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Crossroads Inn (Simulation) – Die Geschichte des kleinen Wirts

Wirtshaus-Betreiber haben’s schwer – oder fallen euch tatsächlich welche ein, die als namhafte Protagonisten durchgehen? Entweder bauen sie doch als unsichtbare Lenker ihr Imperium auf oder spielen eine Nebenrolle in den Abenteuern ganz anderer Helden. „Schluss damit!“, dachte sich wohl Kraken Unleashed, als man per Kickstarter Crossroads Inn finanzierte, um die Geschichte eines ganz besonderen Wirts zu erzählen. Und für unseren Test sind wir eine Zeitlang in dessen Haut geschlüpft.

© Kraken Unleashed / Klabater

Mit Klick durchs Mittelalter

Überhaupt vermisse ich an allen Ecken und Enden Automatisierungen – oder wenigstens ein kluges Verhalten der Belegschaft. Stattdessen bleiben manche Einkäufe z.B. absurd lange vor der Tür liegen und können deshalb nicht genutzt werden, obwohl längst wichtige Zutaten fehlen oder das Licht im kompletten Haus ausgegangen ist. Da fegen die Angestellten schon mal lieber einen ungenutzten Flur, anstatt eine Kiste hereinzutragen oder sich endlich um die auf höchste Priorität gestellte Reinigung des Nachbarzimmers zu kümmern. Nicht zuletzt kommt es auch nach inzwischen mehreren Updates gerne vor, dass sich Figuren dauerhaft nicht mehr fortbewegen oder andere Sperenzchen treiben.

So gut es außerdem ist, dass man bei allen Angestellten festlegen kann, mit welcher Priorität sie welche Aufgaben ausführen: Man erkennt sie im Gewimmel nicht, muss all das also über trockene Menüarbeit tun, die unnötig viele Klicks benötigt und an vielen Stellen einen umfassenden Überblick über die teils aufwändige Verwaltungsarbeit missen lässt. Crossroads Inn erfordert leider relativ viel Detailarbeit, die unübersichtlich und nicht gerade motivierend ist.

Kennt man eins, kennt man alle

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Unterhaltungen bringen die Erzählung voran. Mitunter trifft man dabei Entscheidungen, die den Verlauf der Handlung beeinflussen. © 4P/Screenshot
Im Kleinen funktioniert das Managen. Komplexe Funktionen und Abläufe sind aber schlecht durchschaubar und umständlich in der Handhabung. Schade auch, dass sich Kampagne und freies Spiel stark ähneln. So gibt es nur eine einzige Umgebung, an der die Kneipe steht – visuell hätte ein wenig prozedurale Variation durchaus gutgetan. Und obwohl man stets nur stückweise verschiedene Aktionsmöglichkeiten freischaltet sowie im eigenen Garten Gemüse oder Getreide anbaut, um Lebensmittel selbst zu produzieren, erstellt man gefühlt stets das gleiche Wirtshaus. Mir fehlt es an Variation, um auch sehr individuelle Vorstellungen eines Gastronomie-Betriebs zu verwirklichen.

Viel schlimmer ist jedoch, dass das Managen der Gaststätte von dermaßen vielen inhaltlichen Unstimmigkeiten und Programmfehlern geplagt ist, dass es sich selbst heute noch nach einem Early-Access-Titel anfühlt. So findet man sich bei manchen Zugriffen aufs Menü z.B. im Browser wieder, wo gerade das Steam Subscriber Agreement geöffnet wurde. Auch merkt sich das Spiel manche Grafikeinstellung nicht. Ich muss etwa nach jedem Start erst die comichaften Umrandungen aller Objekte abschalten. Weiterhin funktionieren einige Abläufe in der Kampagne nicht, falls man sie in leicht anderer Form oder Reihenfolge ausführt, als es die Entwickler vorgesehen haben.

Diese Liste ist lang

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Stecken Angestellte fest, muss man sie feuern und neue einstellen. Fehler wie dieser ziehen sich leider durchs gesamte Spiel. © 4P/Screenshot
Man darf die Tastaturbelegung nicht ändern. Man verliert Geld, wenn man noch während eines pausierten Bauvorhabens falsch ausgelöste Aktionen rückgängig macht. Falls man nach dem Auswählen eines Gegenstands die Kamera dreht, verschwindet dieser häufig, bevor man ihn platzieren kann. Es werden mehrere Getränke in einem einzigen Ausschank-Fass gelagert. Hebt man das Pausieren per Leertaste auf, kehrt das Spiel nicht in die zuvor aktive Zeitbeschleunigung zurück, sodass man sie ständig aufs Neue einschalten muss.

Man kann einmal bestehende Räume nicht durch das Einsetzen von Wänden teilen, sondern müsste einen Teil erst abreißen und neu hinzukaufen. Das Raster der bebaubaren Fläche ist auch dann komplett weiß, wenn das Grundstück mit Schnee bedeckt ist. Manche Mitteilungen über nicht funktionierende Abläufe sind so ungenau, dass man den Fehler nicht identifizieren kann, usw., usw. usw.

Ich bin niemand, der aus Prinzip jeden Makel zählt, ganz im Gegenteil sogar. Doch hier ist es tatsächlich so, dass man alle Nase lang über Ungereimtheiten und Fehler stolpert – die dadurch nicht nur auffällig, sondern gar zentraler Bestandteil eines Spiels sind, das den Early Access gefühlt viel zu früh verlassen hat.

 

  1. LaNoir hat geschrieben: 25.12.2019 21:09 So was hab ich mir damals für nen neuen Final Fantasy Tactics-Teil gewünscht (Tavernenquests ftw), aber ich hab ja nicht mal ein neues Tactics erhalten...
    Schau dir mall Fell Seal an.

  2. So was hab ich mir damals für nen neuen Final Fantasy Tactics-Teil gewünscht (Tavernenquests ftw), aber ich hab ja nicht mal ein neues Tactics erhalten...

  3. Ging mir genauso. Zudem ist der Test quasi deckungsgleich mit einigen anderen, da gibt es also wohl nicht viel zu deuten. Und ein halbfertiges Spiel, zu dem schon DLCs und ein Seasonpass vermarktet werden, geht mir noch mehr gegen den Strich als ein halbfertiges Spiel alleine...

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