Deponie, die Zweite
Das Ende des ersten Teils war recht unbefriedigend, weil noch derart viele Dinge ungelöst blieben: Der Organon war noch nicht besiegt, Cletus nicht das Handwerk gelegt und Goal war noch nicht wieder im Elysium. Stattdessen sitzen Antiheld Rufus und sein hochgewachsenes Objekt der Begierde nach erneutem Absturz im Schwimmenden Schwarzmarkt fest, was in etwa unserem Venedig entspricht, wenn man die Hafenstadt denn aus rostrotem Schrott gebaut hätte. Dort spielt Chaos auf Deponia, der zweite Teil des deutschen Comic-Adventures.
Deponia sei von Anfang an als Trilogie geplant gewesen, gab Daedalic unlängst bekannt. Wenn das stimmt, was man angesichts des Gesamtumfangs annehmen kann, gilt auch hier das eherne Gesetz der Fortsetzungen, die eine durchgehende Geschichte erzählen: Abgesehen von den Matrix-Filmen ist es meist der Mittelteil, der nicht so toll ist. Bei Chaos auf Deponia ist das spürbar, denn der zweite Teil hat den undankbaren Job einer Überführungsetappe. Dieses Mal fragt man sich aufgrund der sich in die Länge ziehenden Handlung öfters, wann es denn wohl mal weitergeht. Man läuft von Pontius zu Pilatus, ohne dass sich viel Neues tut. Manches wiederholt sich einfach: Der Absturz, die verschachtelte Szenerie und Goal, die wieder mal am Rad dreht.
Rettung 2.0
Der liebenswerte Chaot Rufus macht sich einmal mehr auf, um Goal zu helfen – was sich als recht komplex entpuppt. Denn die Elysianerin ist nach unsachgemäßer Reparatur mit Billigteilen in drei Frauen gespalten, von denen genau eine, nämlich die Kindische, ein bisschen auf Rufus hört. Die hochnäsige Lady und die Kratzbürste hingegen pfeifen auf ihn. Wie schafft er es, sie innerhalb der mit Teils eins vergleichbaren Spielzeit zu überreden? Wer nicht genau zuhört, der versäumt vielleicht das Wichtigste. Er hört zudem, dass der Organon ganz Deponia zerstören will. Die bürokratische Staatsführung glaubt nämlich, dass es unbelebt sei. Haben die den Verstand verloren?
Und so tritt der Antiheld auch ein weiteres Mal an, um die äußerlich unveränderte Welt zu retten. Klar dass dabei wieder das eine oder andere kaputt geht, da sich Rufus meist selten dämlich anstellt. Im ersten Teil hat der Tollpatsch selbst schon halb Deponia in die Luft gejagt. Allein die putzige Anfangssequenz spricht Bände, wo er eben mal die Wohnung von Doc in Brand steckt, nur weil er einen Hammer sucht. Und Doc nebenbei fallen lässt, wie sehr sich Rufus doch geändert habe, da er nun so vorsichtig sei. Ist doch schön, wenn sich manche Dinge nicht ändern. Was ganz besonders für den Humor gilt.
Suche nach der Wahrheit
Zunächst liegt aber die Rettung von Goal an, die sich partout nicht behandeln lassen will. Man muss alle drei Frauen davon überzeugen, dass man ihnen helfen will, was aufgrund des bissigen Eigenlebens der „Damen“ keine leichte Aufgabe ist. Für die Suche gibt‘s wie in Teil eins die praktischen Listen, die man abarbeiten muss. So bekommt man eine zu den omnipräsenten Schnabeltieren, die als Running-Gag durch alle Stadtteile geistern. Allein die drei Goals haben keine Liste, so dass man sich merken muss, welche von den Dreien was möchte. Auch hier muss man immer genau nachfragen, um alles zu erfahren. Immerhin verschwinden dieses Mal die wichtigen Fragen, wenn man sie gestellt hat.
Dennoch muss man immer alles abklappern, um auch die letzte Information zu bekommen. Obwohl es mittlerweile eine Schellreisefunktion per gezeichneter Karte gibt, läuft man wieder viel hin herum. Das liegt daran, dass man so manches Rätsel wie beim nervigen Gondoliere mehrmals angehen muss, bis es endlich mal klappt. Zudem sollte man stets alles fragen, damit man auch das letzte Informationskörnchen rausfiltert. Nur so ergeben sich sinnvolle Verbindungen – etwa wenn Bozo von seiner schlagkräftigen Freundin erzählt. Den kennt man ja schon aus dem ersten Teil, was nicht das einzige Wiedersehen ist. Damals war er allerdings noch Sprengmeister; jetzt hat er auf Seemann umgesattelt.
Edna hatte va 'ne klare Vorstellung davon, was es sein will und was es erzählen wollte. Bei Chaos auf Deponia bin ich mir da nicht so sicher - insbesondere gegen Ende verzettelt sich das Spiel so dermaßen in sich selbst, naja. Ich find's ziemlich enttäuschend.
Deswegen ist "Prometheus" auch, trotz aller Story-Kniffe und versteckten Bedeutungen, kein besonders guter Film. Weil er sich einen SCHEISSDRECK für die Charaktere und ihre Motivationen interessiert.
Und back to topic: Deswegen zeichnen sich gute Adventures (wie zB. Edna bricht aus) auch durch liebevolle & überzeugende Charaktere aus. Da hilft die tollste Graphik nix, wenn es einem vollkommen kalt lässt, wer hier im Spiel warum zu Gange ist.
Account-Bindung - Nein
Na, also. Warum nicht gleich so, Herr Fichtelmann?
Unter dem Strich wäre es aber wohl trotzdem besser gewesen, die Sache auf dem ersten Film beruhen zu lassen.