Pro Evolution Soccer 4 ist göttlich, FIFA 2005 sehr gut. Wer soll sich da noch mit Club Football 2005 beschäftigen, das beiden Konkurrenten klar unterlegen ist? Machen wir es kurz: Der absolute Bayern- oder Real-Fan, der seinem Verein auch virtuell die Treue halten und schnell ein paar Tore schießen will. Ihr habt die Wahl zwischen 21 verschiedenen Versionen, die alle europäischen Top-Teams
Edle Menüs, coole Tricks – aber welcher Bayer soll das sein? (PC) |
abdecken. Obwohl das angesichts der Teilnahme von Dortmund und Hamburg etwas zu viel versprochen ist; immerhin könnt ihr die beiden in Liga und Superliga selbst wieder an die Spitze schießen.
Letztes Jahr haben wir dem Kick 68% gegeben. Dieses Jahr packen wir noch mal ein Prozent drauf – damit schlägt man TIF 2005 um satte zehn Prozent und sichert sich Platz 3 in der virtuellen Fußball-Liga. Wie ist das möglich? Codemasters hat die Kritik in einigen Bereichen ernst genommen: Das fängt schon bei den unterschiedlichen Intros an, die jetzt je nach Version stimmungsvolle Fanmärsche zum Stadion samt der Architektur der Fußballtempel zeigen. Hier bietet man gegenüber dem Vorjahr endlich einen Hauch von Atmosphäre. Die vergeht allerdings wieder nach dem Anpfiff mit Breitners stocksteifen Einleitungen und Marcel Reifs emotionlosen Kommentaren. Aber man hat auch in anderen Belangen zugelegt, so dass das Spiel insgesamt durchaus gereift ist.
Ein Strauß an Neuerungen
Die Menüführung ist edel, es gibt mehr taktische Optionen als bei FIFA (inklusive Manndeckung), die Statistiken sind detailliert und das freizuspielende Vereinsmaterial wurde aufgestockt: Neben der Club-Geschichte sowie Infos über den Kader locken kleine Filmchen mit berühmten Tor-Delikatessen, die Basler, Ricken & Co mit einigen Glanzlichtern ins Gedächtnis rufen, sowie eine virtuelle Stadiontour. Allerdings dürften die Ultras unter den Fans selbst diese netten Dreingaben in und auswendig kennen und mit einem Blick auf ihre Merchandise-Schatzkisten nur müde lächeln. Irgendwie fehlen hier die besonderen und wirklich einzigartigen Zugaben. Wie wär´s nächstes Jahr mit Exklusiv-Interviews? Trainingskamera? Fan-Gesänge zum Runterladen?
Aber spielerisch hat sich auch etwas getan: Zwar erinnern die Steuerungsbelegung sowie das Bewegungs- und Schussrepertoire immer noch frappierend an Pro Evolution Soccer 4 (flache und hohe Pässe in die Tiefe, zweiten Verteidiger hinzuziehen, Lupfer etc.), aber es gibt einige Zusätze. Ihr
Einige Stars sind sofort zu erkennen, viele andere sind einfach nicht markant genug porträtiert. (Xbox) |
könnt jetzt Schüsse besser antäuschen, leichter dribbeln, deutlich schneller sprinten, verschiedene Kopfbälle ansetzen, schärfer in den Strafraum flanken und auf aktivere Mitspieler zählen, die schon mal von alleine in den freien Raum vorstoßen – die Offensiv-KI ist besser geworden.
Allerdings fühlen sich immer noch alle Spieler gleich an – egal ob Balltänzer Ronaldo, Flankengott Figo oder ein Durchschnittskicker der Reserve. All die feinen Spielerdaten und Detailwerte, die ebenfalls deutlich an PES4 erinnern, kommen auf dem Platz nicht zur Geltung; man vermisst einfach die Individualität. Daher schrumpfen die edlen Tabellen schnell zur Fassade.
Präzisionsauslöser?
Hinzu gekommen ist auch der „Precision-Trigger“, mit dem eure Stars millimetergenaue Bewegungen auf den Platz zaubern sollen und in der Verteidigung einen Angreifer in der Rückwärtsbewegung fokussieren. Letzteres zeigt kaum Erfolge und bei Ersterem sind die Möglichkeiten in der Offensive weder spektakulär noch besonders ansehnlich oder spielerisch sinnvoll. Auch ohne diese schlecht animierten Zentimeter-Dribblings kommt man gut voran. Und auf der Xbox sind sie viel zu umständlich über den schwarzen Button zu erreichen – dieses wohlklingende Feature hätte man sich sparen können. Trotzdem: Club Football spielt sich insgesamt dynamischer als der zähe Vorgänger, der Ball rollt schneller durch die Reihen, TIF 2005 lässt man alt aussehen.