Dass der Himmel eine graue Texturtapete ist und die Huren alle gleich aussehen, ist nicht so schlimm. Dass die Karte sofort alle Ausgänge, Händler sowie Zielorte für Neben- und Hauptaufgaben zeigt, gehört eben zur Komfort-Fantasy. Da wird allerdings mit der Kreuzergasse ein gefährlicher Ort aufgebaut, nur um ihn gleich wieder einzureißen. Kaum betritt man das Rotlichtviertel, wird man vor Angriffen gewarnt: „Was willste hier? Ne Faust ins Gesicht?“ oder „Hier hast du schneller ein Messer in der Kehle, als du…!“ Ach ja, wo denn? Das Viertel ist ein langweiliger Schlauch ohne Gefahr, den man zig mal hin und her latschen muss. Das Beste ist: Noch bevor man die Leute sieht, die einen vielleicht mal überfallen wollen, zückt Cairo sein Schwert – so macht man jede Spannung zunichte. Und kaum betritt man das Bordell, haut man dort alles weg.
Schwaches Kampfsystem
Die Regie baut Gegner groß auf, nur damit sie danach wie Seifenblasen platzen – man macht sie spielend leicht fertig. Wer einigermaßen Hand und Auge koordinieren kann, wird hier selbst auf dem höchsten der drei Schwierigkeitsgrade nur müde gähnen. Man stirbt auf der normalen Stufe nur dann, wenn man sich wirklich Mühe gibt, nicht blind auf die Angriffstaste zu hämmern oder die Heiltränke über das Steuerkreuz nicht zu nehmen. Selbst wesentlich besser ausgerüstete Wachen werden wie Butter geschnitten, man haut
locker durch Wände und trifft in einem Bogen gleich sechs, sieben Feinde. Spannung? Fehlanzeige? Dazu trägt auch ein schlechter Scherz namens Konter bei: Ohne Schild (!) hält Cairon seinen Arm auf Schultertastendruck zur Abwehr hoch, bis nach einem gegnerischen Angriff eine Anzeige für den fatalen Hieb erscheint – das wird nicht nur schlecht animiert, sondern ist viel zu einfach. Riposten der Gegner? Ach, wozu denn! Wie ein anspruchsvolles Kontersystem aussieht, hat Castlevania: Lords of Shadow demonstriert. Von Dark Souls fange ich erst gar nicht an.
Probleme im Kampf entstehen nur aufgrund der Überzahl oder dann, wenn die zickige Kamera mal den Blick auf das Gefecht versperrt. Für künstlichen Anspruch sorgt zudem, dass man beim ewig gleichen Klingentanz auf einen kleinen Bereich beschränkt wird. Die Gefechte sind nicht nur deshalb langweilig, weil man meist in aller Ruhe wegrollen und mit immer gleicher Knopfdrückerei zum Erfolg kommen kann: Eiszauber auf den Boss, schwere Attacken folgen lassen, wegrollen, viel Kroppzeug verkloppen für Mana, dann wieder Eiszauber auf den Boss, schwere Attacken folgen lassen etc. Dieses Schema reicht je nach Feind mit variierter Magie für das komplette Abenteuer aus. Es kommt auch deshalb Langeweile auf, weil sich die Kamera immer automatisch auf den nächsten Gegner ausrichtet, der manchmal nichts Besseres zu tun hat, als einem mitten im Kampf den Rücken zuzukehren – richtig gehört: selbst Bosse drehen plötzlich ab. Kurzum: Die KI ist mangelhaft.
Ich würde auch 7/10 Punkten geben.
Allerdings weiß ich nicht wie das Spiel zum Release aussah, hab es erst vor paar Monaten durchgespielt.
Und eine 4/10 hat es zumindest im jetztigen Zustand wirklich nicht verdient, besonders wenn man bedenkt was die Konsolenversionen von Risen 3 bekommen haben.
Ich würde eher 65 - 70 % geben.
Habe Demonicon jetzt knapp 15 Stunden gespielt und muss hier von einer klaren Fehlwertung seitens 4P sprechen. Bestimmt kein wirklich gutes RPG, aber 39 % - sicher nicht.
Das zieht sich ja auch durch andere gerade RPG Tests. Im einen Spiel sind Minispiele eine tolle Erweiterung, im nächsten (Risen 3) unnötiges Füllmaterial...usw.
Wer Gothic 3 heutzutage anspielt erhält mit Patches tatsächlich ein ganz anderes Spiel. Viel besseres Kampfsystem, sehr schöne abwechslungsreiche Umgebungsgestaltung, neues Material etc etc. Das sollte man dann schon erwähnen. Die Bezeichnung "Wandersimulator" die einige auf Skyrim anwenden passt imo auch ganz gut (im positiven Sinne) auf Gothic 3. Macht einfach Spaß das zu erkunden aber der ganz große Wurf ist das Spiel auch mit Patches nicht geworden.
Was Demonicon anbelangt. Sicher ein befriedigendes Spiel aber die DSA Lizenz passt für mich einfach zu einem komplexem RPG das den Schwerpunkt auf Interaktion mit der Umwelt legt. "Fantastischer Realismus" wie das ein anderer Poster geschrieben hat mit starker Umgebungseinbindung.