, mit Superkräften versehenen Alter Egos an.
Hier greift Cryptic in die Vollen. Konnte CoX bereits mit einem verdammt großen Arsenal an Gestaltungsmöglichkeiten überzeugen, übertrifft sich das Team bei CO und bietet einen Charakter-Editor, der einen mit Optionen dermaßen überschüttet, dass einem fast schwindlig wird.
Nicht nur Gesichtsform, Körpermaße oder auch -Fett lassen sich über Schieberegler komfortabel festlegen. Zusätzlich wird einem ein Haufen an frei färbbaren Klamotten, Schuhen oder zusätzliche Gimmicks wie Hörner, Flügel etc. zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis: Wer gewillt ist, Zeit zu investieren, kann nicht nur vergleichsweise mühelos bekannte Superhelden nachstellen (in der Anfangsphase sind mir einige „unglaubliche Hulk“-Versionen begegnet), sondern seiner Fantasie extrem freien Lauf lassen, was zu einigen beeindruckenden künstlerischen Ergebnissen führt.
Wer das alles nicht braucht, kann sich natürlich auch eins-zwei-drei-ganz-schnell durchklicken, nur marginale Änderungen der Vorschläge vornehmen und somit ohne großen zeitlichen Aufwand einen passablen Superhelden auf die Reise schicken oder vom Zufallsgenerator einen Helden zusammenstellen lassen.

Und natürlich spielt auch eine große Rolle, welche Kräfte dem zukünftigen Superman-Konkurrenten zur Verfügung stehen. In diesem Bereich lässt sich CO ebenfalls nicht lumpen: 18 Basissets verschiedenster Kategorien gehören zur Verfügung. Dazu gehören z.B. Elementarkräfte wie Feuer oder Elektrizität. Wer will, kann sich aber auch mit Schusswaffen oder Katanas ausrüsten, sich auf Pet-Beschwörung oder dunkle Magie verlassen.
Allerdings ist man nicht auf diese 18 Sets festgelegt. Wer will, kann sich sein ganz individuelles Kräfteset schmieden, aus dem er dann während seiner Superhelden-Karriere bei einem Aufstieg auswählt.

Farbe und häufig auch Austrittspunkt von Kräften können ebenfalls festgelegt werden.

Wobei diese Möglichkeit ohnehin generell besteht: Ist man an dem Punkt angekommen, da die zur Auswahl stehenden neuen Fähigkeiten aus dem „vorgegebenen“ Grundset nicht interessieren oder mit dem eigenen Spielstil kollidieren, kann man auch aus allen anderen Kategorien auswählen.

Jeder nach seiner Farbe

Doch hier endet die Individualisierungs-Orgie noch nicht. Bei vielen, vor allem den aktiven Kräften, kann man die Farbe, in der die Aktion erstrahlt, festlegen. Blaues Feuer? Kein Problem! Grellgrüne Telepathiestrahlen? Bitte schön! Und nicht nur das, bei manchen kann man sogar den „Austrittspunkt“ einstellen. Allerdings ist man hier auf wesentliche Punkte beschränkt. Strahlen wie Feuer oder Lebensentzug können aus den Fingern, der Brust oder vom Kopfbereich aus abgefeuert werden, was sich natürlich auch in einer jeweils anderen Animation widerspiegelt. Und natürlich kann man auch aus einer breiten Phalanx an Fortbewegungskräften wählen. Ob z.B. auf einer Flugscheibe, an Seilen oder Fäden wie Spider-Man, sprunghaft wie der unglaubliche Hulk oder frei fliegend wie der Stählerne aus Metropolis: Der Fantasie ist keine Grenze gesetzt, denn der Figureneditor ist mächtig. Vielleicht sogar der mächtigste, der bislang in einem Online-Rollenspiel Einzug gehalten hat. Aber in jedem Fall so potent, dass man nicht nur problemlos bekannte Superhelden fast 1:1 nachbauen kann, sondern vor allem auch bei der Gestaltung eines individuellen Charakters nicht eingeschränkt wird.

Dass im Gegenzug allerdings keine einzigartige Namensgebung stattfindet, also auch z.B. Dutzende „Blue Bingo Balls“ herumlaufen können, ist bedauerlich. Nur innerhalb der Charaktere jedes einzelnen Spielers sind keine Dopplungen erlaubt. Natürlich kann ich verstehen, dass die Entwickler im Vorfeld eine Art „Namensreservierung“ ausschließen möchten, bei der die Spieler nur eine Figur nach der anderen anlegen, um Namen zu blockieren. Andererseits jedoch spielt der Name nicht nur bei Rollenspielen im Allgemeinen, sondern vor allem bei Superhelden eine große Rolle, da man hier die Chance hat, sich gleich bei der ersten Begegnung mit anderen Helden zu definieren, ohne den Mund aufmachen zu müssen.

   

  1. Das Fazit unterschribe ich so durchaus, wiewohl ich eher eine 65 als 70 gegeben hätte, da die 7 vorne mir immernoch etwas zu gut ist. Meine Hauptkritik, neben VIEL zu wenig Inhalt (quests & welt) ist, dass teaming doch ein ziemliches Chaos ist ohne feste Klassen, die meisten Missionen in wenigen Minuten durch sind und es eigentümlich an Story-Tiefe fehlt. Man hat es in der Tat schnell durch.
    Dazu kommt, dass die Kärfte alle dauerdem Nerfing unterworfen sind, und man jeden Tag mit seinem Char im Off stehen kann. Es gibt in vielen Sets zu wenig nützliche Kräfte, mit Klauen etwa hat man mit lv 16 alle nützlichen Kräfte, und das kanns einfach nicht sein.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1